Über viele Jahre war er die Identifikationsfigur beim 1. FC Köln. Wie kein anderer lebte der gebürtige Kölner diesen Verein. Er gehörte zum Effzeh wie ein Stück Inventar. Bereits als Neunjähriger schloss er sich der Jugendabteilung des 1. FC Köln an. Insgesamt 21 Jahre trug er den Geißbock auf dem Trikot, 329 Pflichtspiele absolvierte er für den FC, davon 201 in der Bundesliga. Über neun Jahre lang war er die Nummer eins bei den Domstädtern. Die Rede ist von Timo Horn, einst eines der größten Torwart-Talente im deutschen Fußball.
Aufgrund einer Knieverletzung im November 2021 verlor er seine Position an Marvin Schwäbe, der ihn in der Zeit der Verletzung hervorragend vertrat, dadurch seine Position zwischen den Pfosten des Kölner Tores festigte und ab diesem Zeitpunkt nicht mehr abgab. Obwohl der Wechsel für Timo Horn sicherlich sehr schmerzhaft gewesen sein muss, äußerte er sich trotz der für ihn sportlich schwierigen Situation niemals negativ. Er nahm den Umstand einfach an und versuchte der Mannschaft als Nummer zwei so gut wie möglich zu helfen. Keine einfache Aufgabe für einen, der knapp zehn Jahre lang zumeist große Wertschätzung erhalten hatte und einen hohen Stellenwert in der Domstadt genoss. Selbst Konkurrent Schwäbe lobte den Sportsgeist von Timo Horn: "Ich muss sagen, dass Timo sich super verhält. Es gibt auch ganz andere Geschichten, hier hat sich auf jeden Fall keiner als Stinkstiefel erwiesen.“
Schwieriger neuer Weg
Die Geschichte von Timo Horn beim 1. FC Köln ist seit dem Sommer zu Ende. Am 27. April 2023 verkündete der 30-Jährige, seinen Herzensverein nach 21 Jahren zu verlassen. Auf eine Vertragsverlängerung in der Domstadt hatten sich der Klub und ihr Eigengewächs nicht mehr einigen können. Zu groß wären für Horn die Gehaltseinbußen gewesen, die er hätte akzeptieren müssen. Zudem hätte er sich auf eine Rolle als Ersatztorhüter nicht einlassen wollen.
Wahrscheinlich hatte sich die FC-Legende den Wechsel zu einem anderen Verein leichter vorgestellt. Aber auch mehr als zwei Monate nach seinem Abschied vom Geißbockheim ist Horn noch immer auf Vereinssuche. Nach Wechselgerüchten im Winter zu einem Verein in den Niederlanden war im Sommer zwischenzeitlich von einem Wechsel nach Italien zum AC Florenz die Rede. Zudem gab es „zwei, drei Angebote aus dem Ausland, die ich abgelehnt habe, weil es mir bei den vorliegenden Anfragen schwergefallen wäre, meine Motivation zu finden“, äußerte sich Horn in einem Kicker-Interview.
Zu mehr als Gerüchten und temporären Schlagzeilen kam es aber nie. So bleibt Timo Horn im Moment nichts anderes übrig, als weiterhin in Wartestellung zu verharren. Tatenlos bleibt er allerdings nicht. Um für ein mögliches, interessantes Angebot gewappnet und auf einen sofortigen Einsatz vorbereitet zu sein, hält sich die jahrelange Stammkraft des FC fünfmal die Woche auf dem Trainingsgelände des Drittligisten Viktoria Köln fit. Kraft- und Laufeinheiten gehören zu seinem festen Programm. Zudem erteilte ihm sein Ex-FC-Torwarttrainer Alexander Bade spezielles Torwarttraining. Seit Bades Abgang nach Saudi-Arabien hat der langjährige Werder-Torwarttrainer Michael Kraft diese Aufgabe übernommen. Ob er auch ein Engagement in Saudi-Arabien für möglich halte? „Grundsätzlich bin ich offen für alles. Aber ich bin auch vor vier Monaten Vater geworden und dann überlegt man schon, was das Beste für die Familie ist. Es ist eine Sache, die man abwägen müsste, sofern etwas käme. Stand heute ist es nicht interessant. Aber grundsätzlich ausschließen würde ich es nicht.“
Warum tut er sich bei der Suche so schwer?
Eine Grundbedingung für seine Weiterbeschäftigung bei einem neuen Verein nannte Horn bereits bei der Bekanntgabe seines Abgangs in Köln. Für das Kölner Urgestein kam nach der zuletzt frustrierenden Zeit in Köln nur ein neues Engagement als Nummer eins infrage. Zu gerne möchte der 30-Jährige, der selten verletzt war und sich mit 30 Jahren „im besten Torwartalter“ fühlt, wieder Fußball spielen und zeigen, dass er noch genug Potenzial für eine Nummer eins besitzt. Dabei hätte sich Horn auch einen „interessanten, ambitionierten Zweitligisten“ vorstellen können. Er ist überzeugt, dass er mit seinem großen Erfahrungsschatz (Aufstiege, Abstiege, internationale Spiele) jeder Mannschaft weiterhelfen kann. Mit den Vorbedingung, die Nummer eins in einem Verein zu sein, hat er viele Optionen auf eine Neubeschäftigung bereits eingeschränkt, denn einige Bundesligisten wären möglicherweise auf der Suche nach einem Ersatztorhüter an ihm interessiert gewesen.
Der Januar-Wechsel in die Niederlande platzte aus finanziellen Gründen. Dieser Aspekt dürfte auch bei anderen Interessenten bei der Entscheidung eine Rolle gespielt haben, von einer Verpflichtung des Kölner Urgesteins abzusehen. Nach Bild-Informationen hatte Horn zuletzt in Köln 3,2 Millionen Euro pro Jahr verdient. Eine stattliche Summe, die nach 1 ½ Jahren ohne Leistungsnachweise nur schwerlich noch einmal zu erreichen sein wird. Auch der 1. FC Köln war nicht annähernd bereit, der FC-Legende für eine Vertragsverlängerung ein ähnliches Gehalt anzubieten. Timo Horn hätte neben der Aussicht, weiter als Nummer zwei auf der Bank zu sitzen, kräftige Gehaltseinbußen in Kauf nehmen müssen. 480 000 Euro pro Jahr hatte ihm Sportboss Christian Keller (44) geboten. Für Horn wären das nur noch 15 % seiner bisherigen Bezüge gewesen. Trotz aller Wunschvorstellungen ist Horn Realist geblieben: „Nach eineinhalb Jahren, in denen man nicht gespielt hat, ist es nicht so, dass man es sich aussuchen kann. Obwohl ich persönlich glaube, dass ich schnell wieder meinen Rhythmus finden würde.“
Es wird sich zeigen, ob Timo Horn bald eine Chance erhält, sein Können wieder auf höchstem Niveau zu zeigen, oder ob er zukünftig mit einigen Abstrichen leben muss, sowohl sportlich als auch finanziell. Viele Profi-Fußballer und ihre Berater brauchen manchmal Zeit, den aktuellen Marktwert richtig einzuordnen und ihre Ansprüche nach unten zu korrigieren. Klar ist, dass dem 30-Jährigen nach dem Transferschluss Ende August nicht mehr alle Türen offen stehen. Im Gegenteil, er muss hoffen, dass sich nun eher zufällig noch etwas ergibt. Trotz allem ist es dem sympathischen Torhüter zu gönnen, dass er noch einmal sportlich bessere Zeiten erleben wird als zuletzt bei seinem Herzensverein in Köln.