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Am Samstag wurde Timo Horn vor dem Spiel gegen Bayern München verabschiedet. Selbst zum Abschluss der Saison hatte der Keeper nicht mehr die Chance auf einen letzten Bundesliga-Einsatz im Trikot des FC bekommen. Cheftrainer Steffen Baumgart nannte sportliche Gründe für seinen Entschluss. Weil noch nicht alle Entscheidungen in der Liga gefallen waren, wollte Baumgart den Wettbewerb nicht verzerren. Sage und schreibe 21 Jahre lang war Timo Horn beim 1. FC Köln, fast sein ganzes bisheriges Fußballerleben. Nie zuvor gab es im der Klub-Geschichte einen Spieler, der so lange für den FC gespielt hat wie der gebürtige Kölner. Seit 2002 gehört er dem Verein an, in dessen Jugendabteilung er mit neun Jahren gewechselt war.

Nun wird er den Effzeh im Sommer verlassen. Die Kölner verlieren damit nicht nur ihre langjährige Nummer eins, sondern zugleich eine wichtige Identifikationsfigur am Geißbockheim, für die Fans und in der Stadt. Denn wie kein anderer Kölner Spieler verkörperte Horn den Slogan des FC „Meine Liebe. Meine Stadt. Mein Verein.“ Nie ließ Timo Horn einen Zweifel aufkommen, dass der 1. FC Köln sein Verein ist.

Sein Talent wird früh erkannt

Timo Horns Karriere begann in der Jugend des SC Rondorf, 2002 schloss er sich dann der Jugendabteilung des 1. FC Köln an. Dort durchlief er fortan alle U-Mannschaften. Sein besonderes Talent wurde schon früh erkannt. Mehrmals rückte er innerhalb der FC-Jugendteams bereits als jüngerer Torhüter in den altersmäßig höheren Kader auf. Und auch die Verantwortlichen in den Jugendmannschaften des DFB wurden auf das außergewöhnliche Talent aufmerksam. Beginnend mit der U15 war er ein fester Bestandteil in sämtlichen deutschen U-Nationalmannschaften. 39 Einsätze verbuchte er insgesamt für die Nachwuchsteams des DFB. Eine besondere Auszeichnung bereits in jungen Jahren war für ihn die Überreichung der Fritz-Walter-Medaille in Gold im Jahre 2010 (U17), mit der der DFB seit 2005 besonders Leistungen von Nachwuchsspielern in den drei Altersklassen U17, U18, und U19 würdigt.

Horn wird Teil des Profikaders

Zur Saison 2011/12 rückte Timo Horn hinter Michael Rensing und Miro Varvodić als dritter Torwart in den Profikader der Kölner auf, spielte parallel aber weiter in der zweiten Mannschaft des FC in der Regionalliga West. Seinen Status als neue Nummer eins erlangte er zur Saison 2012/13, als der 1.FC Köln absteigen musste und Rensing und Varvodić den Verein verließen. In seiner ersten Saison als Nummer eins zwischen den Pfosten feierte er am Ende mit dem 1. FC Köln den Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse. Von den FC-Fans wurde er zum besten FC-Spieler der Saison gewählt. In den folgenden acht Jahren gab er diese Stammposition nicht mehr ab, auch wenn er zwischendurch wegen schwankender Leistungen nicht unumstritten war.

Horn bleibt trotz erneutem Abstieg

Groß war die Euphorie in Köln, als die Domstädter in der Saison 2016/17 nach 25 Jahren endlich wieder den Einzug in den Europapokal feiern konnten. Spiele gegen Arsenal oder Belgrad ließen bei den FC-Fans die Emotionen alter erfolgreicher Tage wieder hochkommen. Doch die Welle der Glückseligkeit sollte bald vergehen. Während man in der Europa-League gute Leistungen zeigte, konnte die Mannschaft von Peter Stöger in der Bundesliga fast keine Punkte holen und musste am Saisonende mit 22 Punkten und der schlechtesten Bundesligasaison der FC-Geschichte bis dato zum letzten Mal den schweren Gang in die zweite Liga antreten. Nun passierte etwas, was die FC-Fans bis heute nicht vergessen haben. Während einige andere Leistungsträger das sinkende Schiff verließen, verlängert Timo Horn seinen Vertrag in der Domstadt bis 2023, obwohl ihm Anfragen mehrerer Bundesligavereine oder internationaler Teams vorlagen. Zudem kam er dem Verein wegen dessen schwieriger finanzieller Lage entgegen, indem er auf einen Teil des Gehalts verzichtete. Mit dieser Unterschrift hatte sich Timo Horn endgültig in die Herzen der FC-Fans eingebrannt und wurde fortan zu einer FC-Ikone.

Horn verliert seinen Stammplatz

Vor dem Beginn der Saison 2021/22 sprach ihm der neue Kölner Trainer Steffen Baumgart wieder das Vertrauen aus, obwohl die Kölner mit Marvin Schwäbe vom dänischen Meister Brøndby IF einen konkurrenzfähigen Ersatztorhüter verpflichtet hatten. Eine Verletzung sollte aber die Rangfolge verändern. Als Horn wegen einer Knieverletzung ab November 2021 einige Wochen aussetzen musste, nutzte Marvin Schwäbe seine Chance mit überzeugenden Leistungen. Fortan musste das Urgestein seine Stammposition abgeben und sich mit der Rolle des Ersatztorhüters begnügen. Wieder kam der sympathische Charakter des 30-jährigen zum Vorschein. Anstatt zu jammern und zu meckern nahm Horn die Situation an, unterstützte Schwäbe in allen Bereichen und war wie beim 1:0-Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt als sicherer Rückhalt zur Stelle, wenn Schwäbe mal ausfiel.

Horn sucht eine neue Herausforderung

Mit der Rolle des Ersatztorhüters wollte sich Timo Horn aber dauerhaft nicht mehr abfinden. Zudem waren die Leistungen von Marvin Schwäbe zu gut, als dass sich Horn noch einmal berechtigte Hoffnungen auf die Rückkehr zwischen die Pfosten hätte haben können. Deshalb hatte er seine Entscheidung, den Verein am Saisonende verlassen zu wollen, bereits vor einiger Zeit bekannt gegeben. „Mein Anspruch ist es, Woche für Woche zwischen den Pfosten zu stehen und als Torwart der Rückhalt für eine Mannschaft zu sein“, begründete Horn seine Entscheidung. Die Rolle als Nummer zwei war noch nicht seine. Deshalb möchte Horn aus nachvollziehbaren Gründen anderswo seine Karriere fortsetzen. Gerade erst 30 Jahre alt geworden, befindet er sich noch im besten Torwartalter und kann noch einige Jahre als potenzielle Nummer 1 vor sich haben.

Verstärkend kam hinzu, dass ihm der FC einen Vertrag zu deutlich reduzierten Bezügen angeboten hatte, weil der Verein zum Sparkurs gezwungen ist und deshalb noch einige weitere gut bezahlte Profis von der Gehaltsliste bekommen muss.

Der FC verliert eine Identifikationsfigur

Nun verlässt Timo Horn den 1. FC Köln nach 329 Pflichtspielen. Wie schwer ihm der Abschied letztlich selbst treffen wird, wird sich zeigen. „Richtig realisieren kann man das erst, wenn man Abstand hat. Am Samstag will ich genießen. Dass es vorbei ist beim FC, kommt dann erst mit Abstand“, sagte er vor dem Abschiedsspiel. Seine fußballerische Zukunft ist noch offen. Nun spart der FC zwar dessen Gehalt. Aber dem Klub wird einen Spieler verlieren, der mit seinem Verhalten und seinem Auftreten ein echter Vorzeigeprofi war. Die FC-Fans müssen sich von einem Spieler verabschieden, der den Klub über Jahre mit geprägt hat. Vielen Fans blutet das Herz. 50.000 Zuschauern, die fast vollständig geblieben waren, verabschiedeten ihn zusammen mit einem anderen FC-Idol, Jonas Hector. "Ich bin überwältigt von dieser Anteilnahme", sagte Horn später mit dem Mikrofon vor der Südkurve. "Ich habe als kleiner Junge immer geträumt, hier vor euch spielen zu können. Es war mir eine Ehre – auch mit euch durch Europa zu reisen." Diese Ära ist nun zu Ende gegangen. "Man wird erst nächste Saison irgendwann merken, was ihr Fehlen für die Mannschaft und den Verein bedeuten wird", sagte Steffen Baumgart hinterher. Bei den Fans haben sie schon jetzt ein großes Loch hinterlassen.

Blickpunkt

Artur Stopper

Artur Stopper

Mit über 25 Jahren Erfahrung als Torwarttrainer weiß Artur, wie Torhüter ticken. Deshalb bevorzugt er Themen, die die Welt der Torhüter ausmachen: Vereinswechsel, Tiefschläge, Pechsträhnen, Höhenflüge, Emotionen, Ersatzbank, Halbgötter, Erfolge.

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