Für Fabian Otte geht die Reise durch die Fußballwelt weiter: Der Torwarttrainer arbeitet ab sofort für den englischen Premierclub FC Liverpool. Der 33-Jährige, der zuvor drei Jahre in Diensten des Bundesligisten Borussia Mönchengladbach stand und zuletzt die Torhüter der US-Nationalmannschaft auf die Spiele der Copa América vorbereitete, wird Teil des neuen Trainerteams von Jürgen Klopps Nachfolger Arne Slot. Diese Entscheidung verkündete der bisherige Trainer von Feyenoord Rotterdam bei seinem Antritts-Interview an der Anfield Road. Die offizielle Bezeichnung für Fabian Otte lautet „Head of First-Team Goalkeeper Coaching“. Er ist Nachfolger des bisherigen Torwarttrainers John Achterberg, der Liverpool in diesem Sommer nach 15 Jahren auf eigenen Wunsch verlassen hat. In seiner neuen Funktion ist Otte unter anderem verantwortlich für das Torwarttraining mit den beiden Nationaltorhütern Alisson Becker (Brasilien) und Caoimhín Kelleher (Irland).
FC Liverpool statt US-Nationalmannschaft
Eigentlich sollte Fabian Otte ab diesem Sommer die US-Torhüter auf die WM 2026 vorbereiten, die in den USA, Kanada und Mexiko stattfindet. Bereits seit September des vergangenen Jahres arbeitete er in einer Doppelfunktion. Neben seiner Torwarttrainer-Tätigkeit bei der Borussia war er in den Länderspielpausen mit dem US-Team unterwegs. Doch der Lockruf aus Liverpool und damit der Möglichkeit, bei einem absoluten europäischen Top-Klub zu arbeiten, war letztlich stärker.
Die Verpflichtung des 33-jährigen durch den FC Liverpool zeigt, welchen Ruf und welche Wertschätzung Fabian Otte international genießt. Verantwortlich für die Suche nach einem passenden Ersatz für Achterberg war der renommierte frühere österreichische Torwarttrainer Hans Leitert, der für die Besitzer des FC Liverpool, die Fenway Sports Group (FSG), als „Head of Global Goalkeeping“ arbeitet. Für Otte ist es nicht die erste Station in der englischen Premier League. Bereits in der Saison 2020/21 arbeitete er ein Jahr lang beim FC Burnley, bevor er im Folgejahr einen Dreijahresvertrag bei Borussia Mönchengladbach unterschrieb. Während seiner Zeit in Burnley gab es für Otte sogar einmal einen Austausch mit Liverpools Trainer-Legende Jürgen Klopp, der Otte beim Aufwärmprogramm beobachtete und anschließend in den Dialog mit ihm ging. „Er war Cheftrainer in Liverpool und hätte tausend andere Dinge machen können als sich mit mir auszutauschen. Ich habe gemerkt, dass er sich Details über mich und meine Arbeit angelesen hatte“, sagte Otte 2021 gegenüber „Sky Sports“. Seine gute Arbeit hatte sich wohl auch in England herumgesprochen.
Ein interessanter Entwicklungsweg
Nachdem er bereits mit Anfang 20 einen Kreuzbandriss erlitten hatte, musste er den Plan einer möglichen Profikarriere mehr oder weniger beenden. Über eine Agentur bekam er ein Collegestudium in den USA, studierte Sportmanagement und lief für das Team der NC State in der College-Liga auf. Nach dreieinhalb Jahren hatte Otte seinen Bachelor-Abschluss in der Tasche. Nach einem kurzen Intermezzo bei den Sportfreunden Lotte brach er wieder auf in die große weite Fußball-Welt. Nach kürzeren Aufenthalten in Neuseeland, England und Amsterdam in unterschiedlichen Funktionen erhielt er über alte Kontakte die Möglichkeit, an der Universität in Auckland als wissenschaftlicher Mitarbeiter zu studieren und nebenbei als Torhüterkoordinator der Frauenmannschaften des neuseeländischen Verbands sowie als Torwarttrainer der Frauen-Nationalmannschaft zu arbeiten. Mit 26 Jahren war die Spielerkarriere zu Ende, er hatte Feuer gefangen für das Trainerdasein. Obwohl Otte im neuseeländischen Verband eigentlich noch zwei Jahre Vertrag hatte und die Frauen bei der Weltmeisterschaft 2019 in Frankreich und bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio begleiten sollte, erlag er dem Lockruf des damaligen Hoffenheim- und jetzt Bayern-Torwarttrainers Michael Rechner, der ihn als Nachfolger des zu Gladbach abgewanderten Steffen Krebs für die U23 der TSG Hoffenheim verpflichtete. Nebenbei promovierte Otte an der Deutschen Sporthochschule in Köln zum Thema Trainingsmethodik und darf sich seither Dr. Fabian Otte nennen. Der weitere kometenhafte Aufstieg des 33-Jährigen ist bekannt. Über die U23 der TSG 1899 Hoffenheim landete er 2020 schließlich beim FC Burnley in der Premier League und ein Jahr später in Gladbach. Mit dem Wechsel zum FC Liverpool öffnet sich für Fabian Otte ein weiteres Kapitel seiner Abenteuerreise durch die Fußballwelt.
In der Torwart-Szene hat sich Fabian Otte längst als anerkannter Fachmann etabliert. Seit Jahren macht er sich Gedanken darüber, wie spielnahes Torwarttraining sowie seine Trainingsphilosophie „Wiederholung ohne Wiederholung“ am besten im Trainingsalltag umzusetzen sind. Seine Studienabschlüsse helfen ihm dabei, mit fundiertem Fachwissen die Entwicklung im Torwarttraining mit voranzutreiben und neue wissenschaftliche Erkenntnisse in seine Arbeit einzubringen. Mit gerade einmal 33 Jahren ist sein Weg noch lange nicht zu Ende. Man darf gespannt sein, wie gut er seine Vorstellung von Torwarttraining bei FC Liverpool umsetzen kann und wohin ihn sein weiterer Lebensweg noch führen wird.