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Standardsituationen spielen im modernen Fußball eine große Rolle. Immerhin werden ungefähr ein Drittel aller Treffer in der Bundesliga nach Standardsituationen erzielt. Dabei sind Eckbälle mit einem Anteil von 35 % bei durch Standardaktionen erzielten Toren besonders erfolgversprechend. Für einen Torwart und seinen Abwehrverband stellt sich deshalb die Frage, wie Erfolge nach Eckbällen am besten verhindert werden können. Die erste Frage, die er sich stellen muss, ist, wo, ob und wie viele Spieler bei einem Eckball im Tor platziert werden sollen. Während früher zumeist zwei Spieler jeweils auf der Torlinie neben den Posten aufgestellt wurden, sieht man inzwischen mehr und mehr Torhüter, die nur einen Spieler entweder am vorderen oder hinteren Pfosten aufstellen oder sogar ganz auf Spieler im Tor verzichten.

Kann man auf Spieler als Absicherung auf der Torlinie verzichten?

Grundsätzlich gilt: Es gibt in dieser Frage nicht das Ergebnis richtig oder falsch! Das verantwortliche Trainerteam muss die Grundsatzentscheidung treffen, ob die Mannschaft „gegen den Mann“ oder „ballorientiert“ verteidigen soll, d.h. ob jedem Verteidiger ein Gegenspieler zugeordnet werden soll, den er bekämpft, oder ob der Blick weg vom direkten Gegenspieler hin zum Ball gerichtet werden soll. Danach richtet sich die Entscheidung, wie der Abwehrverband agiert. Immer mehr Mannschaften agieren inzwischen auch in einem Mix aus Mann- und ballorientierter Raumdeckung.

Gegen den Mann verteidigen

Früher war es zumeist üblich, dass jedem Angreifer ein in Größe und Kopfballstärke entsprechender Gegenspieler zugeordnet wurde. Wenn Kopfballduelle verloren wurden, standen auf der Torlinie noch meist zwei Spieler in den Torecken, die im Idealfall Kopfbälle oder Schüsse abwehrten, die der Torwart nicht mehr erreichte. Wie fest diese Art der Verteidigung noch in den Köpfen zementiert ist, lässt sich leicht bei den Aussagen mancher Sportreporter feststellen, die nach wie vor oft ihre Fassungslosigkeit über ein Abwehrverhalten zum Ausdruck bringen, wenn bei einem Torerfolg eine Torecke von keinem Spieler abgedeckt worden war.

Ballorientiert verteidigen

Inzwischen setzt sich aber immer öfters das ballorientierte Abwehrhalten bei Eckbällen durch, d.h. die Abwehrspieler versuchen, aktiv in Ballbesitz zu kommen, indem sie eine Überzahlsituation am Ball schaffen. Das Zentrum vor dem Tor besetzen die kopfballstärksten Spieler. Die abwehrende Mannschaft attackiert den vor das Tor fliegenden Ball in Überzahl, um so den Ball zu gewinnen. Wenn man auf die zwei Spieler als Absicherung auf der Torlinie verzichtet, wird die Überzahl am Ball leichter erreicht, da zwei zusätzliche Spieler den Ball angreifen können. Anders ausgedrückt: Beide Pfosten zu besetzen führt zu Kompetenzgerangel mit dem Torhüter und bindet unnötig Personal. Ein weiterer Effekt kommt noch hinzu: Durch zwei Spieler mehr im Strafraum wird der Raum vor dem Tor weiter verdichtet. Dadurch gelingt es den gegnerischen Angreifern weniger gut, mit entsprechendem Anlauf zum Ball höher zu springen als die eigenen Verteidiger, weil weniger Raum zum ungestörten Anlauf besteht. Außerdem bringt sich der Verteidiger bei dieser Art der Verteidigung in eine bessere Position. Weil die Verteidiger vorwärts in den Ball starten, fällt der kleine Gedankenvorsprung weg, den Stürmer normalerweise haben, wenn die Verteidiger sich am Stürmerverhalten ausrichten. Die Abwehrspieler verteidigen also nicht, sondern sie greifen den Ball an. Nicht reagieren, sondern agieren ist gefordert! Sie wollen als Erster am Ball sein!

Wie bereits betont, muss das Trainerteam entscheiden, welches Abwehrverhalten sie bei Eckbällen bevorzugen. Sicherlich kommt es immer wieder zu Situationen, in denen Spieler nach Eckbällen auf der Linie klären. Dieses Argument führen Vertreter der herkömmlichen Verteidigungsweise immer an. Man kann dem nicht widersprechen, es ist offensichtlich. Die Befürworter der frühen Balleroberung haben es schwerer, denn es lässt sich nicht nachweisen, wie viele Tore durch ein ballorientiertes Abwehrverhalten verhindert worden sind. So wird es letztlich zu einer Frage der eigenen Überzeugung, welches System man für erfolgsversprechender hält. Auffallend ist jedenfalls, dass mehr und mehr Vereine, auch in der Bundesliga, auf zumindest einen Spieler auf der Linie verzichten und dem Beispiel Barcelona folgen, die schon seit Jahren keinen Abwehrspieler mehr zur zusätzlichen Torsicherung auf die Torlinie stellen. Mit gutem Erfolg, wie die Anzahl der errungenen Meisterschaften zeigt.

Torwartspiel

Artur Stopper

Artur Stopper

Mit über 25 Jahren Erfahrung als Torwarttrainer weiß Artur, wie Torhüter ticken. Deshalb bevorzugt er Themen, die die Welt der Torhüter ausmachen: Vereinswechsel, Tiefschläge, Pechsträhnen, Höhenflüge, Emotionen, Ersatzbank, Halbgötter, Erfolge.

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