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Eigentlich hätten die Deutschen Nationaltorhüter Anfang April in El Salvador trainieren sollen – bei schweißtreibenden Einheiten im Sand, um fit zu werden für eine intensive Saison. El Salvador, Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen trainieren mit Andreas Köpke im Sand? Um für Klarheit zu sorgen: Es geht nicht um die weltweit bekannten Profitorhüter, sondern um Marius Ebener & Co. Ebener ist die Nummer 1 der Deutschen Beachsoccer-Nationalmannschaft. Der 22-Jährige aus Oberhausen ist hauptberuflich Feuerwehrmann und spielt für den amtierenden Deutschen Vizemeister im Strandfußball, die Beach Royals Düsseldorf. Sein Torwarttrainer bei der Beachsoccer-Nationalmannschaft heißt nicht Andreas Köpke, sondern Marc Lamberger. Beide streben danach, dass man Deutschland in einigen Jahren vielleicht auch im Sand als das „Land der Torhüter“ wahrnimmt.

Dabei ist Torwarttraining im Sand auch in Deutschland generell nichts Neues. „Mein erster Torwarttrainer Andreas Heuberger hat mich mit zehn Jahren im Sommer oft auf einem Beachvolleyballplatz trainieren lassen“, erinnert sich Lamberger an seine Anfänge. „Mit Beachsoccer hatte das nichts zu tun, die Sportart kannte vermutlich keiner von uns. Es war eben Torwarttraining im Sand, um den Abdruck zu verbessern und mal was auf anderem Untergrund zu trainieren.“ Große Unterschiede zum Torwartspiel auf Rasen will Lamberger aber auch gar nicht aufzählen. „Beachsoccer ist keine andere Sportart, es ist einfach eine andere Fußballvariante“, sagt der 29-jährige Münchner, der hauptberuflich Torwartkoordinator für die U9 bis U17 am NLZ des TSV 1860 München ist. Das Torwartspiel im Beachsoccer ähnele dem Torwartspiel auf Rasen sehr.

„Ein guter Torwart braucht eine gute Fangsicherheit, einen guten Abdruck, eine gute Reaktionsfähigkeit, ein gutes Verhalten im Eins-gegen-Eins, eine gute Raumverteidigung und eine gute Übersicht plus Technik im Spielaufbau, also Fähigkeiten, die auch jeder gute Torwart auf Rasen braucht. Hinzu kommt die mentale und psychische Stärke.“ Der Unterschied sei vor allem das Spiel am Fuß, die Ballverarbeitung und das Passspiel in der Luft. Des Weiteren hat ein Beachsoccer-Torwart deutlich mehr Aktionen pro Spiel, obwohl die Nettospielzeit mit 36 Minuten wesentlich kürzer ist als auf Rasen. Das liegt daran, dass im Sand auf einem kleineren Feld und im 5:5 gespielt wird. Sprich: Torschüsse sind aus allen Lagen möglich, selbst Torhüter erzielen regelmäßig Treffer.

„Aus meiner Sicht ist die Position des Torwarts die komplexeste im Beachsoccer, weil man aus fast jeder Lage Tore schießen und somit auch kassieren kann“, sagt Lamberger. Ein Drittel im Beachsoccer dauert zwölf Minuten netto. „In dieser Zeit muss man in jeder Sekunden hochfokussiert sein.“ Zu den derzeit besten Torhütern der Welt zählen der Brasilianer Mao, der Italiener Simone Del Mestre, der Russe Maksim Chuzkhov, der Spanier Dona und der Portugiese Elinton Andrade, ehemals Profi-Torhüter beim französischen Top-Klub Olympique Marseille. Die meisten der genannten Beachsoccer-Torhüter sind bereits Ende 30 oder sogar Anfang 40. Marius Ebener steht erst am Beginn seiner Karriere und zeigte 2019 bei der Euro Beach Soccer League und der WM-Qualifikation herausragende Spiele für den DFB.

Die Herausforderung für Beachsoccer-Vereine in Deutschland ist es, mehr Torhüter wie Ebener zu finden, die sich für Beachsoccer begeistern und bei Vereinen in der Deutschen Beachsoccer-Liga anheuern. Der 1,97 Meter große Ebener war in der Jugend unter anderem für Rot-Weiß Essen und Bayer Uerdingen aktiv, im Herrenbereich zuletzt beim Oberligisten SSVg Velbert. „Marius hat zu Beginn seiner Beachsoccer-Laufbahn eine sehr gute Ausbildung mitgebracht“, sagt Lamberger. Um international so schnell bestehen zu können, sei dies unabdingbar gewesen.

Um die Spitze im deutschen Beachsoccer und der Deutschen Beachsoccer-Liga zu fördern, sei es daher wichtig, höherklassig spielende Torhüter aus der Regionalliga, ehemalige NLZ-Torhüter oder gar Ex-Profikeeper für Beachsoccer zu begeistern. Lamberger ist überzeugt: Ein technisch, taktisch und athletisch sehr gut ausgebildeter Fußball-Torwart wird mit den Beachsoccer-Regeln und dem Untergrund durch regelmäßiges Training im Sand nach wenigen Wochen warm werden.

Wer viel Geld verdienen möchte, ist dort jedoch falsch. Es zählt vor allem die Leidenschaft und Hingabe für den Sport. Hinter den Vereinen stecken meist kleinere Sponsoren. Ziel sei es daher nicht nur, höherklassige Torhüter zu begeistern, sondern auch die Basis zu stärken. Je höher und dichter die Konkurrenz wird, desto besser ist dies für die Entwicklung des Sports. Ein gutes Startbrett für junge, talentierte Torhüter sind daher auch Beachsoccer-Wettbewerbe in den einzelnen Landesverbänden. Dafür können sich Vereine, aber auch Hobbyteams anmelden. Eine tolle Ergänzung im Sommer – und irgendwann für den ein oder anderen Torwart vielleicht auch mehr.

Wer mehr über Beachsoccer erfahren möchte: Marc Lamberger gibt am Freitag, 8. Mai, um 19 Uhr für den Bayerischen Fußball-Verband ein Webinar zum Thema Beachsoccer-Training. Die Fortbildung ist kostenlos.

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