Die Fußballfans in Deutschland waren daran gewöhnt, dass der Platz zwischen den Pfosten des VfL Wolfsburg immer denselben Namen hatte: Koen Casteels. Neun Jahre lang besetzte der belgische Nationaltorhüter diese Position fast durchgehend. Im Sommer hat 32-jährige Belgier die Wölfe in Richtung Saudi-Arabien verlassen. Mit Kamil Grabara von dänischen Meister FC Kopenhagen wurde ein neuer Torhüter verpflichtet. 10,3 Millionen Euro war den Wölfen die Verpflichtung des 25-jährigen polnischen Nationaltorhüters wert.
Bereits in seiner ersten Bundesliga-Partie gegen den FC Bayern München machte er mit mehreren starken Paraden auf sich aufmerksam und zeigte, warum die Wolfsburger Verantwortlichen bereit waren, diese Summe zu investieren. Allerdings fiel Grabara nicht nur durch seine besonderen Leistungen aus, sondern auch durch seine blaue Maske, die er furchteinflößend über seinem Gesicht trägt. Sie ist inzwischen zu seinem leicht erkennbaren Markenzeichen geworden. Doch warum trägt er diese Maske?
Warum trägt Grabara eine Maske?
Seine eigenartige Ausrüstung hat einen realen Hintergrund. Sie ist die Folge mehrerer schwerer Gesichtsverletzungen, die sich der Torhüter in den vergangenen Jahren zugezogen hatte.
Der erste Vorfall ereignete sich im Winter 2020. Grabara, damals noch in Diensten von Hudderfield Town, blieb nach einem Zusammenstoß mit einem Mitspieler bewusstlos mit einer schweren Kopfverletzung am Boden liegen. Dass ein Spieler, besonders bei Verletzungen an der Nase, anschließend für einige Spiele zum Schutz eine Gesichtsmaske trägt, ist nichts Außergewöhnliches. Erst bei der vor kurzem zu Ende gegangenen EM 2024 war Frankreichs Superstar Kylian Mbappe nach einem Nasenbeinbruch mit einer Spezial-Maske beim Turnier angetreten. Doch während sich der Franzose in seinen Aktionen eingeschränkt fühlte und sich die Maske immer wieder von der Nase riss, trägt Grabara inzwischen die blaue Maske als Folge eines weiteren Vorfalls dauerhaft.
Begonnen hat alles am 24. Juli 2022, als Grabara mit dem FC Kopenhagen in der dänischen Liga bei Aalborg BK gastierte. Bereits in der Anfangsphase zog er sich bei einem schmerzhaften Zusammenstoß mit Gegenspieler Mathias Ross so schwere Gesichtsverletzungen zu, dass er sofort ausgewechselt und später im Krankenhaus operiert werden musste. Mehrere Frakturen im Gesicht waren die Folge des Körperkontakts. „Mein halbes Gesicht war gebrochen“, sagte Grabara später. Diese beiden Vorfälle haben den Keeper vorsichtig gemacht. Deshalb läuft er seit dieser Verletzung in jedem Spiel mit dem markanten Gesichtsschutz auf.
Wie wichtig der Gesichtsschutz sein kann, konnte er bereits in seinem ersten Spiel für den VfL Wolfsburg in der Bundesliga erfahren, denn bereits nach elf Minuten wurde die Belastbarkeit seiner Schutzvorrichtung auf die Probe gestellt. Bayern-Angreifer Harry Kane hatte in einer 1:1-Situation aus nächster Nähe abgezogen und den neuen VfL-Schlussmann direkt im Gesicht getroffen. Der VfL-Neuzugang konnte aber nach einer kurzen Behandlungspause wieder weiterspielen.
Im Gegensatz zu Mbappe fühlt sich Grabara offensichtlich nicht in seinem Gesichtsfeld eingeschränkt und gestört. Seine großartigen Leistungen lassen jedenfalls diesen Schluss zu. Vielleicht hat ihm aber auch seine schwere Verletzungshistorie gezeigt, dass das Torwartspiel nicht ganz ungefährlich ist und Sicherheit über Wohlbefinden steht.