In der Saison 2019/20 hatte der Anteil ausländischer Torhüter auf der Stammtorhüter-Position der Bundesliga einen neuen Höchststand erreicht. Zehn von 18 Bundesligisten vertrauten auf einen ausländischen Keeper als Nummer eins, so viele wie noch nie in der langen Bundesliga-Geschichte. Und auch die Kader insgesamt waren mit einem Anteil von 35 % gut mit ausländischen Torhütern gefüllt. Inzwischen sind vier Jahren vergangen. Höchste Zeit, mal wieder einen Blick auf die aktuelle Entwicklung auf dem Torwartmarkt in der Bundesliga zu werfen.
Ein Blick in die Torhüter-Kader der Bundesliga
Eines schon vorweg: Die Entwicklung zu immer mehr Torhüter ohne deutschen Pass ist gestoppt. Gegenüber der Saison 2019/20, als mit 10 ausländischen Stammtorhüter in der Bundesliga ein Höhepunkt erreicht worden war, besetzen in der aktuellen Saison 2023/24 nur noch sechs Torhüter ohne deutschen Pass die Position der Nummer eins in Deutschlands Eliteklasse: Die Schweizer Jonas Omlin (Borussia Mönchengladbach) und Gregor Kobel (Borussia Dortmund), der Belgier Koen Casteels (VfL Wolfsburg), der Finne Lukas Hradecky (Bayer 04 Leverkusen), der Däne Frederik Rönnow (Union Berlin) und der Tscheche Juri Pavlenka (Werder Bremen). Dies entspricht einem Anteil von 33,3 %, d.h. jeder dritte Stammtorhüter kommt aus dem Ausland. In der Saison 2019/20 war dies mit 55 % mehr als jeder zweite.
Im Laufe der Saison könnte mit dem Ungar Peter Gulasci (RB Leipzig) noch als weiterer ausländischer Keeper hinzukommen, falls er nach seiner langen Verletzungspause (Kreuzbandriss) wieder den Anschluss an seinen früheren Leistungslevel schafft. Dazu muss er aber zunächst an seinem Vertreter Janis Blaswich vorbeikommen, der mit konstant guten Leistungen den Ungarn bestens vertritt und nur schwer wieder aus dem Tor zu verdrängen sein wird.
Auch in den Gesamtkadern der Bundesligisten hat die Anzahl an deutschen Torhütern wieder zugenommen. Von der insgesamt 64 Torhütern, die in der Bundesliga unter Vertrag stehen, kommen 17 Torhüter aus dem Ausland. Das entspricht einem prozentualen Anteil von 26,6 %. Ungefähr jeder vierte Torhüter in Deutschlands Eliteklasse kommt also aus dem Ausland. Vier Jahre zuvor lag der Anteil noch bei 35 %.
Hinzu kommt, dass immer mehr Vereine ausschließlich deutsche Torhüter in ihren Reihen haben. Waren es in der Saison 2019/20 nur vier Bundesligisten, ist dieses Zahl inzwischen auf sieben angewachsen: TSG Hoffenheim, SV Darmstadt, 1. FC Köln, SC Freiburg, VfL Bochum, VfB Stuttgart und Mainz 05.
Aus welchen Ländern kommen die Torhüter?
Interessant ist auch ein Blick auf die Herkunftsländer der Torhüter, die den Weg in die Bundesliga gefunden haben. Die Abstammung der insgesamt 17 Torhüter, die in Bundesligaklubs unter Vertrag stehen, ist breit gestreut. Während vier Jahre zuvor die Schweiz (4 Torhüter) und Österreich (3 Torhüter) mit 36,8 % nahezu die Hälfte aller ausländischen Torhüter stellten, kommen aktuell nur vier Torhüter aus dem deutschsprachigen Ausland, nämlich zwei Torhüter aus der Schweiz (Kobel, Omlin) und zwei Torhüter aus Österreich (Pervan, Tschernuth). Zum Hauptlieferanten an Torhüter aus dem Ausland hat sich inzwischen unser Nachbarland Tschechien mit insgesamt drei Torhütern (Pavlenka, Kovar, Koubek) entwickelt. Jeweils zwei Torhüter kommen aus Polen (Lotka, Lubik) und Dänemark (Rönnow, Busk), alle anderen Torhüter verteilen sich auf andere Nationen, wie aus der Grafik deutlich wird.
So sind es nach wie vor noch immer wenige Torwarttalente, die den Sprung zwischen die Pfosten eines Bundesliga-Tores schaffen. Immerhin gibt es in dieser Saison einen Hoffnungsschimmer, denn mit Noah Atubolu (21 Jahre alt, SC Freiburg) und Finn Dahmen (25 Jahre alt, FC Augsburg) erhielten zwei junge, hoffnungsvolle Torhüter die Chance als Stammtorhüter.