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Die Analyse der Gegentore bei der WM 2018 in Russland machte es deutlich: Standardsituationen spielen bei Torerfolgen in Fußballspielen eine enorme Bedeutung. Denn 45 % aller 169 Gegentore, die in den 64 Spielen erzielt wurden, fielen aufgrund von Standards, nur 55% aller Tore wurden aus dem Spiel heraus erzielt. Standardsituationen haben einen entscheidenden Vorteil: Man hat es mit einem ruhenden Ball zu tun und die Gegenspieler sind auf Abstand. Zudem kann man die Bewegungsabläufe unter den Spielern einüben und durch einstudierte Passfolgen und Laufwege die gegnerische Abwehr so irritieren, dass sie ihre Grundordnung verliert oder sie dadurch überrascht. Variantenreiche und kreative Ausführungen von Standards sind eine gute Gelegenheit, mit einem gekonnten Schlag drei Punkte zu sichern, wie die nun folgende Analyse verdeutlicht.

Als Standardsituation (auch kurz Standard genannt) wird nach Wikipedia eine Spielsituation bezeichnet, die sich aufgrund einer vorherigen Spielunterbrechung ergibt. Nach dieser Definition gehören ein Einwurf, Abstoß oder Anstoß, aber vor allem Eckstöße, Freistöße und Elfmeter zu dieser Kategorie. Vor allem die drei zuletzt genannten Aspekte haben eine große Bedeutung, wenn es darum geht, über Standards ein Tor zu erzielen. Wie erfolgreich diese verschiedenen Arten von Standardsituationen bei der WM 2018 in Russland waren, verdeutlicht die folgende Grafik:

Sie zeigt, dass die Anteile der verschiedenen Standardsituationen an Torerfolgen bei der WM in etwa gleich verteilt waren, mit leichten Vorteilen für Eckstöße.

a) Torerfolg nach Eckbällen (35,8 %)

Am häufigsten waren Teams nach Eckbällen (35,8 %) erfolgreich. Dabei erfolgten die Abschlüsse auf unterschiedliche Art. 17 von 24 durch Eckbälle erzielten Tore fielen direkt mit dem ersten Kontakt, 4 Tore mit dem zweiten Kontakt und nur 3 Tore nach drei und mehr Kontakten. Dabei war vor allem das Kopfballspiel ein erfolgversprechendes Mittel, denn 18 der 24 Eckballtore fielen nach einem Abschluss mit dem Kopf.

b) Strafstöße (34,3 %)

Am zweitmeisten führten Strafstöße bei Standardsituationen zu Torerfolgen. Insgesamt 23-mal trafen die Schützen vom Elfmeterpunkt.

c) Freistöße (29,9 %)

Mit Freistößen waren die WM-Teilnehmer in Russland 20-mal erfolgreich. Davon führte 7-mal ein Direktschuss zum Torerfolg, 13-mal hingegen war der Umweg über einen Mitspieler notwendig.

Ein genauer Blick auf die indirekten Freistöße verrät noch etwas: Bei den insgesamt 13 Torerfolgen nach indirekten Freistößen wurden die Treffer wie bei den Eckstößen am häufigsten mit dem ersten Abschlusskontakt erzielt, nämlich 8-mal. Nur einmal erfolgte der Torabschluss mit dem zweiten Kontakt, 4-mal waren 3 und mehr Ballkontakte nötig, bis das Tor erzielt wurde. Bei den Freistößen hielten sich die Torerfolge nach Kopfball und mit dem Fuß in etwa die Waage.

Offen bleibt die Frage, ob die Standardsituationen inzwischen so ausgeklügelt sind, dass sie nur schwer verteidigt werden können, oder das Abwehrverhalten der verteidigenden Mannschaft oft unzureichend ist. Angesichts der Häufigkeit, mit der Tore durch Standardsituationen erzielt werden, lohnt es sich jedenfalls für jeden Trainer, in Zusammenarbeit mit dem Torwarttrainer einen Plan zu entwickeln, wie Gegentore nach Standardsituationen besser verhindert werden können, und in Zusammenarbeit mit seinen Co-Trainern kreative Ideen konzipiert, mit denen die Abwehr des Gegners mit einer ausgeklügelten Freistoßvariante überrascht werden kann.

Bundestrainer Hansi Flick hat die Notwendigkeit bereits erkannt, die Nationalmannschaft in diesem Bereich zu verbessern. Mit Mads Buttgereit hat er einen Co-Trainer in sein Trainerteam aufgenommen, der sich ausschließlich um Standards kümmert. Auch beim SC Freiburg ist man diesen Weg bereits gegangen. Ihre traditionelle Stärke nach ruhenden Bällen ist bekannt wie gefürchtet. 15 der 28 Freiburger Hinrunden-Tore fielen nach Freistößen, Ecken oder Strafstößen. Das ist Bestwert in der Bundesliga. Das Geheimnis: Co-Trainer Florin Bruhns trainiert speziell Standardsituationen. Eine Idee allein reicht aber nicht. Zur Umsetzung braucht es einerseits Freistoßkönner wie Vincenzo Grifo. Der Offensivkünstler mit dem feinen rechten Fuß war an 12 der 15 Erfolge als Standardschütze beteiligt: viermal netzte er selbst ein und siebenmal gab er die Vorlage. Einmal köpfte Nicolas Höfler seine Freistoßhereingabe zu Torschütze Lucas Höler. Andererseits braucht es aber auch gute Verwerter für die Flanken, wie z,B. den Österreicher Philipp Lienhart in Diensten der Breisgauer, der wie schon in der Vorsaison jeden seiner vier Treffer nach einer Standardsituation erzielte.

Zum Abschluss noch ein Wert, der die Bedeutung von Standards unterstreicht: Auch in der Bundesliga wird inzwischen jeder dritte Treffer über Standards erzielt.

Artur Stopper

Artur Stopper

Mit über 25 Jahren Erfahrung als Torwarttrainer weiß Artur, wie Torhüter ticken. Deshalb bevorzugt er Themen, die die Welt der Torhüter ausmachen: Vereinswechsel, Tiefschläge, Pechsträhnen, Höhenflüge, Emotionen, Ersatzbank, Halbgötter, Erfolge.

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