Im Fußball kommt es immer wieder vor, dass Spieler einen sogenannten Sahnetag erwischen. Gemeint ist damit ein Tag, an dem einfach alles zu ihren Gunsten läuft. Einen solchen Sahnetag erwischte Declan Rice, Mittelfeldspieler bei Arsenal London, am vergangenen Dienstag im Viertelfinal-Hinspiel der Champions-League gegen Real Madrid. Der 26-jährige englische Nationalspieler sprach nach dem Spiel bei Prime Video von einem „historischen Abend“, den er im Emirates Stadium erlebt habe, und den er wohl ein Leben lang nicht vergessen wird.
Der Hintergrund: Mit zwei Traum-Freistoßtoren trug er entscheidend zum 3:0-Erfolg gegen den spanischen Rekordmeister bei. Zwei Freistoßtore in einem Spiel gelingen höchst selten, zumal Rice erstmals überhaupt in seiner Karriere ein Freistoßtor gelang. Und das gegen Thibaut Courtois, der seit Jahren zu den besten Torhütern der Welt zählt. Beim ersten Freistoßtor war der zweimalige Welttorhüter (2018, 2022) in Diensten der Königlichen nicht ganz unbeteiligt, wie er nach dem Spiel selbst einräumte. Worin sein Fehler bestand? Goalguard sagt es euch.
Was war passiert?
Es ist die 58. Minute beim Spielstand von 0:0. Arsenals Außenspieler Saka zieht gegen Alaba nach innen, der seinen Gegenspieler in halbrechter Position legt. Der Ort des Vergehens ist rund 25 Meter vom Gehäuse der Spanier entfernt. Die folgende Grafik stellt die Ausgangssituation dar.

Courtois hat eine Mauer mit vier Spielern gebildet und positioniert sich auf der Torlinie so weit nach rechts, dass er noch einen direkten Blick zum Ball hat (siehe gestrichelte Linie). Für Arsenal hingegen stehen mit Rechtsfuß Declan Rice und Linksfuß Bukayo Saka zwei Spieler als Freistoßschützen mit unterschiedlichen Schussarten bereit. Da Courtois deshalb nicht vorausahnen kann, welcher der beiden Spieler den Freistoß treten wird, kann er sich kaum auf die voraussichtliche Flugbahn des Balles einstellen.
Trotz der vermeintlich großen Distanz schießt Rice direkt aufs Tor und zirkelt dabei die Kugel wuchtig mit dem starken rechten Fuß um die Mauer herum. Der Ball schlägt nach einer famosen Flugkurve unhaltbar neben dem Torpfosten von Real-Torhüter Thibaut Courtois ein. Der Ball ist für ihn nicht haltbar.
Courtois übernimmt die Verantwortung
Trotzdem übernahm Thibaut Courtois nach dem Spiel die Verantwortung für das erste Tor von Declan Rice. „Im Moment des ersten Tores hätte ich noch einen weiteren Spieler in die Mauer stellen müssen. Aber ich dachte, dass Rice den Ball nicht so stark drehen würde.“
Was meint Courtois mit dieser Aussage? Möglicherweise ging Courtois davon aus, dass Bukayo Saka den Freistoß ausführen würde und postierte die Mauer entsprechend. Rice hingegen hatte er als Schütze wohl weniger auf dem Schirm. Das wird deutlich durch die Positionierung von Federico Valverde, der direkt in der Schussbahn von Rice steht (siehe gestrichelte Linie in Grafik oben). Diese Position ermöglichte es Rice, den Ball um die Mauer herum zu schlenzen.
Die Mauer richtig gestellt

Eine Grundregel, die es beim Aufstellen einer Mauer zu beachten gilt, lautet, dass die Mauer nicht auf Höhe der gedachten Linie zwischen Ball und dem Pfosten endet, sondern ein Mann (siehe Pfeil) über die gedachte Linie hinaus postiert wird, um zu verhindern, dass der Schütze den Ball mit einem perfekt getimten Schlenzer um die Mauer herumzirkeln kann (siehe Grafik). Hätte Courtois dieser Grundregel genügend Beachtung geschenkt, wäre der Treffer wohl vermieden worden.
Fußball ist ein Fehlersport, lautet ein häufig geäußerter Satz. Das trifft auch in diesem Fall zu. Vielleicht soll man aber einfach mal den Blick weg von Courtois zum Schützen Declan Rice wenden und würdigen, mit welch großartiger Raffínesse und grandiosem Feingefühl Rice den Ball um die Mauer herumgeschlenzt hat. Einfach gut gemacht!