Das 1gegen1 ist im modernen Torwartspiel eine häufig auftretende Spielsituation. Weil Abwehrketten in modernen Spielsystemen oft hoch stehen, um den Raum für den Gegner eng zu machen, entsteht hinter der Abwehrkette ein größerer Zwischenraum, der überwiegend vom Torhüter abgedeckt werden soll. Gelingt der gegnerischen Mannschaft ein Durchbruch hinter die Abwehrkette in diesem Raum, kommt es meist zu 1gegen1-Situationen zwischen dem Torhüter und einem gegnerischen Stürmer. Untersuchungen zeigen, dass diese Aktion in der Regel zwei bis drei Mal pro Spiel vorkommt. Deshalb ist es wichtig, den Torhüter auf diese Aufgabe vorzubereiten und sein Verhalten entsprechend zu schulen.
Worauf kommt es an?
Um diese Situation erfolgreich lösen zu können, muss der Torhüter vor allem zwei Dinge beherrschen: Er muss lange stehen bleiben und darf nicht spekulieren! Häufig kann man selbst bei Top-Torhütern feststellen, dass sie sich übereifrig und unkontrolliert in diese Aktion stürzen, meist mit dem Fuß voraus und mit leicht nach hinten fallendem Körper. Was für die Zuschauer möglicherweise nach entschlossenem Verhalten aussieht, bewirkt in Wirklichkeit nur eines: Mit diesem Verhalten verringert der Torhüter seine Körperfläche und damit die Chance, den Ball erfolgreich abwehren zu können. Gute Stürmer erkennen nämlich, ob ein Torhüter zu früh zum Boden geht, und nützen das Angebot des Torhüters, indem sie den Ball über den Torhüter hinweg chippen.
Die richtige Distanz wählen!
Bei manchen Torhütern kann man beobachten, dass sie aus einer mittleren Position zwischen dem Angreifer und dem eigenen Tor in Richtung Stürmer vorpreschen, um den Ball in der Nahdistanz zu blocken. Des Öfteren schaffen es der Torhüter aber nicht, in diese Nahdistanz zu kommen, und stehen dann in der für sie ungünstigen Red-Zone oder „ugly-zone“. In vielen Fällen ist es daher für den Torhüter besser, sich rechtzeitig in sein Tor zurückfallen zu lassen und dort mit mehr Reaktionszeit den Schuss des Angreifers zu erwarten. Die Schwierigkeit: Er muss sekundenschnell entscheiden, ob für ihn ein Fallen oder ein Angreifen in der jeweiligen Situation die bessere Entscheidung ist. Nicht unwesentlich hängt sein Erfolg von dieser Entscheidung ab.
Lang stehen und selbstbewusst auftreten!
Auch psychologisch muss sich der Torhüter auf diese Situation vorbereiten. Er muss sich bewusst sein, dass er in der Eins-gegen-eins-Situation gegen einen Spieler nichts zu verlieren hat, weil die Erfolgswahrscheinlichkeit für den Stürmer spricht. Deshalb liegt der Druck beim Stürmer, weil die Allgemeinheit der Fußballfans einen erfolgreichen Abschluss des Angreifers erwartet. Der Satz „Den muss man doch machen“ drückt diese Erwartungshaltung aus. Da der Stürmer nur versagen kann, wenn er den Abschluss nicht erfolgreich gestaltet, steht er also unter hohen Erwartungsdruck. Der Torhüter hingegen kann nur gewinnen. Er wird bejubelt, wenn er den Torerfolg verhindert. Genau diese Chance muss ein Schlussmann für sich nutzen. Er muss den Stürmer durch langes Stehen und durch selbstbewusstes Auftreten unter Druck setzen. Er darf ihm nicht wie im oben beschriebenen Beispiel eine Lösung anbieten, sondern die Entscheidung beim Stürmer lassen. Dann wird er erfolgreich sein.

