Nationaltorhüter Manuel Neuer ist nach seinem Unterschenkelbruch, den er sich im Dezember vergangenen Jahres auf einer Skitour zugezogen hatte und der ihn monatelang außer Kraft setzte, wieder auf den Trainingsplatz zurückgekehrt. Früher als zunächst angedacht absolviert er bereits seit dieser Woche die ersten individuellen, torwartspezifischen Trainingseinheiten mit Bayern Münchens neuem Torwarttrainer Michel Rechner. Trotz manchen Unkenrufen verläuft die Reha nach Plan. Der Bayern-Kapitän ist deshalb “optimistisch, dass sein Comeback-Plan aufgeht”. Dieser sieht vor, dass er im Juli zum Start in die Vorbereitung auf die neue Saison wieder fest ins Mannschaftstraining einsteigen will.
Die Entwicklung seit Neuers Verletzung
Die Bayern hatten im Winter bekanntlich auf die Verletzung von Neuer reagiert und den Schweizer Nationaltorhüter Yann Sommer (34) von Borussia Mönchengladbach als Ersatz verpflichtet. Betrachtet man allein die Ergebnisse der Bayern in Neuers Abwesenheit, wird die Hoffnung auf die baldige Rückkehr des Kapitäns verständlich. Denn als Neuer die Verletzung erlitten hatte, lagen die Bayern in der Fußball-Bundesliga neun Punkte vor Borussia Dortmund. Nachdem die Münchner die Tabellenführung zwischenzeitlich an die Dortmunder sogar abgeben mussten, liegt die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel drei Spieltage vor dem Saisonende wieder einen Zähler vor dem BVB. Diese Durststrecke aber allein oder vor allem Yann Sommer anzulasten, wäre unfair. Zweifellos konnte der Schweizer nicht an seine großartigen Leistungen, die er zuvor über Jahre bei seinem früheren Klub Borussia Mönchengladbach gezeigt hatte, in München anknüpfen. Tatsache ist aber, dass Sommer zu einem Zeitpunkt in München auftauchte, zu dem die Mannschaft verunsichert war und Unruhe im Team herrschte, was Sommers schnelle Integration nicht gerade erleichterte. Möglicherweise hätte Neuer allein mit seinem Standing im Team, das er sich über Jahre erarbeiten konnte, und seiner Persönlichkeit die Münchener Schwächephase zum Positiven wenden können. Sein weiterer sportlicher Weg hätte aber auch anders laufen können, wenn Yann Sommer nicht geschwächelt hätte und die Mannschaft mit oder gerade durch ihn zu alter Form zurückgefunden hätte. Schnell hätten sich wohl alle Zweifler und Kritiker durchgesetzt, für die Neuer seinen Leistungszenit bereits überschritten hat und die schon aufgrund seines Alters (37) keine sportliche Zukunft mehr für den 117-fachen und fünfmaligen Welttorhüter in einem der weltbesten Teams gesehen hatten.
Der altbekannte Spruch, wonach Fußball ein Tagesgeschäft ist, hat sich wieder einmal bewahrheitet. Denn die aktuelle sportliche Situation hat dazu geführt, dass Manuel Neuer inzwischen wieder zum großen Hoffnungsträger für eine erfolgsgewohnte Zukunft der Bayern geworden ist. Der von manchen bereits Abgeschriebene ist zur Symbolfigur für die Rückkehr zu erfolgreichen Zeiten geworden. Daher ist es für viele Bayern-Fans wie auch für Ehrenpräsident Uli Hoeneß keine Frage, dass Fußball-Nationaltorhüter Manuel Neuer im Falle einer vollständigen Genesung von seinem Beinbruch ins Tor des FC Bayern München zurückkehrt. „Wir hoffen alle, dass Manuel nach seiner schweren Verletzung im Laufe des Jahres wieder fit wird wie vorher. Und dann wird er bei Bayern München im Tor stehen“, sagte Hoeneß (71) bei einer Veranstaltung der „Abendzeitung“ in München.
Wie sieht die Zukunft von Neuers Konkurrenten aus?
Die Frage ist, wie nach einer Rückkehr von Manuel Neuer mit Yann Sommer und Alexander Nübel passieren wird, die sich eine Zukunft auf der Ersatzbank der Münchener eher weniger vorstellen können. Eines scheint momentan klar. Eine wirkliche Perspektive auf die Nummer eins hat, Stand jetzt, nur einer: Kapitän Neuer.
Der 34-jährige Schweizer Nationaltorhüter Yann Sommer hat für zweieinhalb Jahre in München unterschrieben. Sollte er zukünftig nur noch Ersatztorwart beim FCB sein, würde das sicherlich seinen Status als Nummer eins in der Nationalmannschaft unseres Nachbarlandes gefährden. Diese mögliche Situation bei einer erfolgreichen Rückkehr Neuers dürfte er aber bereits bei der Vertragsunterzeichnung durchgespielt haben. Somit ist wohl davon auszugehen, dass Yann Sommer den Verein am Ende der Saison verlassen wird, sollte sich die Konstellation nicht noch zu seinen Gunsten ändern. Einem Bericht des „kicker“ zufolge stellen sich die Verantwortlichen des FC Bayern bereits auf seinen Abschied nach der Saison ein. Sommer wurde zuletzt sowie bereits vor seinem Wechsel nach München immer wieder mit Manchester United in Verbindung gebracht.
Ähnlich stellt sich die Situation bei Alexander Nübel dar, der von den Bayern bis Ende dieser Saison an den französischen Spitzenklub AS Monaco ausgeliehen ist. Obwohl sich Nübel nach eigenen Aussagen im mondänen Fürstentum an der Cote d`Azur sehr wohl fühlt, scheinen die Zeichen für den Ex-Schalker auf Abschied zu stehen. Die Verantwortlichen in Monaco sollen sich jedenfalls bereits gegen eine feste Verpflichtung des früheren Schalkers entschieden haben. Obwohl Nübel bei den Bayern noch einen Vertrag bis Juni 2025 hat, dürfte eine Rückkehr an die Säbener Straße als Nummer zwei auf der Bank der Bayern eher ausgeschlossen sein. Bereits mehrfach hatte er in der Vergangenheit eines solche Rolle bei den Bayern abgelehnt. Wohin es den 26-Jährigen zukünftig ziehen könnte, ist aber noch unklar.
Der letzte im Bunde der möglichen Vertreter Neuers ist Sven Ulreich, dessen Vertrag beim FC Bayern noch bis 2024 datiert ist. Seit seinem Wechsel 2015 vom VfB Stuttgart an die Isar war der 34-Jährige, abgesehen von einer einjährigen Ausleihe zum HSV, immer ein zuverlässiger Ersatzmann in München. Das Vertrauen in den Routinier war aber nach Neuers Ski-Verletzung nicht groß genug, um ihm die Rolle als Nummer eins anzuvertrauen. Ulreichs Fehler 2018 im Champions-League-Halbfinalrückspiel gegen Real Madrid, als er mit einem folgenschweren Patzer das Aus der Münchener einleitete, hat sich wohl tief in das historische Fußball-Gedächtnis der Verantwortlichen eingebrannt.
Wer aber in der Beletage des internationalen Fußballs mitspielen will, braucht hinter Manuel Neuer einen Stellvertreter, dem man diese Aufgabe zutraut. Die höhere Verletzungsanfälligkeit bei zunehmendem Alter lassen sich auch bei Manuel Neuer nicht wegdiskutieren. Insofern tun die Bayern gut daran, sich mit einem Torhüter von internationalem Format aufstellen, sollten Sommer und Nübel den Verein verlassen. Denn nur so können sie ihren sportlichen Ansprüchen bei einem erneuten Ausfall des ehemaligen Welttorhüters gerecht werden. Aber vielleicht ist morgen schon wieder alles ganz anders …