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Das Torwartspiel hat sich gegenüber dem Beginn dieses Jahrhunderts deutlich verändert hat. Bestand bis dahin die fast ausschließliche Aufgabe des Torhüters darin, sein Tor sauber zu halten, so hat sich seine Aufgabenbereich im modernen Torwartspiel um ein Mehrfaches erweitert. Früher war seine Tätigkeit beendet, wenn er den Ball gefangen und zum Mitspieler weitergeleitet hatte. Er beteiligte sich bis zum nächsten Angriff des Gegners nicht am Spiel. In modernen Spielsystemen hingegen ist er ständig in das Spiel mit eingebunden. Er ist also Torwart und Feldspieler zugleich. Um diese veränderten Aufgaben deutlich zu machen, hat der Württembergische Fußballverbund die Torwartposition mit einem neuen Begriff Torspieler belegt. Aber worin unterscheidet eigentlich das Spiel heutiger Torhüter vom Spiel ihrer Vorgänger?

Torhüter als weitere Anspielstation

Der moderne Torhüter fungiert heute in vielen Situationen als zusätzlicher Feldspieler. Bei Ballbesitz bietet er sich seinen Mitspielern als zusätzliche Anspielstation an, um den Ball in den eigenen Reihen zu halten. Besonders in Phasen, in denen seine Mannschaft unter Druck steht, kann er auf diese Weise mithelfen, das Spiel zu beruhigen. Zu Zeiten eines Edwin van der Sar war das Spiel der niederländischen Nationalmannschaft darauf angelegt, dass der Ball sofort zu zu ihm gespielt wurde, sobald ihn einer seiner Mitspieler erobert hatte. So wurde die Spielsituation beruhigt und ein kontrollierter Spielaufbau konnte eingeleitet werden. Außerdem fungierte er als zusätzliche Anspielstation und schuf damit ein Überzahlverhältnis, wodurch der Ball sicher in den eigenen Reihen kontrolliert werden konnte.

Wächter der eigenen Spielhälfte

Auch beim Ballgewinnspiel seiner Mannschaft spielt der Torhüter eine wichtige Rolle. Während er beim Aufbauspiel seiner Mannschaft, je nach Spielsituation, bis über den Strafraum hinaus mit vorrückt, um als Anspielstation bereit zu stehen, nützt er diese Position beim Ballbesitz des Gegners. Wenn die Abwehrreihe, wie heute zumeist üblich, auf einer Linie agiert, ist sie anfällig für Bälle, die durch die Abwehrreihe hindurch in den Rücken der Abwehr gespielt werden. Genau diese lang gespielten Bälle und Pässe läuft der Torhüter ab und macht sie durch seine Balleroberung unschädlich. Uns allen sind noch Situationen gegenwärtig, als Manuel Neuer bei der WM 2014 in Brasilien im Spiel gegen Algerien gleich reihenweise gegnerische Bälle ablief und so eine Torchance der Algerier schon im Entstehen verhinderte.

Initiator des Spielaufbaus

Da der Torwart aufgrund seiner Position immer das gesamte Spielfeld im Blickfeld hat und als einziger Spieler ohne Gegenspieler ist, eignet sich seine Position vorzüglich für das Aufbauspiel seiner Mannschaft. Er erkennt aus seiner Position sofort, ob er z.B. durch einen Handabschlag einen ungeordneten Gegner überraschen kann oder ob er besser das Spiel von hinten heraus mit einem Kurzpass, Abwurf oder Abrollen des Balles ruhig eröffnet. Dazu muss er nach der Balleroberung mit einem Blick zu seinen Angreifers sofort erfassen, ob ein langer und schneller Ball in die Tiefe auf die Stürmer mit der Gefahr eines schnellen Ballverlustes oder ein ruhiger Spielaufbau in der jeweiligen Spielsituation geeigneter erscheinen.

Die Hintermannschaft coachen

Eine wichtige Aufgabe des Torhüters ist außerdem, seine Hintermannschaft so zu coachen, dass die gegnerischen Stürmer zu möglichst wenigen Abschlussaktionen kommen. Da der Torhüter als eine Art Libero hinter der Abwehrkette fungiert, hat er den besten Blick auf die Laufbewegungen der gegnerischen Angreifer und kann so seinen Verteidigern wichtige Hilfestellungen zum optimalen Abwehrverhalten geben. Aber auch im Aufbauspiel seiner Mannschaft coacht er seine Mitspieler, indem er z.B. nach einem Pass seinem Mitspieler die Anweisungen „Klatsch“ oder „Dreh“ zuruft, je nachdem, ob sein Mitspieler in seinem Rücken von einem Gegenspieler attackiert wird oder bei keiner Bedrängung die Option hat, zum Spielfeldmitte hin aufzudrehen. Denn der Torhüter sieht besser, wie sich der Gegenspieler verhält, während ihn der angespielte Mitspieler im Rücken hat und damit außerhalb seines Sehfeldes.

Man sieht, die Aufgaben eines Torhüters haben sich in den vergangenen 20 Jahren deutlich erweitert. Es wird sich zeigen, ob der Torhüter der Zukunft sogar noch stärker als elfter Feldspieler agieren kann, um ein Überzahlverhältnis schaffen zu können, und damit das Aufgabenfeld des Torhüters zusätzlich erweitert würde. Christian Tietz hat in seiner Zeit beim HSV erste Versuche mit Julian Pollersbeck in dieser Richtung unternommen. Die Grenze vom Mut zum Leichtsinn darf dabei aber immer aus den Augen verloren werden. Eines ist aber auch zukünftig gewiss: Die erste Priorität des Torhüters wird auch zukünftig weiterhin die Torverteidigung bleiben!

Torwartspiel

Artur Stopper

Artur Stopper

Mit über 25 Jahren Erfahrung als Torwarttrainer weiß Artur, wie Torhüter ticken. Deshalb bevorzugt er Themen, die die Welt der Torhüter ausmachen: Vereinswechsel, Tiefschläge, Pechsträhnen, Höhenflüge, Emotionen, Ersatzbank, Halbgötter, Erfolge.

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