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Unsere Untersuchung aller Tore bei der EM 2016 in Frankreich hat es wieder bewiesen: Die meisten Tore werden aus der Nahzone, also innerhalb des Strafraumes, erzielt. Nicht unerwartet ist die gefährlichste Zone im frontalen Bereich ca. 5 – 11 m vor dem Tor. In dieser Zone hat der Torhüter die geringste Abwehrmöglichkeit, weil er bestenfalls etwa 2-3 m des 7,32 m breiten Tores abdecken kann. Leichter wird seine Aufgabe hingegen, wenn der Stürmer von der Seite auf den Torhüter zuläuft, weil dadurch der Einschusswinkel des Stürmers deutlich verkleinert wird. Egal, von wo aus der Schütze zum Abschluss kommt. Wenn der Torhüter seine Chance erhöhen will, der Ball abzuwehren, muss er also sein Stellungsspiel immer optimal an der Position des Schützen ausrichten.

Doch wie steht ein Torhüter richtig?

Wie bereits betont, richtet sich das Stellungsspiel des Torhüters nach der Position des Stürmers. Um das Stellungsspiel des Torwarts ideal auf die Position des Angreifers mit Ball abzustimmen, wird der Strafraum in drei Zonen unterteilt: Die Standzone, die Kippzone und die Abdruckzone.

Torzonen
StandzoneKippzoneAbdruckzone

Je nachdem, aus welcher Zone der Stürmer auf den Torhüter zuläuft, muss sich der Torhüter anders verhalten. Allen Zonen gemeinsam ist, dass der Torhüter zuvor immer die richtige Grundstellung innehmen muss, um eine Chance zu haben, den Ball abzuwehren. Doch wie verhält sich der Torhüter in den drei Zonenrichtig? Goalguard zeigt euch im Folgenden, wie sich der Torhüter in den verschiedenen Zonen nd unterschiedlichen Situationen perfekt zum Angreifer positioniert.

In der Standzone

Die beste Chance, einen Torerfolg des Stürmers zu verhindern, hat der Torhüter sicherlich in dieser Zone. Da der Einschusswinkel des Stürmers spitz ist, muss er der Torhüter je nach Position des Stürmers nur noch eine Torbreite von höchstens 2,50 m verteidigen. Um die perfekte Stellung zum Schützen einzunehmen, muss man sich zunächst verdeutlichen, auf welche Art der Stürmer einen erfolgreichen Torabschluss suchen könnte.

  • Situation 1: Der Stürmer schießt aufs Tor
    Als erstes könnte er aus der Nahdistanz aufs Tor schießen, sobald er eine Chance zum Torabschluss sieht. In dieser Situation genügt es, wenn der Torhüter aufrecht stehen bleibt und mit den Händen auf Beckenhöhe den Schuss des Gegners im Stile eines Handballtorhüters erwartet. Meist lenkt er ihn nur zur Seite oder übers Tor ab.
  • Situation 2: Der Stürmer dribbelt auf den Torhüter zu
    Der Stürmer könnte sich aber auch gegen den Verteidiger durchgesetzt haben und nun auf den Torhüter zudribbeln. Soll der Torhüter ihm nun entgegenlaufen, um den Winkel zu verkürzen? Aus meiner Sicht: Nein, auch wenn man bei Bundesliga-Torhütern manchmal ein anderes Verhalten sieht. Nach meiner Meinung muss ein Torhüter bei entsprechender Reaktionszeit einen Torerfolg verhindern können, wenn er auf Höhe des vorderen Pfostens seine Grundstellung einnimmt. Denn er muss immer damit rechnen, dass der Ball quer zu einem Mitspieler in die Strafraummitte gespielt wird und ihm somit keine Abwehrmöglichkeit mehr bliebe, wenn er das Tor verlassen hat.
  • Situation 3: Verhalten bei einem Steilpass
    Eine weitere Gefahr stellen für den Torhüter Stielpässe dar, die besonders bei hoch stehenden Abwehrreihen durch die Nahtstellen in die Tiefe des Raumes in Richtung Tor gespielt werden. Hier stellt sich für den Torhüter die Frage, ob er dem Stürmer entgegenlaufen soll. Auch in dieser Situation genügt es in der Standzone vollkommen, wenn der Torhüter aufrecht stehen bleibt. Nur wenn der Torhüter sicher ist, dass er den Ball erreicht, verlässt er sein Tor und sichert den Ball.

In der Kippzone

Als Kippzone bezeichnet man die Zone, in der der Torwart durch bloßes Abkippen des Körpers den Ball erreichen kann. Der Torhüter muss also nicht zum Ball abspringen, sondern kann den Ball parieren, indem er zur Seite abkippt. Auch in der Kippzone muss der Torhüter seine Position am Verhalten des Angreifers ausrichten.

  • Situation 1: Der Stürmer schießt
    Wie bereits in der Standzone muss der Torhüter auch in der Kippzone die richtige Grundstellung einnehmen und im Gleichgewicht stehen, wenn der Stürmer zum Schuss ansetzt. Er darf vor dem Schuss nicht auf eine Torecke spekulieren, weil er sich dadurch der Chance beraubt, auch auf die andere Seite zu reagieren.
  • Situation 2: Der Stürmer dribbelt auf das Tor zu
    Der Torhüter verkürzt den Winkel, indem er in Phasen, in denen der Angreifer den Ball vorlegt, dem Spieler in kleinen kurzen Schritten entgegen läuft. Er versucht, möglichst nahe an den Schützen heranzukommen. Sobald der Stürmer schießt, nimmt er eine ruhige Grundstellung ein, beobachtet den Schützen und reagiert auf den Schuss des Angreifers. Wenn er ca. 3 m oder noch näher an den Schützen herankommt, stellt er einen Block und wehrt den Ball mit seinem Körper ab.
  • Situation 3: Bei einem Steilpass
    Bei einem Steilpass zeigt der Torhüter ein ähnliches Verhalten wie beim Dribbling. Er läuft möglichst nahe an den Stürmer heran, um den Einschusswinkel klein zu machen.
  • Situation 4: Bei einem Querpass von außen in die Strafraummitte
    Eine häufige Situation stellt der Querpass von außen zur Mitte dar. Der Torhüter steht zunächst in der Standzone. Sobald der Ball in die Spielfeldmitte gespielt wird, bewegt er sich in kleinen, bodennahen Sidesteps zur Tormitte in die Kipp- oder Abdruckzone. Zum Zeitpunkt des Schusses nimmt er wieder die Grundposition ein. So kann er nicht mit einem Torschuss entgegen seiner Laufrichtung überwunden werden.

In der Abdruckzone

Am schwierigsten ist für einen Torhüter mit Sicherheit, die sogenannte Abdruckzone zu verteidigen, da sie den breitesten Einschusswinkel hat. Weil der Torwart in dieser Zone des Öfteren gezwungen ist, explosiv zum Ball abzuspringen, um einen Torerfolg zu verhindern, wird diese Zone als Abdruckzone bezeichnet. Innerhalb dieser Zone muss man zwischen Schüssen außerhalb und innerhalb des Strafraumes unterscheiden. Bei Weitschüssen kann der Torwart seine Position verbessern, indem er beim Schuss ungefähr 3 m vor der Torlinie steht und dadurch den Einschusswinkel verkleinert. Weiter sollte er allerdings nicht vorrücken, weil ansonsten die Gefahr besteht, von einem Bogenball überrascht zu werden. Etwas anders verhält es sich bei Schüssen aus dem Nahbereich. Wenn er noch die Zeit hat, näher an den Schützen heranzurücken, sollte er diese Möglichkeit nutzen und dadurch den Einschusswinkel verkleinern. Der Torhüter kann somit sein Tor besser abdecken. Außerdem muss er sich durch eine breite Körperhaltung und mit seitlich ausgebreiteten Armen „groß machen“. Sowohl bei Torschüssen als auch bei Dribblings hingegen verhält sich der Torhüter in der jeweiligen Situation gleich wie in der Kippzone.

Umsetzung

Um dem Torhüter die drei Zonen nahezubringen und das richtige Verhalten in der jeweiligen Zone zu schulen, sollten zumindest am Anfang Stangen oder Markierungsteller eingesetzt werden, um dem Torhüter die verschiedenen Zonen optisch sichtbar zu machen. Irgendwann wird er diese Zonen auch ohne Hilfsmittel erkennen und die richtige Position wählen.

Torwartspiel

Artur Stopper

Artur Stopper

Mit über 25 Jahren Erfahrung als Torwarttrainer weiß Artur, wie Torhüter ticken. Deshalb bevorzugt er Themen, die die Welt der Torhüter ausmachen: Vereinswechsel, Tiefschläge, Pechsträhnen, Höhenflüge, Emotionen, Ersatzbank, Halbgötter, Erfolge.

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