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Er war eine der prägenden Figuren der Europameisterschaft im Sommer des vergangenen Jahres. Mit seinen großartigen Reflexen verzückte er Fans und Fußballexperten gleichermaßen und war der sichere Rückhalt des Nationalteams von Georgien. Sein Name: Giorgi Mamardashvili. Mehrere EM-Statistiken unterstreichen, dass der 23-jährige Torhüter der beste Torhüter des EM-Turniers war. Ein Beispiel gefällig: Mit 85 % Prozent gehaltenen Schüssen auf sein Tor wies er eine überragende Quote auf.

Seine außergewöhnlichen Leistungen blieben auch europäischen Top-Teams nicht verborgen. Entsprechend groß war das Interesse am georgischen Nationaltorhüter vom spanischen Erstligisten FC Valencia nach dem Turnier. Auch der deutsche Rekordmeister Bayern München buhlte um seine Dienste, Mamardashvili stand kurz vor einem Wechsel zu den Bayern. Doch die geforderten 35 Millionen Euro Ablöse waren den Münchenern zu hoch. Den Zuschlag erhielt der FC Liverpool. Die Reds nahmen den Georgier bereits im vergangenen Sommer mit einer Ablöse von etwas mehr als 30 Millionen unter Vertrag, beließen ihn aber noch für die laufende Saison beim FC Valencia, weil in Liverpool mit Alisson Becker einer der besten Torhüter der Welt noch zwischen den Pfosten steht.

Vorgriff auf die Zukunft

Die Verpflichtung des 24-jährigen Keepers war in Liverpool nicht unumstritten. Immerhin steht bereits seit 2018 mit dem brasilianischen Nationaltorhüter Alisson Becker einer der weltbesten Torhüter unter Vertrag. Mit dem irischen Nationaltorhüter Caoimhín Kelleher hat Liverpool zudem mutmaßlich auch noch die beste Nummer 2 der Welt in seinen Reihen. Die Torhüterposition war also keine Baustelle beim FC Liverpool. Deshalb erschien vielen Kritikern eine teure Verstärkung auf der Torwartposition nicht als die vorrangige Aufgabe an der Merseyside, zumal Alisson mit 32 Jahren längst nicht zum alten Eisen gehört und noch immer mit guten Leistungen überzeugt, wie die zuletzt gezeigten Leistungen im Champions-League-Achtelfinale gegen Paris St. Germain eindrucksvoll bewiesen.

Aber die Liebe zu Alisson war an der Anfield Road ein bisschen abgeflaut, weil der Welttorhüter von 2019 in den letzten beiden Jahren immer wieder längere Ausfallzeiten aufgrund von Verletzungen hatte. Bedenken an seinem körperlichen Zustand flammten auf. Deshalb schien den Entscheidungsträger bei den Reds eine rechtzeitige Nachfolgeregelung angebracht, zumal die etwas mehr als 30 Millionen Euro Ablöse für das in dieser Zeit heißeste Torwarteisen auf dem Markt als günstiges Angebot für einen 24 Jahre alten Keeper erschienen.

Konkurrent Alisson in Top-Form

Sein Wechsel im kommenden Sommer zum FC Liverpool könnte allerdings bei Mamardashvili für einige Sorgenfalten sorgen. Eigentlich war der 24-Jährige für die kommende Spielzeit als neue Nummer eins bei den Reds vorgesehen. Aber die beiden Champions-League-Spiele gegen Paris St. Germain unterstrichen, dass der formstärkste Keeper der Welt derzeit beim FC Liverpool spielt und auf den Namen Alisson Becker hört. Ohne ihn wäre das Aus des souveränen Tabellenführers der Premier League wohl schon viel früher besiegelt gewesen. Denn Alisson brachte die Spieler von PSG beinahe zum Verzweifeln mit seinen Paraden. Nach dem Hinspiel, das Liverpool vor allem dank Alisson mit 1:0 gegen bärenstarke Pariser gewinnen konnte, hatte Torhüter-Legende Peter Schmeichel dem Brasilianer auf CBS gar "eine der besten Torwartleistungen, die ich je gesehen habe" attestiert und konstatiert, dass Liverpool ohne Alisson 0:3 verloren hätte.

Formtief bei Mamardashvili

Während Alisson Becker beim FC Liverpool überragt, durchlebt Mamardashvili in Valencia ein kleines Formtief. Seit seinem Wechsel zu Liverpool kurz vor dem Ende der letzten Sommer-Transferperiode haben seine Leistungen deutlich nachgelassen. Die üblicherweise für die Bewertung von Torwartleistungen angeführten statistischen Daten sprechen eine deutliche Sprache. Mamardashvili hält im Durchschnitt weniger Bälle pro Spiel (2,4) als Alisson (2,6). Die Quote der abgewehrten Schüsse liegt sogar nur bei 57,61 Prozent, das ist die drittschlechteste Quote in den fünf großen Ligen Europas unter den Torhütern, die in dieser Saison bisher 20 oder mehr Spiele bestritten haben. Zum Vergleich: Alissons Quote liegt bei 75,58 Prozent. Allerdings haben diese Fakten, die in den Medien häufig verwendet werden, nur eine begrenzte Aussagekraft. So hängt z.B. die Quote der abgewehrten Schüsse in großem Maße von der Qualität der Abschlüsse ab, die in diesem Wert nicht erfasst ist.

Nicht wegzudiskutieren sind hingegen mehrere Fehler des Georgiers, die direkt zu Toren führten, wie zuletzt im Spiel gegen Valladolid, als Mamardashvili in der 40. Minute einen ungenauen Kurzpass auf einen Mitspieler spielte, der vom gegnerischen Angreifer abgefangen wurde und zu einem Gegentreffer führte. Der Fehler war so gravierend, dass sich Mamardashvili nach dem Spiel gezwungen sah, sich öffentlich zu entschuldigen. "Ich weiß, dass ich mich gerade nicht in Bestform befinde, aber ich bin überzeugt, dass Herausforderungen uns stärker machen", schrieb er in den sozialen Medien.

Was passiert im Sommer?

Die aktuelle Top-Form von Alisson Becker setzt den georgischen Nationaltorhüter gewaltig unter Druck und erschwert zweifellos seine Nachfolge als Nummer eins. Er wird wieder zu seiner Bestform zurückfinden müssen, wenn er in der nächsten Saison eine Chance haben will, Alisson zu verdrängen. Möglicherweise könnte eine erneute Ausleihe des Georgiers im Sommer eine Lösung sein, wenn er sich nicht mit der Rolle als Nummer zwei oder drei zufriedengeben sollte.

Liverpools Trainer Arne Slot warnte bereits, dass Mamardashvili um einen Platz im Team kämpfen werden müsse. Am Vorabend des Spiels gegen Southampton sagte der niederländischen Coach der Reds: "Wenn man keine Konkurrenz will, ist Liverpool nicht der beste Ort." Erst vor kurzem hatte Slot zudem Alisson als den „besten Keeper der Welt" bezeichnet. Ein deutliches Zeichen an Mamardashvili.

Nicht auszuschließen ist aber auch ein Wechsel Alissons, der noch einen gültigen Vertrag bis 2027 in Liverpool besitzt, in die saudische Pro League. Bereits im vergangenen Jahr wurde der Brasilianer, den Liverpool 2018 für die damalige Rekordsumme von 62,5 Mio. Euro von der AS Rom verpflichtet hatte, von Klubs aus Saudi-Arabien umworben. Der 32-jährige Schlussmann gab zu, dass er "ein wenig angezogen" sei von den riesigen Geldsummen, die in Saudi-Arabien geboten werden. Allerdings deutet eine andere Aussage Alissons, die er im vergangenen Sommer nach der Verpflichtung Mamardashvilis äußerte, in eine andere Richtung: „Sie tun das Richtige, aber ich für meinen Teil werde bleiben, solange ich meinen Vertrag hier habe und solange ich hier glücklich bin, der Klub mit mir glücklich ist, meine Familie hier glücklich ist.“

Ob es zur kommenden Saison einen Zweikampf zwischen Mamardashvili und Alisson oder eine andere Lösung geben wird, ist noch nicht abzusehen. Viele Beispiele aus der Sportwelt zeigen, wie kurzlebig sie ist und wie schnell sich das Fähnchen wieder in die andere Richtung drehen kann. Im Moment hat sicherlich Alisson die besseren Karten, aber bis zum Sommer ist es noch lang. Bis dahin kann sich die Lage Mamardashvilis bereits wieder zu einen Gunsten verändert haben.

Blickpunkt Giorgi Mamardashvili FC LiverpoolFC Valencia Premier LeaguePrimera División

Artur Stopper

Artur Stopper

Mit über 25 Jahren Erfahrung als Torwarttrainer weiß Artur, wie Torhüter ticken. Deshalb bevorzugt er Themen, die die Welt der Torhüter ausmachen: Vereinswechsel, Tiefschläge, Pechsträhnen, Höhenflüge, Emotionen, Ersatzbank, Halbgötter, Erfolge.

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