GoalGuardGoalGuard Steady Status

Per Steady einloggen GoalGuard Plus

Unter dem Begriff Standardsituationen werden Aktionen zusammengefasst, die nach einem ruhenden Ball erfolgen, also Eckbälle, Freistöße oder Elfmeter. Sie nehmen schon immer im Fußball einen sehr hohen Stellenwert ein und können Spiele entscheiden. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Aber wir häufig führen eigentlich Standards zu Gegentoren, und welche Standards sind am erfolgreichsten?

Markus Krauss, Torwarttrainer bei der U19 des VfB Stuttgart, hat untersucht, wie häufig Standardsituationen zu Gegentoren führen. Dazu hat er den Anteil an Gegentoren durch Standardsituationen in der Bundesliga-Saison 2020/21, bei der EM 2020 sowie in der Premier League-Saison 21/22 unter die Lupe genommen.

Prozentualer Anteil der Standardsituationen an Gegentoren

In der folgenden Grafik sind seine Ergebnisse dargestellt. Aus der Darstellung kann man ersehen, wie oft (Angaben in Prozenten) in den drei unterschiedlichen Wettbewerben Standardsituationen (Eckbälle, Freistöße, Elfmeter) zum Torerfolg geführt haben, gemessen an der Gesamtanzahl an Toren:

Wettbewerb / Standard Tore nach Eckball Tore nach indirektem Freistoß Tore nach direktem Freistoß Tore nach Elfmetern
Bundesliga 7,11 4,53 1,29 9,27
EM 7,04 4,23 0,70 7,04
Premier League 9,06 2,80 1,49 7,84

a) Freistöße

Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass Freistöße den kleinsten Anteil unter den Gegentoren in allen drei Wettbewerben bilden, wobei der Anteil der indirekt erzielten Tore nach Flanken ca. viermal so hoch ist als der bei direkten Freistößen. Die Grafik macht deutlich:

Freistöße sind von allen Standardsituationen am wenigsten erfolgsversprechend. Vergleicht man die verschiedenen Wettbewerbe genauer miteinander, stellt man fest, dass es bei indirekten wie direkten Freistößen durchaus einen Unterschied zur Premier League gibt. In England werden weniger Tore durch Freistöße nach Flanken erzielt als in der Bundesliga, mehr hingegen durch direkte Freistöße. Ein Grund für die geringere Anzahl an Gegentoren nach indirekten Freistößen könnte die höhere fußballerische Klasse in der Premier League sein. Englands Eliteliga ist inzwischen aufgrund der hohen Gehälter zu einem Magnet für internationale Top-Spieler geworden. Diese höhere Qualität bedeutet, dass die Verteidiger in der Regel Flanken besser verteidigen können, da sie zum einen meist taktisch besser geschult und zum anderen athletisch besser ausgebildet sind. Dadurch fallen weniger Gegentore. Bei direkten Freistößen hingegen ist es andersherum. Hier ist der feine Fuß gefragt, der bei höherer fußballerischer Klasse eher vorhanden ist.

b) Eckbälle

Ein Blick auf die Anzahl der durch Eckbälle erzielten Tore zeigt zunächst, dass diese Standardvariante neben Elfmetern zu den erfolgreichsten Standardsituationen gehört. Ungefähr jedes 13. Tor resultiert aus einem Eckball.

Während dieser Wert in der Bundesliga und der EM in etwa gleich sind, fällt der Anteil an nach Eckbällen erzielten Toren in der Premier League etwa 2 % höher aus. Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass in England Torhüter stärker von gegnerischen Spielern angegangen und vom Schiedsrichter weniger geschützt werden, in Deutschland hingegen ähnliche Angriffe auf den Torhüter meist abgepfiffen werden. Möglicherweise spielen aber auch die höhere Körperlichkeit im Luftkampf - sprich Größe und Athletik - in der Premier League gegenüber anderen Ligen eine Rolle. Große und robuste Spieler setzen sich im Luftkampf eher durch. Genau dieser Spielertyp ist in der Premier League besonders gefragt.

Ein dritter Grund könnte zudem die höhere Qualität der Hereingaben sein, denn Top-Spieler können einen Eckball möglicherweise durch ihre technische Klasse präziser und raffinierter ausführen als andere.

c) Elfmeter

Der Anzahl an Elfmetertoren entspricht in etwa der Erfolgsquote bei Eckbällen. Auffallend ist aber, dass Elfmeter in der Bundesliga 2 % häufiger gegeben werden als in der Premier League. Das mag damit zusammenhängen, dass im englischen Fußball immer schon körperbetonter gespielt wird und sich deswegen Schiedsrichter bei einem Zweikampf mit dem Pfiff eher zurückhalten. Auch die Interpretation einer Situation durch den VAR dürfte sich in beiden Ligen unterscheiden, weil die englischen Schiedsrichter an die schon immer körperbetontere Spielweise im englischen Fußball angepasst sind und daher einen Körpereinsatz durchwinken, der in der Bundesliga wahrscheinlich bestraft worden wäre.

Fasst man die Ergebnisse zusammen, kann man feststellen, dass die Anteile der verschiedenen Standardsituationen an den Gesamttoren in allen drei Wettbewerben ähnlich sind und sich nur in Nuancen unterscheiden. Auch die Gesamtsumme ist nahezu deckungsgleich: Der Anteil von Toren nach Standardsituationen beträgt ungefähr 20 %. Anders ausgedrückt: Jedes 5. Tor resultiert aus einem Standard. Der Aufwand, Standardsituationen regelmäßig ins Training einzubauen, kann sich also auszahlen. Daher sollten sie defensiv als auch offensiv trainiert und ein wöchentlicher Bestandteil des Trainings werden.

Analyse

Artur Stopper

Artur Stopper

Mit über 25 Jahren Erfahrung als Torwarttrainer weiß Artur, wie Torhüter ticken. Deshalb bevorzugt er Themen, die die Welt der Torhüter ausmachen: Vereinswechsel, Tiefschläge, Pechsträhnen, Höhenflüge, Emotionen, Ersatzbank, Halbgötter, Erfolge.

Weiterlesen ...