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Als Herbstmeister und Tabellenführer der Bundesliga steht Borussia Dortmund momentan im Fokus der Medien. In den Lobeshymnen auf die Mannschaft werden vor allem Marco Reus, Axel Witsel und Paco Alcácer als Spieler genannt, die für das Leistungshoch des BVB verantwortlich sind. Doch der Aufschwung ist auch eng verbunden mit dem Namen Roman Bürki, der zum großen Rückhalt im Dortmunder Team gereift ist.

Bürki genoss nicht immer Anerkennung

Lange ist es noch nicht her, dass der 28-jährige Schweizer Nationaltorhüter als Schwachstelle und Unsicherheitsfaktor bei der Borussia ausgemacht wurde. Mal unterliefen ihm Stockfehler im Aufbau, mal ließ er haltbare Bälle durchflutschen, mal haperte es bei der Strafraumbeherrschung. Manchmal war er aber auch höchst ungerechten Angriffen ausgesetzt. So z.B. im Januar 2018 beim 2:2 im Heimspiel gegen den SC Freiburg, als Bürkis damaliger Mitspieler Nuri Sahin einen Rückpass schlampig in den Fuß von Petersen spielte und dieser mit einem Heber aus 40,5 Metern den BVB-Schlussmann überwand. Obwohl Sahin bei Sky sofort die alleinige Verantwortung übernahm („Ein Riesenfehler von mir. Das darf natürlich nicht passieren, das geht komplett auf meine Kappe, dafür muss ich geradestehen“), schossen sich die Fans und Medien auf Bürki ein. Viele Zuschauer verstanden nicht, dass ein modern spielender Torhüter wie Bürki in diesem Spielsystem als Anspielpunkt durchaus 11 m vor dem Tor stehen musste und nach dem eklatanten Patzer Sahins. nicht im Tor stehen konnte. Und Bürki reagierte durchaus dünnhäutig auf die für ihn ungerechten Anfeindungen: „Das sind Leute, die haben nicht viel Ahnung von Fußball, die haben nichts Besseres zu tun. Die sollen lieber zu Hause bleiben.“ Höhere Sympathiewerte bei den Fans konnte er mit dieser Aussage nicht erwarten, und brachte ihm zusätzlich einen Rüffel von Sportdirektor Michael Zorc ein.

Gute und schwächere Spiele wechselten beim BVB-Keeper ab. Bürki zeigte ausgerechnet in seinen Paradedisziplinen Schwächen. Mal passte das Timing beim Herauslaufen nicht, mal unterliefen ihm fußballerische Patzer. Mit fehlender Qualität ließen sich diese Patzer nicht erklären. Übernervös sei er, er setze sich zu sehr unter Druck und fühle sich dabei „wie unter dem Brennglas“, erklärte Tuchel im Januar 2016. Die Ursachen schienen also eher im mentalen Bereich zu liegen. Bürki setzte sich zu sehr unter Druck und verzettelte sich in seinem Ehrgeiz. Nach Ende der Saison kursierten erstmals Gerüchte, der BVB würde sich nach einer Alternative umschauen. Der Kölner Timo Horn wurde gehandelt. Auch der Name Kevin Trapp tauchte immer wieder auf. Und wem Fehler unterlaufen, braucht auf die öffentliche Abwertung in der Boulevardpresse nicht lange zu warten. Als „Gürki“ wurde der Keeper in der BILD bereits abgeschrieben.

Der Verein steht zum Schweizer Nationaltorwart

Unantastbar schien Bürki jedenfalls nicht mehr, auch wenn die Torwartdiskussion eher in Fankreisen als im Verein geführt wurde. Der Verein wusste, was er an seiner Nummer 1 hatte, und verlängerte dessen Vertrag im Herbst 2017 um vier Jahre. Zu einer Stunde, als der Keeper maximal unter Beschuss stand. Roman Bürki hat das Vertrauen inzwischen zurückbezahlt. Seitdem sein Landsmann Lucien Favre das Zepter in Dortmund übernommen hat, läuft es für Bürki. In der Hinrunde dieser Saison glänzte Roman Bürki als zuverlässiger Rückhalt des BVB und wurde zurecht in der halbjährlich erscheinenden „Rangliste des deutschen Fußballs“ vom „Kicker“ zum besten Torhüter der Hinrunde gewählt.

Gründe für seine Leistungssteigerung

Die Gründe für die ausgezeichneten Leistungen sind unterschiedlich. Möglicherweise trug ein selbstkritischer Blick zurück zur Trendwende bei: „Die vergangene Spielzeit war nicht so, wie wir uns das alle vorgestellt haben. Ich habe lange analysiert, was ich falsch gemacht habe“, sagte Bürki, „ich konnte einen Strich ziehen und mir sagen, jetzt geht es wieder von Null los“. Ganz sicher half Bürki auch, dass er gleich in der ersten Partie gegen Leipzig eine starke Leistung und damit Garant für den glücklichen 4:1-Erfolg der Borussia war. „Das war ein wegweisendes Spiel - für mich und für die ganze Mannschaft. Da gehst du gleich mit einem viel besseren Gefühl in die Saison“, bestätigte der Schweizer diese Vermutung.

Außerdem scheint sich Bürki vom Erwartungsdruck von Fans und Medien besser lösen zu können. „Man denkt darüber nach, was die anderen denken, und muss sich dem ausliefern, was die anderen denken, Zuschauer, Mitspieler, Trainer. Das macht dich kaputt. Dann muss man einen Weg finden, damit umzugehen", so der BVB-Torwart. Diesen Weg scheint er inzwischen gefunden zu haben. Die Lösung: Eine bessere Mischung aus Anspannung und Lockerheit – und Rituale, um genau das zu erreichen. Welche Rituale das sind, behielt Bürki für sich. Zweifellos trug aber auch der neue Torwarttrainer Matthias Kleinsteiber, der auf BVB-Legende Teddy de Beer folgte, zu der Leistungssteigerung Bürkis bei. Kleinsteiber ist zwar schon länger dabei, ist aber erst seit Sommer offiziell der Verantwortliche für die Torhüter. „Ich wusste, dass Matze noch etwas fortschrittlicher war als Teddy, das hat mich auch weitergebracht. Heute ist es so, dass man auch mal länger stehen bleiben muss, vielleicht noch einen mit dem Fuß rausholt", erklärte Bürki und fuhr fort: „Darauf haben wir viel Wert gelegt und die richtigen Trainings waren auch ein Grund dafür, dass es so gut läuft.“

Alle diese Faktoren ließen das neue Selbstbewusstsein des Schweizer Keepers enorm anwachsen, was in seinem Spiel zum Ausdruck kommt. Sein Entschluss, künftig nicht mehr der Schweizer Nationalmannschaft zur Verfügung zu stehen, soll zur weiteren Fokussierung auf den BVB beitragen: „Ich habe gemerkt, dass es sehr wichtig für mich ist, auch mal durchzuschnaufen und auch mal ein, zwei Tage frei zu haben.“ Sollte Bürki sein sportliches Niveau auch in der Rückrunde halten können, könnte das ein wichtiger Grundstein für die Borussia sein, nach den Jahren 2011 und 2012 und der anschließenden Dominanz der Bayern die deutsche Meisterschaft wieder einmal in den Ruhrpott zu holen.

Blickpunkt 1. BundesligaBorussia DortmundRoman Bürki

Artur Stopper

Artur Stopper

Mit über 25 Jahren Erfahrung als Torwarttrainer weiß Artur, wie Torhüter ticken. Deshalb bevorzugt er Themen, die die Welt der Torhüter ausmachen: Vereinswechsel, Tiefschläge, Pechsträhnen, Höhenflüge, Emotionen, Ersatzbank, Halbgötter, Erfolge.

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