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Weltmeisterschaften sind immer ein willkommener Zeitpunkt, ein Auge auf aktuelle Entwicklungen im Weltfußball zu werfen. Auch die vergangene WM 2022 in Katar wurden von Analysten unter die Lupe genommen. Ihre Auswertungen ergaben, dass bei dieser WM keine evidenten Veränderungen in den Spieltrends des Torhüters wahrzunehmen waren. Doch stimmt das wirklich?

Fußball ist ein komplexes und dynamisches Spiel, in dem fortlaufend neue Szenarien entstehen, die unterschiedliche Anforderungen an die Akteure auf dem Platz stellen. Jedes Fußballspiel kann man in vier Phasen unterteilen: In den eigenen Ballbesitz, das Umschalten nach Ballverlust, in den gegnerischen Ballbesitz und das Umschalten nach Ballgewinn. Wie Analysen ergeben haben, ist vor allem die Übergangsphase zwischen Offensive und Defensive (oder umgekehrt), der sogenannte „Umschaltmoment“, entscheidend für einen Torerfolg. Schaltet eine Mannschaft in der Defensive zu langsam um, wird sie ausgekontert, schaltet sie in der Offensive zu spät um, sind mögliche freie Räume wieder zugestellt. Um sich in jeder Spielphase richtig zu verhalten, muss ein Torhüter die verschiedenen Phasen des Spiels kennen. Zudem sind eine schnelle Orientierung und Entscheidungsfindung wichtige Voraussetzungen, dass der Torhüter diese Situationen erfolgreich löst.

Andrey Shpilev, Torwarttrainer beim russischen Erstligisten Ural Jekaterinburg, hat sich mit den Umschaltmomenten und Spielsituationen, die sich daraus entwickeln, beschäftigt und Übungen kreiert, wie diese Momente im Training geschult werden können. Dabei hat er vier typische Situationen ausgemacht, die auf den Torhüter in einem Spiel ständig zukommen und auf die der Keeper deshalb im Training vorbereitet werden muss.

Der Keeper muss vorbereitet sein auf ...

Es gibt häufig wiederkehrende Situationen in einem Spiel, auf die der Torhüter in der Trainingsarbeit vorbereitet sein muss, um die Abläufe zu kennen und richtige Lösungen zu finden.

Spielsituation 1: Ständige Anpassung

Der Torhüter von Team A bringt den Ball ins Spiel. Schnell gelangt sein Team vor das gegnerische Tor und erarbeitet sich eine Torchance oder einen Torabschluss. In dieser Situation ist der Torwart von Team B gefordert. Bereits während des Spielaufbaus des Gegners hat er versucht, die Entwicklungsschritte der Angriffsaktion zu erkennen, die Absichten des Gegners zu antizipieren und über entsprechende Gegenmaßnahmen und Verteidigungskonzepte nachzudenken.

Genauso kann es aber auch passieren, dass sich die Spielrichtung verändert, wenn die Spieler von Team B z.B. nach einem schlechten Zuspiel des Gegners den Ball erobern und sofort einen Gegenangriff einleiten. Daher muss der Torhüter von Team A auch während der Angriffsaktionen seines eigenen Teams ständig im Zustand höchster Konzentration bleiben.

Statistiken zeigen, dass zwischen der letzten Berührung des Balles durch den Torhüter und einem Torabschluss oft nur eine Minute liegt. Ein klarer Beweis dafür, wie intensiv und schnell ein Fußballspiel inzwischen geworden ist und deshalb der Torhüter in jeder Phase des Spiels konzentriert bleiben muss.

Spielsituation 2: Schneller Angriff

Team A befindet sich im Ballbesitz und zirkuliert den Ball zwischen den Abwehr- und Mittelfeldspielern. Irgendwann folgt ein vertikaler Pass zwischen die gegnerischen Linien oder in den freien Raum hinter der Verteidigungslinie von Team B. So kommt der Angreifer in eine für ihn vorteilhafte Position und kann sich die Zone aussuchen, von wo aus er den Ball auf einen seiner Mitspieler in den Strafraum schlägt, um den entscheidenden Torschuss abzufeuern.

Neben zielgenauen Vertikalpässen können aber auch schnell und überlegt durchgeführte Standardsituationen (Freistoß, Einwurf, Abwurf) schnelle Angriffe einleiten und zur Torgefahr führen. Meist dauert eine solche Angriffsaktion nur zwischen 6-10 Sekunden. Der Torhüter muss also seine Position schnell anpassen und in kürzester Zeit eine Entscheidung finden.

Spielsituation 3: Schneller Wechsel des Ballbesitzes

Der Torhüter von Team A fängt einen Ball ab und wirft ihn zu einem Mitspieler. Ein Spieler vom Team B erobert aber den Ball und versucht entweder einen schnellen Torabschluss und eine Flanke vors Tor zu schlagen.

Der Torhüter muss bei Ballverlust schnell aus einer offensiven in eine defensive Position wechseln. Diese Aktion muss zügig erfolgen, denn der Moment, in dem der Gegner den Ball erobert hat, bis zur Abwehrreaktion des Torhüters beträgt in der Regel zwischen 2 und 5 Sekunden. Dem Torhüter bleibt also wenig Zeit, um die richtige Position für eine Abwehraktion einzunehmen oder die Flanke abzufangen. Der Auslöser und das Signal für sein Verhalten ist dabei immer der eigene Ballverlust.

Spielsituation 4: "Zweite Welle"

Nach einem Querpass oder einer Flanke von Team A schlägt ein Verteidiger vom Team B den Ball aus dem Strafraum und damit aus der Gefahrenzone. Der abgewehrte Ball kann aber von einem Spieler vom Team A abgefangen, sofort wieder als Flanke in den Strafraum zurückspielt oder als Zuspiel einem Mitspieler für einen Schuss auflegt werden. Der Torhüter muss sich also nach dem Klärungsversuch auf eine „zweite Welle“ einstellen. Eine zweite Angriffswelle kann auf einen Torhüter aber auch zukommen, wenn er den Ball nur abwehren, jedoch nicht sichern kann, oder nach einer Faustabwehr, bei der der Gegner den Ball erneut erobern konnte. Unpräzise Abwehraktionen können also zu einem weiteren Angriff des Gegners führen. Auch darauf muss der Torhüter vorbereitet sein.

Im Folgenden stellen wir euch eine Trainingseinheit vor, in der Andrey Shpilev seine Gedanken und Ideen in der Trainingsarbeit umsetzt.

Das Trainingsprogramm

Aufwärmung

In Shpilevs Aufwärmprogramm verbindet der Torwart Techniken der Torverteidigung mit Offensivaktionen wie Flugbällen.

Übung A

Nachdem er zwei vom Trainer brusthoch zugeschossene Bälle gefangen und zum Trainer zurückgeworfen hat, bietet er sich TH 2 zum Passspiel an. Er spielt einen von TH 2 aus ca. 4 m zugerollten Ball einmal mit dem linken und einmal mit dem rechten Fuß zurück. Anschließend lässt er sich leicht in Richtung Tor zurückfallen, um einen weiteren von TH 2 zugerollten Ball zum Trainer zu passen. Nachdem der Torhüter eine Position in der Mitte des Tores eingenommen hat, schießt ihm der Trainer zwei Bälle flach auf den Körper, die der Torhüter im Korb aufnimmt.

Übung B

Der TH 1 sitzt im Seitsitz und sichert zwei vom Trainer seitlich zugeschossene Bälle. Anschließend steht er auch und orientiert sich in Richtung von TH 2. Dieser wirft ihm einen Ball als Aufsetzer zu, den TH 1 mit dem Oberschenkel annimmt und mehrfach ohne Bodenkontakt jongliert. Nachdem er den Ball am Boden abgelegt hat, passt er ihm zum Trainer, in etwa auf Höhe des Elfmeterpunktes steht. Sobald TH 1 seine Position in der Tormitte eingenommen hat, schießt der Trainer zwei halbhohe Bälle aufs Tor, die TH 1 nach einer Abkipp- oder Abdruckbewegung fängt.

Hinführung

Der Torwart fängt einen seitlichen Flankenball von TH 2 ab und wirft den Ball anschließend zum Trainer, der etwa 25 m vor dem Tor steht. Währenddessen rückt TH 2 auf Höhe der Strafraumlinie vor, wo mehrere Bälle bereit liegen. TH 1 bietet sich zum Pass an, bekommt den Ball von TH 2 zugerollt und spielt ihn mit dem zweiten Kontakt in die Arme des Trainers. Dieses Zuspiel wird viermal durchgeführt. Dann spielt der Trainer einen langen Flugball in Richtung Tor, den TH 1 abfängt oder wegfaustet. Abschließend spielt der Trainer einen Pass auf TH 2, der den Ball annimmt und mit dem zweiten Ballkontakt aufs Tor schießt.

Hauptteil

Teil 1

TH 2 befindet sich auf Höhe der Strafraumlinie eröffnet die Übung mit einem Zuspiel auf TH 1. Dieser spielt direkt einen Flugball auf den Trainer, der sich in einer Entfernung von ca. 30 m vom Tor befindet. Dieser Ablauf wird dreimal wiederholt. Nun spielt der Trainer einen Flankenball in Richtung Großtor, den TH 1 abfängt und auf TH 3 abwirft, der auf der gegenüberliegenden Spielfeldseite postiert ist. Während er den Ball kontrolliert, legt sich TH 2 einen Ball vor und schießt mit dem zweiten Ballkontakt aufs Tor. Zeitgleich mit dieser Aktion passt TH 3 einen flachen Ball auf den Trainer, der den Ball direkt aufs Tor schießt.

Teil 2

Der Trainer spielt einen langen Flugball vor das Großtor. TH 1 faustet den Ball aus der Gefahrenzone und läuft anschließend rückwärts zur Torverteidigung ins Tor zurück. Sobald er die Grundstellung eingenommen hat, spielt TH 3 von der Torauslinie einen Rückpass auf TH 2, der das Zuspiel direkt aufs Tor abschließt. Im Anschluss daran schießt TH 2 einen zweiten Ball aufs Tor, der bereits bereit gelegen ist. Falls der Torhüter den Ball nicht sichern kann, erfolgt ein Nachschuss.

Torwartspiel

Artur Stopper

Artur Stopper

Mit über 25 Jahren Erfahrung als Torwarttrainer weiß Artur, wie Torhüter ticken. Deshalb bevorzugt er Themen, die die Welt der Torhüter ausmachen: Vereinswechsel, Tiefschläge, Pechsträhnen, Höhenflüge, Emotionen, Ersatzbank, Halbgötter, Erfolge.

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