Wenn sich die Regelhüter des International Football Association Boards (IFAB) im ersten Quartal des Jahres zu ihrer alljährlichen Sitzung treffen, kommt es meist zu Regeländerungen für den Fußball. So war es auch in diesem Jahr. Die einschneidendste Regel-Modifikation, die sich die Funktionäre dieses Mal ausgedacht haben, betrifft die Torhüter. Der Grund für die Neuerung: Viele Torhüter halten nach ihrer Meinung den Ball zu lange fest und bremsen dadurch den Spielfluss erheblich, was einem klaren Zeitspiel gleichkommt. Die Sechs-Sekunden-Regel, die bisher für Torhüter galt, wurde in den letzten Jahren oft ignoriert oder von Schiedsrichtern nicht konsequent durchgesetzt. Denn viele Keeper halten den Ball deutlich länger fest, ohne dass es geahndet wird. Dadurch wird das Spiel oft unnötig verlangsamt. Die neue Regelung soll deshalb für einen schnelleren Spielfluss sorgen und konsequent bestraft werden.
Neben einigen anderen kleinen Neuerungen betrifft eine neue Regel auch das Torwartspiel.
Die bisherige Regelung
Das Zeitspiel des Torhüters ist den Regelhütern schon länger ein Dorn im Auge. Schon bisher gab es die Regel, dass der Torwart nur sechs Sekunden den Ball in den Händen halten darf, bevor er ihn ins Spiel zurückbringen muss. Bei einem Verstoß sollte es einen indirekten Freistoß für die gegnerische Mannschaft geben. Allerdings setzten die Schiedsrichter diese Vorgabe in der Praxis nur selten um bzw. legten sie oft sehr großzügig aus. Dafür gab es Gründe, die in der Neuregelung berücksichtigt wurden.
Welche Änderungen gelten zukünftig?
Deshalb soll ab dem Sommer die Sanktionierung des Zeitspiels mit neuen Regeln konsequenter durchgesetzt werden. Einige Änderungen an der bisherigen Regel sollen dabei helfen.
- Die bisherige Sechs-Sekunden-Regel wurde etwas abgeändert. Ab Sommer darf der Torhüter den Ball sogar acht Sekunden halten. Verstöße werden aber anders sanktioniert.
- Statt einem indirekten Freistoß im Strafraum, den bisher die Überschreitung der Sechs-Sekunden-Regel nach sich zog, wird zukünftig der Verstoß mit einem Eckball für die andere Mannschaft sanktioniert. Der Hintergrund: Möglicherweise zögerten die Schiedsrichter häufig, das Zeitspiel zu ahnden, weil ein indirekter Freistoß im Strafraum ein großer Eingriff ins Spiel sein konnte. Mit einem Eckball wird die mögliche schwerwiegende Konsequenz abgeschwächt, denn mit einem Freistoß war die Torchance deutlich höher als bei einem Eckball.
- Bei der Neuregelung wird der Torhüter zudem mit einem „Anzählen“ auf die Konsequenz vorbereitet. Denn der Schiedsrichter soll die letzten fünf Sekunden, ähnlich wie beim Einwurf im Basketball, sichtbar anzeigen, indem er die letzten fünf Sekunden mit den Fingern anzeigt - als klaren Hinweis gegen Zeitspiel.

Der Schweizer Nationaltorhüter Gregor Kobel in Diensten von Borussia Dortmund äußerte auf Sport1 bereits seine Meinung zu der neuen Torhüter-Regel. Für ihn gab es einen verständlichen Grund, warum die Schiedsrichter bei der bisherigen Regel nicht wirklich durchgriffen. Wenn man als Torwart den Ball in der Hand habe, merke man, „dass kurz runtergefahren wird, jeder trabt so ein bisschen in die Position. Da kann man dann als Torwart auch niemand anspielen, du musst warten.“ Diese Schwierigkeit hatten wohl auch Schiedsrichter wahrgenommen und verzichteten deshalb auf eine Bestrafung. Deshalb sieht Kobel seine Mitspieler bei der Umsetzung der neuen Regel in der Mitverantwortung: „Wenn das so durchgebracht wird, muss sich sicher was ändern. Dann muss die ganze Mannschaft ein bisschen sensibler für das Thema sein. Dass man schneller in die Positionen kommt. Das macht das Spiel sicher ein bisschen schneller.“ Dass ein Verstoß zukünftig einen Eckball und nicht mehr einen indirekten Freistoß zur Folge hat, hält Kobel für sinnvoll. Bei einem indirekten Freistoß sei die Torgefahr sehr viel höher - und damit stehe der Torhüter „schon sehr unter Druck“, weil er in kurzer Zeit Lösungen finden müsse.
Die neue Regel tritt offiziell am 1. Juli 2025 in den deutschen Ligen in Kraft, wird aber erstmals bei der Klub-WM vom 14. Juni an angewendet. Die Regeländerung wird das Spiel verändern. Ob sie sich positiv oder negativ auswirkt, wird sich in der Praxis zeigen.