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Die Enttäuschung nach der 2:3-Niederlage von PSG im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen den FC Barcelona war groß. Denn wieder einmal scheint die Hoffnung der Pariser Verantwortlichen und Fans, endlich einmal die Spitze Europas zu erklimmen, in Ferne gerückt, auch wenn das Rückspiel in Barcelona noch die Chance zur Rehabilitation bietet.
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Nach der 2:3-Niederlage im Hinspiel des Champions-League-Viertelfinales zwischen Paris St. Germain und dem FC Barcelona stand Gianluigi Donnarumma, der italienische Nationaltorhüter in Diensten des französischen Meisters, schwer im Kreuzfeuer der Kritik einiger Medien und Fans. Von einer „Horrornacht“, der der 25-jährige Schlussmann erlebt haben soll, war die Rede. An allen drei Gegentoren wurde ihm eine Beteiligung vorgeworfen.
Im ersten Teil des Artikels haben wir bereits detailliert das erste Gegentor analysiert und dargelegt, warum Donnarumma aus unserer Sicht keine oder – wenn überhaupt - nur in sehr geringem Maße Verantwortung für den Gegentreffer übernehmen muss. Im zweiten Teil der Analyse wollen wir nun die Gegentore zwei und drei unter die Lupe nehmen.
Analyse der Gegentore 2 und 3
a) Gegentor 2:
Die Ausgangssituation, die zum zweiten Gegentreffer führte, ist in der folgenden Grafik dargestellt.
Nach einem Rückpass wird Donnarumma von Barca-Angreifer Joao Felix von der linken Seite leicht unter Druck gesetzt. Deshalb hat der PSG-Keeper den Ball beim ersten Ballkontakt auf die rechte Seite mitgenommen und ihn für seinen rechten Fuß bereit gelegt. Er spielt einen langen Flugball über eine Distanz von etwa 40 m auf den nahe der Außenlinie postierten Barcola. Doch Donnarummas Flugball gerät etwas zu kurz. Joao Cancelo fängt den Ball ab und leitet ihn über den Brasilianer Vitanha in die Spielfeldmitte zu Pedri, der ungefähr 35 m entfernt zentral zum Tor steht.
Pedri erkennt, dass Raphinha von rechts kommend zur Mitte durchstartet und legt den Ball butterweich in den Lauf des brasilianischen Angreifers, dessen Direktabnahme aus etwa 11 m für Donnarumma unhaltbar zum 2:3 für Barcelona ins linke Toreck einschlägt.
Donnarummas Fehler?
Ohne Zweifel landet der Flugball des PSG-Keepers nicht – wie beabsichtigt – bei seinem Mitspieler Barcola, sondern in den Beinen von Joao Cancelo. Obwohl PSG-Stürmer Barcola den Barca-Linksverteidiger sofort unter Druck setzt, kann er nicht verhindern, dass der Fehlpass letztendlich bei Pedri landet, der mit seinem genialen Pass den Ausgleichstreffer einleitet. Unbestritten erfolgt der Ballverlust durch den ungenauen Pass Donnarummas. Drei Fragen muss man aber stellen, um den Anteil Donnarummas am Gegentor zu beurteilen: War der Flugball auf Barcola zu gewagt, weil dieser auch im Falle der Ballbehauptung sofort unter Druck geraten wäre? Welche Alternativen hätte Donnarumma stattdessen gehabt? Kann man einen Torhüter für einen über eine Distanz von 35 – 40 m gespielten Ball mitverantwortlich machen, wenn der Ball verloren wird und zu einem erfolgreichen Gegenangriff führt, oder beinhaltet nicht jeder lange Flugball automatisch das erhöhte Risiko eines Ballverlustes? Jeder wird den Anteil Donnarummas am Gegentor danach beurteilen, wie die Antworten auf diese Fragen aussehen.
Ein entscheidender Faktor zur Entlastung Donnarummas wurde bisher aber noch nicht angesprochen, nämlich das Abwehrverhalten seiner Mitspieler. Immerhin hat Paris vor dem Zuckerpass Pedris ein klares Übergewicht an Abwehrspieler im Zentrum, denn sieben Verteidigern stehen nur vier Barca-Angreifer gegenüber. Aber Fabian Riuz und Dembele setzen Pedri nur halbherzig unter Druck, so dass Pedri unbedrängt das Einlaufverhalten Raphinhas wahrnehmen und den genialen Chippball auf den brasilianischen Angreifer spielen kann. Aber auch die Restabwehr von PSG reagiert erst auf Raphinhas Laufweg, als der Ball bereits unterwegs ist. Eine gute Wahrnehmung sieht anders aus. Mein Fazit: Beim zweiten Gegentor kann man höchstens von einer minimalen Teilschuld Donnarummas sprechen, weil sein Flugball das anvisierte Ziel nicht erreicht hat. Die Hauptschuld für den Gegentreffer liegt aber nach meiner Einschätzung im schlechten Abwehrverhalten seiner Mitspieler. Aber vielleicht verdient auch einfach das geniale Zusammenspiels zwischen Pedri und Raphinha höchste Anerkennung, die mit einem grandiosen Pass und einem cleveren Laufweg den Gegner intelligent überlistet haben.
b) Gegentor 3:
Eindeutig hingegen ist Schuldfrage beim dritten Gegentreffer, der aus einem Eckball resultiert. Die Ausgangssituation ist in der folgenden Grafik dargestellt.
Im oder am 5-m-Raum befinden sich vier PSG-Abwehrspieler sowie zwei Angreifer Barcas. Ein Pulk von jeweils vier PSG- und vier Barca-Spieler positioniert sich auf Höhe des Elfmeterpunktes. Als Gündogan den Eckball nach innen schlägt, setzen sich alle acht Spieler in Richtung 5-m-Linie. Der Ball fliegt ins Zentrum des PSG-Strafraumes und landet etwa 3 m mittig vor dem Tor auf dem Kopf von Barcas Christensen, der den Ball aus dieser kurzen Distanz einköpft. Statt die Flanke in seinem Nahbereich abzufangen, bleibt Donnarumma auf der Linie. Möglicherweise nimmt er an, dass Abwehrchef und PSG-Kapitän Marquinhos, der vor Christensen postiert ist und zum Ball hochsteigt, den Ball als erster erreicht und damit klären kann. Stattdessen fliegt der Ball knapp über dessen Kopf hinweg zu Christensen, der dadurch Barcelonas 2:3-Sieg einleitet. Trotz allem hätte Donnarumma die Verantwortung für diesen Ball übernehmen müssen, weil seine Distanz zum Ball nur 3 m betrug. Bekanntlich gehört der Torraum zum Aktionsbereich des Torhüters.
Möglicherweise fehlte Donnarumma in dieser Situation das Selbstvertrauen, weil er im Laufe des Spieles bei zwei ähnlichen Flanken nicht erreicht hatte, so z.B. in der 21. Minute:
Gündogan spielt einen Eckball in die zentrale Zone etwa 4 m vors Tor. Obwohl Mendes versucht, Barca-Stürmer Zaire-Emery von Donnarumma fernzuhalten, indem er sich zwischen den Angreifer und seinen Torhüter stellt, gelingt es ihm letztlich nicht, den Barca-Angreifer davon abzuhalten, seinen Torhüter in seinem Laufweg zu behindern. Als sich Donnarumma nämlich zur Flanke in Bewegung setzt, bewegt sich Zaire-Emery leicht nach vorne und behindert so den direkten Laufweg Donnarummas zum Ball. Weil er dadurch zu spät kommt, schraubt sich Lewandowski höher als Donnarumma und köpft den Ball aufs leere Tor. Zum Glück für PSG passt Nuno Mendes auf und klärt den Ball noch auf der Linie. Er verhindert dadurch eine Riesenchance Barcelonas. Möglicherweise hatte Donnarumma noch diese und eine andere Szene im Hinterkopf und verließ sich stattdessen in der ... Minute auf Marquinhos.
Fazit: Zweifellos erwischte Donnarumma nicht seinen besten Tag. Der ansonsten in der Raumverteidigung überaus starke 1,96 m Hüne hatte in diesem Spiel einige Probleme beim Abfangen von Flanken, wohl bedingt durch das Blockieren des Keepers im Anlaufweg. Auch konnte der italienische Nationaltorhüter seine leichte Schwächen im Passspiel nicht ganz verbergen. Von einer "Horrornacht" des Keepers zu reden und ihn an allen Toren mitschuldig zu sprechen, bin ich weit entfernt. Immerhin trug Donnarumma mit zwei starken Aktionen dazu bei, dass Paris St. Germain nicht bereits frühzeitig in Rückstand geriet. Zum einen klärte der Schlussmann bereits in der 6. Minute 25 m außerhalb des Strafraumes mutig gegen den durchstartenden Raphinha per Fußabwehr. Zum anderen spitzeltee er in der 23. Minute einen flachen Schuss von Raphinha aus etwa 23 m in das rechte untere Eck bravorös um den Pfosten.
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