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Die fußballerischen Anforderungen an den heutigen Torhüter werden immer vielfältiger. Spätestens mit der Einführung der Rückpassregel im Jahr 1992 mussten Torhüter das Spiel mit dem Fuß lernen, denn Rückpässe durften nun nicht mehr mit der Hand aufgenommen werden. Slapstickeinlagen nach Rückpässen oder aus Hilfslosigkeit auf die Tribüne geschlagene Bälle durch den Torhüter waren in den Anfangsjahren der Umstellung an der Tagesordnung.

Das hat sich in der Zwischenzeit gravierend verändert. Inzwischen ist der Torhüter stark ins Spiel seiner Mannschaft eingebettet. 40 - 60 Ballkontakte pro Spiel sind für Torhüter nichts Außergewöhnliches. Besonders Manuel Neuer hatte bei der WM 2014 im Achtelfinale gegen Algerien den neuen Torwartstil mit seiner Rolle als Ersatzlibero entscheidend eingeleitet. Im Laufe der Jahre wurden die Aufgaben des Keepers weiter ausgebaut. In Zeiten des Ballbesitzfußballs muss er Anspiele unter Druck sicher verarbeiten können und Spielverlagerungen per Innenseite oder als Flugball beherrschen, und das beidbeinig. Immer öfter ist der letzte Mann inzwischen auch als erster Offensivspieler seiner Mannschaft in die Spieleröffnung oder Spielfortsetzung eingebunden. Für all diese Anforderungen muss ein Schlussmann fußballerisch gut ausgebildet sein. Aber welche Fußtechniken braucht er? Wie sieht die richtige Technik aus? Wie kann er sie im Training schulen? Goalguard gibt euch Antworten.

Passen - eine Grundfertigkeit moderner Torhüter

Welche bedeutende Rolle das Spiel mit dem Fuß inzwischen in einem Spiel einnimmt, lässt sich gut an den Werten von Yann Sommer (Inter Mailand) im Champions-League-Finale 2025 seines Teams gegen Paris St. Germain ablesen und verdeutlichen.

Obwohl Paris St. Germain das Finale mit 5:0 gegen Inter gewann, musste Yann Sommer trotz der deutlichen Niederlage erstaunlich wenig Schüsse abwehren. Ein Grund dafür war, dass etwa ein Dutzend Schüsse und gute Abschlusschancen knapp am Tor vorbei oder über die Querlatte zischten. Deswegen musste Yann Sommer nur insgesamt 3-mal sein Tor verteidigen. Alle drei Aktionen waren Schüsse aus 16 - 20 m, die der Schweizer Nationaltorhüter allesamt im tiefen Block sicherte. In der Raumverteidigung musste er überhaupt nicht eingreifen. Trotzdem war Sommer in diesem Spiel gefordert. Insgesamt zählten die Statistiker 51 Ballkontakte beim Schweizer. Der Grund: Der 36-jährige Schlussmann war überaus häufig in das Ballbesitzspiel sowie die Spieleröffnung und - fortsetzung seiner Mannschaft eingebunden. Insgesamt 42 gespielte Pässe standen am Spielende auf seinem Konto, davon waren 18 lang gespielt. Außerdem gehörten drei Abwürfe zu seinen Aufgaben. Gefordert war der Schweizer also vor allem im Umgang mit dem Ball am Fuß. In Prozent ausgedrückt: 94 % aller Torwartaktionen Yann Sommers in diesem Finale bestanden aus Aktionen mit dem Fuß! Dieser Daten zeigen, wie wichtig fußballerische Fertigkeiten im modernen Torwartspiel sind, auch wenn die Werte bei Defensivaktionen in diesem Spiel zweifellos außergewöhnlich niedrig waren.

Welche Fußtechniken braucht der Torhüter?

Es sind zwei Fußtechniken, die Torhüter überwiegend für sein Spiel braucht: Das Passen mit der Innenseite und das Passen per Flugball mit dem Spann. Wirft man noch einmal einen Blick auf Yann Sommers Passdaten, erkennt man, dass mehr Bälle von ihm mit dem Innenseitstoß (58 %) gespielt wurden. Diese Erkenntnis deckt sich mit den Daten anderer Torhüter. Fazit: Der Innenseitstoß ist die am häufigsten verwendete Passart beim Torhüter!

Der Grund dafür ist, dass der Torhüter bevorzugt als Anspielpunkt für Rückpässe seiner Mitspieler oder als elfter Spieler beim Spielaufbau eingebunden ist. Für diese Situationen, in denen es vor allem um Ballbesitz und sicheren Spielaufbau geht, eignet sich der Innenseitstoß im Besonderen. Will der Torhüter aber das Pressing mit einem Chipball überspielen oder den Gegner mit einem langen Flugball in ihren Rücken überraschen, braucht er den Spannstoß als Fußtechnik.

Passen mit der Innenseite

Wie bereits erwähnt, ist der Innenseitstoß die am häufigsten vom Torhüter verwendete Passart. Im Vergleich zu anderen Stoßarten, wie dem Vollspann und dem Außenrist, bietet der Innenseitstoß die größte Trefferfläche und ist deshalb die sicherste Art des Zuspiels. Aber wie sieht ein perfekter Innenseitstoß eigentlich aus? Worauf muss man achten? Den perfekten Bewegungsablauf veranschaulichen wir euch in den folgenden Videos von Nationaltorhüter Oliver Baumann (TSG Hoffenheim) aus der hinteren Perspektive. Video 1 zeigt den Gesamtbewegungsablauf in Originalgeschwindigkeit und Zeitlupe. In den anschließenden Videos werden die verschiedenen Phasen des Bewegungsablaufes unter die Lupe genommen.

  • Gesamtbewegungsablauf
  • Positionierung des Standbeines
  • Trefferfläche
  • Schussbein schwingt durch

Nach einem geradlinigen Anlauf platziert der Torhüter den Standfuß ca. 1-2 Fußbreiten neben dem Ball (Video 2). Dann schwingt er das Schussbein, das etwa 90 Grad zum Standfuß nach außen rotiert ist, in Richtung Ball. Die Fußspitze ist angezogen, so dass die Fußsohle parallel zum Boden ist. Der Ball muss mittig getroffen werden, um ein Hoppeln des Balles zu vermeiden (Video 3). Abschließend schwingt der Torhüter das Schussbein in die Richtung des Balles (Video 4).

Passen mit dem Spann

Gewisse Ähnlichkeiten mit dem Innenseitstoß gibt es auch im Bewegungsablauf beim Passen mit dem Spann, wie die folgenden Videos mit Marvin Schwäbe (1. FC Köln) verdeutlichen. Video 1 zeigt den Gesamtbewegungsablauf in Originalgeschwindigkeit und Zeitlupe. In den anschließenden Videos werden die verschiedenen Phasen des Bewegungsablaufes genauer unter die Lupe genommen.

  • Gesamtbewegung
  • Blickkontakt
  • Positionierung des Standbeines
  • Fußstellung
  • Nachschwingen des Schussbeines

Bevor der Torhüter den Flugball spielt, vergewissert er sich mit einem kurzen Blick noch einmal, ob der Zielspieler anspielbar ist (Video 2). Dann setzt er nach der Anlaufbewegung das Standbein wieder etwa eine Fußlänge neben den Ball (Video 3). Dann schwingt er das Schussbein, nachdem er zuvor mit dieser Bein weit nach hinten ausgeholt hat, in Richtung Ball. Die Hüfte ist dabei fixiert, eine Rotationsbewegung ist unbedingt zu vermeiden. Der Fuß des Spielbeines ist gestreckt, d.h. die Zehen zeigen Richtung Boden, und das Sprunggelenk ist fixiert. Der Ball wird mit dem Spann (= Oberteil des Fußes, wo sich die Schnürsenkel befinden) getroffen (Video 4). Nach dem Spannstoß schwingt das Schussbein durch, um so maximale Kraft zu erzeugen (Video 5).

In Folgetexten werden wir euch zeigen, wie ihr die beiden Passtechniken durch geeignete Übungen im Torwarttraining schulen und automatisieren könnt.

Analysen

Artur Stopper

Artur Stopper

Mit über 25 Jahren Erfahrung als Torwarttrainer weiß Artur, wie Torhüter ticken. Deshalb bevorzugt er Themen, die die Welt der Torhüter ausmachen: Vereinswechsel, Tiefschläge, Pechsträhnen, Höhenflüge, Emotionen, Ersatzbank, Halbgötter, Erfolge.

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