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„Geht´s raus und spielt`s Fußball“, sagte der damalige deutsche Bundestrainer Franz Beckenbauer unmittelbar vor dem WM-Finale 1990 in Italien zu seiner Mannschaft. Dieser einfache Satz genügte offensichtlich, um Deutschland durch einen 1:0-Sieg über Argentinien zum Weltmeister zu machen. Sicherlich darf man die taktischen Anweisungen des Teamchefs nicht nur auf diesen einen Satz reduzieren. Aber er macht eines deutlich: Taktische Vorgaben waren in früheren Zeiten gemessen an heute offenbar begrenzt.

Wenig bleibt heutzutage dem Zufall überlassen

Die Zeiten haben sich geändert. Der Fußball ist schneller, athletischer und durchdachter geworden. Die irrsinnigen Summen, die im Fußball generiert und umgesetzt werden, haben neben immer höheren Gehältern und Transfersummen auch dafür gesorgt, dass viel Geld in Nachwuchsleistungszentren, Trainingsplätze und Innovationen gesteckt wurde, durch die im Spitzenfußball vollkommen andere Leistungen möglich sind als noch vor 20 Jahren. Die Spieler sind technisch und athletisch besser ausgebildet und haben ein weitaus besseres taktisches Verständnis als frühere Spieler. Zusätzlich werden weitere Möglichkeiten ausgeschöpft, um die Leistung zu optimieren. Kaderplaner verpflichten zusammen mit Scouts Spieler, die zu den Vorstellungen des Vereins passen. Eine große medizinische Abteilung betreut die Spieler im Hinblick auf Verletzungsprophylaxe, Belastung und Regeneration. Videoanalysten nehmen die Spielweise des Gegners und Verbesserungsmöglichkeiten im eigenen Spiel unter die Lupe. Kurzum: Es bleibt so wenig wie möglich dem Zufall überlassen!

Der größte Einfluss auf die Entwicklung des Fußballs ging aber nicht von hochmodernen Trainingszentren oder von gigantischen Sponsorengeldern aus, sondern entstand in den Köpfen von Trainern, die das Spiel mit ihren Ideen über Jahrzehnte weiterentwickelt haben. Mit ihren Ideen haben sie neue und innovative Antworten und Lösungen gefunden, um den Gegner zu knacken. Diese neuen, taktischen Strategien, gepaart mit daran angepassten Trainingsmethoden, veränderten im Laufe der Jahrzehnte das Spiel immer wieder und werden es auch zukünftig verändern. Auch das Torwartspiel blieb von diesen Veränderungen nicht verschont.

Der Torhüter ist Teil der Mannschaftstaktik

Ein Aspekt, der in den vergangenen Jahren immer wichtiger wurde, ist die Taktik. „Trainer definieren sich mehr denn je über ihre Spielphilosophie, über ihre taktischen Ideen, die sie ihren Spielern weitergeben“, schreibt Tobias Escher in seinem Buch „Die Zeit der Strategen“. Analysten und Scouts liefern dem Trainer oder Trainerstab Material, mit dem der zukünftige Gegner auf Schwächen und Stärken, Standardsituationen und Strategien hin seziert werden kann. Mit Hilfe dieser Informationen entwerfen die Trainer maßgeschneiderte Taktiken, um einerseits das Aufbauspiel des Gegners zu behindern und zu unterbinden oder andererseits den Gegner mit eigenen taktischen Kniffen zu überraschen. In dieses Gesamtkonzept ist auch der Torhüter in starkem Maße miteinbezogen. Von einem modernen Torhüter wird erwartet, dass er als Teil der Mannschaft seinen Beitrag dazu leistet, den Matchplan des Trainers optimal umzusetzen. Dieser Anspruch verlangt auch von einem Torhüter taktisches Wissen in drei taktischen Teilbereichen: Der Individual-, der Gruppen- und der Mannschaftstaktik.

a) Individualtaktik

Der Aufgabenbereich eines Antizipationstorhüters hat sich gegenüber einem Linientorhüter deutlich vergrößert. Weil er im modernen Torwartspiel den Raum zwischen der Abwehrlinie und dem Tor zusätzlich mit absichern soll, werden häufig individualtaktische Entscheidungen von ihm gefordert. Wie offensiv positioniere ich mich? Wann rücke ich eher vor, wann falle ich? Welche Position nehmen ich bei einer Flanke ein? Gemeint sind also Entscheidungen, die individuell das optimale Verhalten des Torhüters bestimmen.

Darüber hinaus muss der Torhüter aber auch Entscheidungen im Hinblick auf die Spielstrategie der Mannschaft treffen. Nach einem Rückpass z.B. stellt sich für ihn die Frage, ob in der jeweiligen Spielsituation ein Kurzpass zu einem Mitspieler oder ein lang nach vorne geschlagener Ball die bessere Option ist, um der eigenen Mannschaft zu helfen. Das alles sind individualtaktische Entscheidungen des Torhüters, die von ihm in einem Spiel gefordert werden.

b) Gruppentaktik

Allerdings kann seine Entscheidung auch von gruppentaktischem Verhalten mitbestimmt sein. So kann vom Trainerteam genau vorgegeben sein, wie und in welchen Räumen sich die Mitspieler bei einem Rückpass zum Torhüter anbieten sollen, um dem Torhüter so Optionen für einen Kurzpass anzubieten und dadurch den Ball in den eigenen Reihen zu halten. Kurzum: Sämtliche Entscheidungen, die von mehr als einem Spieler, aber nicht von der gesamten Mannschaft ausgeführt werden, sind unter dem Begriff Gruppentaktik zusammengefasst.

c) Mannschaftstaktik

Der Begriff Mannschaftstaktik bezeichnet sämtliche taktische Vorgaben, die alle Spieler auf dem Feld betreffen. Dazu gehört z.B. die Wahl der Formation. Jedem Fußballfan sind mannschaftstaktische Formationen wie das 4-4-2, das 3-5-2 oder das 4-4-3 bekannt. Damit bezeichnet man die Aufstellung und Anordnung einer Mannschaft auf dem Feld.

Oftmals verwechselt oder gleichgesetzt werden die Begriffe Taktik und Strategie. Während eine Taktik mehr einzelne Anordnungen und Absprachen im Blickfeld hat, beschreibt die Strategie, mit welcher Vorgehensweise die Mannschaft aus einer bestimmten Formation heraus agiert: Setzt die eigene Mannschaft mehr auf eigenen Ballbesitz oder will sie mit Kontern zum Erfolg kommen? Will sich die eigene Mannschaft eher fallen lassen, um im Offensivbereich Räume für schnelle Konter zu schaffen? Soll die Mannschaft eher tief verteidigen oder den Gegner aggressiv anlaufen und den Ball schnell erobern? Möchte sie über ein Kurzpassspiel das Spiel aufbauen oder mit langen, hohen Bällen das Spielfeld überbrücken? Auch in diese mannschaftstaktische Strategie ist der Torhüter miteinbezogen. Setzt sein Team z.B. auf schnelles Umschaltspiel oder Konter, heißt seine mannschaftstaktische Aufgabe, das Spielgerät nach der Balleroberung möglichst schnell und punktgenau auf einen Angriffsspieler nach vorne zu schlagen. Er muss also sein Verhalten der Mannschaftstatik anpassen.

Eines machen diese Beispiele deutlich: Auch der Torhüter braucht im modernen Fußballspiel viel taktisches Wissen, um die Spielidee seiner Mannschaft nach den Vorgaben des Trainerteams optimal umsetzen zu können.

Torwartspiel

Artur Stopper

Artur Stopper

Mit über 25 Jahren Erfahrung als Torwarttrainer weiß Artur, wie Torhüter ticken. Deshalb bevorzugt er Themen, die die Welt der Torhüter ausmachen: Vereinswechsel, Tiefschläge, Pechsträhnen, Höhenflüge, Emotionen, Ersatzbank, Halbgötter, Erfolge.

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