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Mit drei gehaltenen Elfmeter beim Finale des Saarlandpokals gegen den Ligakonkurrenten FC Homburg trug Frank Lehmann wesentlich dazu bei, dass der Regionalligist SV 07 Elversberg in die erste Pokalrunde des DFB-Pokals einzog. Gegner ist am kommenden Sonntag der Zweitligist FC St. Pauli. Der 31-jährige Schlussmann hat in der bisherigen Laufbahn schon einige Stationen hintern sich. Ausgebildet in der Jugend des VfB Stuttgart, kam er als 18-Jähriger zu zwei Einsätzen in der U18-Nationalmannschaft. Nach den Stationen Eintracht Frankfurt, Energie Cottbus, FC Heidenheim, VfL Osnabrück landete er schließlich beim Regionalligisten Südwest SV 07 Elversberg, bei dem er seit 2017 unter Vertrag steht und sich sportlich und privat überaus wohl fühlt.

Goalguard befragte den Schlussmann der Saarländer nach den Chancen gegen den Zweitligisten, nach der Vorbereitung auf das besonders Spiel, nach dessen sportlicher Vergangenheit sowie seiner möglichen Zukunft nach der Profi-Karriere.

Artur StopperArtur Stopper Frank, das erste Highlight in diesem Sommer liegt bereits hinter euch. Mit 7:6 habt ihr nach Elfmeterschießen den Saarlandpokal gegen euren Ligakonkurrenten FC Homburg gewonnen. Wie viel Motivation gibt euch dieser Erfolg für das kommende DFB-Pokal-Spiel gegen den FC St. Pauli?

Frank LehmannFrank Lehmann Dieser Erfolg gibt uns selbstverständlich viel Motivation. Er war die Grundlage dafür, dass wir weiterhin im DFB-Pokal überhaupt dabei sind. Aber sicherlich wird uns dieser Pokalsieg auch einen positiven Schwung für die kommende Saison mitgeben. Die Vorfreude auf Sonntag ist riesengroß. Wir sind alle sehr gespannt und freuen uns extrem auf das Spiel.

Artur StopperArtur Stopper Mit drei gehaltenen Elfmetern hast du entscheidend zum Sieg gegen Homburg beigetragen. „Ihr haut die Dinger rein, ich halte sie!", sollst du vor dem Elfermeterschießen zu deinen Mitspielern gesagt haben. Was hat dich so sicher gemacht?

Frank LehmannFrank Lehmann Nach diesem Fight in 120 Minuten wollte ich der Mannschaft ein positives Gefühl und Selbstvertrauen für das Elfmeterschießen geben. Das war einfach das, was mir durch den Kopf geschossen war, als wir vor dem Elfmeterschießen zusammen im Kreis standen. Ich hatte ein gutes Gefühl an diesem Tag und war mir sicher, dass ich einen Elfmeter halten werde. Dass es letztlich drei wurden, war natürlich der Wahnsinn. Ich hatte vor der Entscheidung das Gefühl, dass die Mannschaft in diesem Moment diese Worte braucht.

Artur StopperArtur Stopper Sind die drei abgewehrten Elfmeter das Ergebnis einer genauen Analyse der gegnerischen Schützen in der Vorbereitung aufs Spiel oder verlässt du dich in dieser Situation lieber auf deine Wahrnehmung und Intuition?

Frank LehmannFrank Lehmann Sowohl als auch. Mit Hilfe unseres Torwarttrainers war ich über die möglichen Elfmeterschützen des Gegners und deren Vorlieben informiert. Letztendlich muss ich aber immer als Torhüter in der Situation entscheiden, welches Toreck ich wähle. Bei zwei Homburger Schützen hatte ich mich entgegen unsere Vorinformationen auf mein Gefühl verlassen und lag dabei richtig. Zudem hätten mir an diesen Tag die Vorinformationen wenig genützt, weil bereits drei Spieler ausgewechselt waren, die eigentlich als mögliche Schützen in Frage gekommen wären.

Artur StopperArtur Stopper Hast du eine besondere Taktik, den Schützen vor dem Elfmeter zu verunsichern oder zu irritieren?

Frank LehmannFrank Lehmann Ich bin nicht der Typ Torhüter, der den Hampelmann macht, noch einmal vorläuft oder sich alibimäßig vor den Ball stellt. Ich versuche mehr bei mir zu bleiben, mich auf mich selbst zu konzentrieren und lange stehen zu bleiben. Die neue Regel bei Elfmetern, das der Torhüter mit beiden Beinen auf der Torlinie stehen muss, macht Die Elfmetersituation für die Torhüter noch einmal schwerer, weil sie nicht mehr den Schritt nach vorne setzen dürfen, um so den Winkel zu verkürzen. Ich habe mich deshalb vor jedem Elfmeter hinter der Torlinie postiert, um so den Auftaktschritt machen zu können, den ein Torhüter ständig automatisch macht.

Artur StopperArtur Stopper Wie bereits betont, freut ihr euch auf die erste Runde im DFB-Pokal gegen den FC St. Pauli. Welches Gefühl spürst du vor dem Spiel gegen den Zweitligisten?

Frank LehmannFrank Lehmann Im Moment ist es die pure Freude auf das Spiel. Direkt vor dem Spiel wird sich die übliche Grundanspannung einstellen, die jeder Torhüter vor dem Spiel braucht. Wir freuen uns darauf, dass wir uns als Regionalligist mit einer Mannschaft aus einer höheren Liga messen können. Auch in unserer Mannschaft gibt es einige Spieler, die bereits höherklassig gespielt haben und zeigen wollen, dass wir mithalten können, wenn wir an unsere Leistungsgrenze gehen.

Artur StopperArtur Stopper Beschäftigst du dich mit den gegnerischen Stürmern, und wenn ja, wie richtet ihr euer Torwarttraining auf die gegnerische Mannschaft aus?

Frank LehmannFrank Lehmann Natürlich holen wir immer Informationen über die gegnerische Mannschaft ein. Gerade in diesem Spiel ist es aber schwierig, weil das Team von St. Pauli neu zusammengesetzt ist und bisher noch kein Punktspiel absolviert hat. Daher ist noch unklar, wie ihre Anfangsformation aussehen wird. Aber natürlich ist für uns Torhüter wichtig zu erfahren, ob ein Stürmer Links- oder Rechtsfuß ist, wie er sich im 1gegen1 verhält oder ob eine Mannschaft eher über außen oder bevorzugt durch die Mitte aufbaut. Wenn eine Mannschaft in der Regel über außen aufbaut, trainieren wir im Vorfeld viele Flankenbälle. In diesem Fall wird wohl die Spielvorbereitung ablaufen wie gewohnt, ohne spezielle Ausrichtung auf den Gegner.

Artur StopperArtur Stopper Wie schätzt du eure Chance gegen den Zweitligisten ein?

Frank LehmannFrank Lehmann Fakt ist, dass wir in diesem Spiel klarer Außenseiter sind, aber ich traue unserer Mannschaft viel zu. Wir wollen St. Pauli das Leben so schwer wie möglich machen, und als unterklassiger Verein können wir nur gewinnen. Natürlich gehen wir in das Spiel, um eine Runde weiter zu kommen. Uns ist aber bewusst, dass wir an diesem Tag unsere volle Leistungsfähigkeit abrufen müssen und auch das Quäntchen Glück brauchen werden, um die Hamburger zu besiegen. St. Pauli ist eine starke Mannschaft und ein toller Verein. Einfach wird es nicht werden, aber ich sehe uns auch nicht chancenlos.

Artur StopperArtur Stopper Seit Jahren spielt ihr um den Aufstieg in die Dritte Liga. 2016/17 wurdet ihr Meister, habt aber das Relegationsspiel gegen den Bayern-Meister TSV Unterhaching verloren. Bis zum Corona bedingten Abbruch der Regionalliga Südwest im März wart ihr der engste Verfolger des Meisters 1.FC Saarbrücken. Soll die kommende Saison nun endlich den angestrebten Aufstieg bringen?

Frank LehmannFrank Lehmann Natürlich ist es unser Ziel, wieder mit oben dabei zu sein. Aber wir haben uns nicht den Druck auferlegt, unbedingt aufsteigen zu müssen. Wir wollen uns wieder gut präsentieren und uns weit vorne in der Tabelle finden. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Mannschaften, die sich diesen Druck auferlegen, häufig scheitern. Deshalb tun wir gut darauf, nur von Spiel zu Spiel zu schauen. Wir spielen in einer starken Liga mit vielen guten, ausgeglichenen Mannschaften. Am Ende wird man sehen, ob es zum Aufstieg gereicht hat.

Artur StopperArtur Stopper Du hast immerhin zwei Einsätze in der U18-Nationalmannschaft vorzuweisen, der Weg für eine erfolgsversprechende Karriere schien gelegt. Was hat in der Rückschau betrachtet eine noch größere Karriere bei dir verhindert?

Frank LehmannFrank Lehmann Das ist schwierig zu beachten. Sicherlich werden mir viele Fußballer Recht geben, dass das Talent, das Können und der Wille leider nicht immer allein ausreichen, um ganz nach oben zu kommen. Es gehört auch eine ganze Portion Glück dazu, z.B. zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Auch Verletzungen können oft eine Karriere in eine andere Richtung lenken. Bei mir war das so. Zwar hatte ich nie extrem schwere Verletzungen, aber oft zu einem ungünstigen Zeitpunkt, wie z.B. die Achillessehnenverletzung in Heidenheim. Solche Verletzungen können einen als Fußballer zurückwerfen. Ich bin aber nicht der Typ, der Dingen hinterhertrauert oder sich Gedanken darüber macht, was wäre wenn. Ich bin glücklich, so wie es ist. Ich habe mit Elversberg einen Verein gefunden, bei dem ich mich total wohl fühle. Zudem hat der Wechsel nach Elversberg mein Leben grundlegend verändert. Ich habe hier meine Frau gefunden, bin verheiratet und habe eine tolle Stieftochter. Über die Frage, was sportlich möglich gewesen wäre, wenn das oder das nicht gewesen wäre, mache ich mir heute keine Gedanken mehr, weil ich mit dem, wie es ist, sehr zufrieden bin.

Artur StopperArtur Stopper Seit 2017 stehst du beim SV Elversberg unter Vertrag. Dein Vertrag läuft noch bis 2021. Wie lange willst du Fußball-Profi sein, und wie soll deine Zukunft nach der Profizeit aussehen?

Frank LehmannFrank Lehmann Ich möchte so lange als möglich Fußballprofi sein, denn Fußball war schon immer mein Leben. Ein Tag ohne das Leder oder die Torwarthandschuhe ist für mich ein verlorener Tag. Natürlich werde ich nicht jünger, aber mit 31 Jahren ist man noch lange nicht am Ende seiner Karriere angekommen. Vorausgesetzt der Körper macht mit, möchte ich schon noch einige Jahre zwischen den Pfosten stehen. Für die Zeit nach meiner aktiven Laufbahn gibt es mehrere Überlegungen. Zu einen habe ich angefangen, Trainerscheine zu machen. Denkbar wäre auch ein Einstieg bei meinem Berater. Im Grunde ist aber Fußball mein Leben. Deshalb wäre mein Hauptwunsch, in irgendeiner Tätigkeit im Fußballgeschäft zu bleiben. Sollte das alles nicht funktionieren, habe ich noch eine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann vorzuweisen, so dass ich auch hier eine berufliche Einstiegsmöglichkeit hätte. Vielleicht ergibt sich auch eine Tätigkeit bei der SV 07 Elversberg. Das sind aktuell meine Gedanken um meine Zukunft nach dem Sport.

Artur StopperArtur Stopper Frank, ich wünsche die zunächst, dass ihr im DFB-Pokal in die nächste Runde einzieht, eine erfolgreiche Saison spielt und du noch lange dem Fußball erhalten bleibst.

Interview Frank Lehmann SV 07 Elversberg Fußball-Regionalliga

Artur Stopper

Artur Stopper

Mit über 25 Jahren Erfahrung als Torwarttrainer weiß Artur, wie Torhüter ticken. Deshalb bevorzugt er Themen, die die Welt der Torhüter ausmachen: Vereinswechsel, Tiefschläge, Pechsträhnen, Höhenflüge, Emotionen, Ersatzbank, Halbgötter, Erfolge.

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