Klammheimlich und ohne Tamtam, so wie es schon immer seine Art war, ist er wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Die Rede ist von Eberhard Trautner, auf dem Clubgelände des VfB Stuttgart an der Mercedesstraße nur „Ebbo“ genannt. Der inzwischen 56 Jahre alte gebürtige Cannstatter hat seit einer Woche als Nachfolger von Denis Jercic, der in der vergangenen Saison noch unter Mark Zimmermann die Torhüter der Regionalliga-Mannschaft trainiert hatte, die Aufgabe des Torwarttrainers der U21 des 1. FC Köln übernommen. Zudem begleitet er die Rolle als Ausbilder im Nachwuchsleistungszentrum. Ein Grund für seinen Wechsel an den Rhein dürfte vor allem ein familiärer sein. Sein Sohn Tobias steht seit dem Sommer 2022 als Nummer drei im Nachwuchsteam der Kölner unter Vertrag. Vor seinem Engagement beim 1. FC Köln hatte Trautner drei Jahre lang in Belgien bei KV Ostende als Torwartkoordinator gearbeitet. Mit dem Abstieg des Klubs aus der ersten belgischen Liga war auch seine dortige Tätigkeit beendet.
Der VfB Stuttgart – sein Herzensverein
Dass in all den Jahren in der Fremde seine Liebe zu seinem Heimat- und Herzensverein VfB Stuttgart nicht verloren gegangen war, war nicht zu übersehen. War er mal in der Heimat, blieb ein Besuch auf dem Trainingsgelände des VfB meist nicht aus. Mit Argusaugen verfolgte der zudem die Entwicklung bei den Schwaben stets auch aus der Ferne.
Wie sehr die Verbundenheit Trautners zu diesem Verein ist, zeigen die Zahlen: 35 Jahre lang war Trautner ununterbrochen für die Stuttgarter im Einsatz. Als Spieler wurde er 1984 Deutscher A-Jugend-Meister. Auch wenn fortan seine Rolle bei den Profis vor allem die des Ersatztorhüters war, weil er meist im Schatten des deutschen Nationaltorhüters Eike Immel und des österreichischen Nationaltorhüters Franz Wohlfahrt stand. Trotz dieser für ihn nicht einfachen Konstellation war er im Laufe seiner Profikarriere ausschließlich beim VfB Stuttgart aktiv und kam immerhin auf 32 Bundesliga-Einsätze. Großartige Erfolge erlebte er in dieser Zeit. 1992 errang er mit seiner Mannschaft die deutsche Meisterschaft. Auch den DFB-Pokal (1997) gewann er, erlebte zudem zwei internationale Finale (UEFA-Pokal 1989, Pokal der Pokalsieger 1998).
Nach dem Karriereende folgte der nahtlose Übergang: Von 2001 an war Trautner zehn Jahre lang Torwarttrainer der Stuttgarter Profi-Mannschaft, formte unter anderem großartige Torhüter wie Timo Hildebrand, Bernd Leno und Sven Ulreich und arbeitete von 2008 bis 2010 mit Jens Lehmann zusammen. In dieser Zeit gewann er in seiner Rolle als Torwarttrainer 2007 ein zweites Mal die Deutsche Meisterschaft.
Sein Weg ohne den VfB
2011 verpflichtete der VfB Stuttgart Andreas Menger als neuen Torwarttrainer. Er sollte frischen Wind entfachen. „Ich will den VfB zu einer Art Elite-Uni für Torhüter ausbauen“, sagte Menger. Ihm schwebte ein Studiengang mit Qualitätssiegel vor: „Am Ende sollen alle sagen: Wenn du beim VfB deine Ausbildung genossen hast, bist du bereit, in jedem Verein dieser Welt zu bestehen.“ Aus heutiger Sicht betrachtet: Viel Lärm um nichts!
Ebbo Trautner fungierte mit der Inthronisierung Mengers fünf Jahre lang als Torwart-Koordinator beim VfB. Mehr und mehr kam aber bei ihm in dieser Zeit das Gefühl auf, dass die neue Entwicklung in seinem Herzensverein immer weniger seinen Vorstellungen entsprach. Ebbo äußerte seine Meinung, wenn er seinen Verein auf falschen Fährten sah, was nicht bei allen Verantwortlichen gut ankam. Deshalb entschloss er sich, eine neue Herausforderung zu suchen und als Torwartkoordinator zu RB Leipzig zu wechseln. Dorthin waren vor ihm bereits einige ehemalige VfB-Mitarbeiter gewechselt, und der Kontakt war nie abgerissen. Vier Jahre lang füllte er diese Rolle bei den Sachsen aus, bevor er die Auslandsstation in Belgien bei KV Ostende annahm. Nach drei Jahren Tätigkeit an der belgischen Küste ist er wieder zurück in Deutschland.
Abseits der großen Aufmerksamkeit hat Eberhard Trautner nun den Dienst bei seinem neuen Verein angetreten. Viele ehemalige Torhüter, die unter seiner Führung beim VfB Stuttgart gearbeitet haben, loben „Ebbo“ bis heute in höchsten Tönen. Sie schätzen seine Fachkompetenz, seine akribische Arbeit sowie seine stets klare Meinung. Eines ist jedenfalls sicher: Der Nachwuchs der Geißböcke darf sich auf einen überaus kompetenten Fachmann mit extrem viel Erfahrung freuen.