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Im Laufe der langen Geschichte des Fußballs haben sich Spielsysteme und damit die Aufgaben der Spieler auf den verschiedenen Spielpositionen immer wieder verändert. Besonders an die Torhüter wurden mit der Einführung der Rückpassregel große Anforderungen gestellt. Die Älteren unter uns werden sich noch an viele kuriose Momente mit fußballerisch unbeholfenen Torhütern erinnern, denen in Panik die tollsten Fehler unterliefen. Aber die Regeländerung veränderte nicht nur das Torwartspiel, sondern sie war auch die Grundlage für viele taktische Revolutionen, die sich daraus ergaben, wie z.B. das Pressing.

Um den Torhüter im Trainingsalltag auf die im modernen Spiel geforderten Aufgaben optimal vorzubereiten, muss sich der Trainer vorab damit auseinandersetzen, was das moderne Spiel eigentlich vom Torhüter verlangt. Roland Goriupp hat sich als Torwarttrainer-Ausbildungsleiter beim Österreichischen Fußball-Bund dazu einige Gedanken gemacht und seine Ergebnisse auf dem Torwarttrainertag in Bregenz, der von "Safehands – the art of goalkeeping" veranstaltet wurde, vorgestellt. Im ersten Teil seiner Ausführungen zeigte er anhand des Spielphasenmodells auf, welche taktischen Kenntnisse und Verhaltensweisen der Torhüter in den einzelnen Spielphasen beherrschen muss und welche technischen Voraussetzungen er zur Umsetzung braucht.

Was verlangt das moderne Spiel vom Torwart?

a) Das Spielphasenmodell aus Torhütersicht

Um darzustellen, welche Elemente das moderne Torwartspiel umfasst, hat die Abteilung ÖFB goalkeeping das ÖFB-Spielphasenmodell als Grundlage verwendet und sich Gedanken darüber gemacht, was in den einzelnen Phasen vom Torhüter verlangt wird. Nach diesem Modell besteht ein Fußballspiel aus einer stetigen Abfolge von vier Phasen, die sich immer wiederholen. Befindet sich eine Mannschaft im Ballbesitz, versucht sie ein Tor zu erzielen. Ist der Gegner im Ballbesitz, versucht die Mannschaft ein Tor zu verhindern. Neben diesen beiden Phasen gibt es noch die Umschaltmomente. Damit gemeint sind die kurzen Phasen unmittelbar nach Ballverlust oder Ballgewinn, in denen der Gegner meist für einen kurzen Moment unsortiert ist und deshalb überrascht werden kann. Standardsituationen, denen immer Spielunterbrechungen vorausgehen, stellen zudem eine eigenständige fünfte Phase im Spielphasenmodell dar, und zwar offensiv und defensiv.

Goriupp hat mit seinem ÖFB-Torwarttrainerteam überlegt, welche Aufgaben der Torhüter in den verschiedenen Phasen des Spielphasenmodells übernehmen und welche Kompetenzen er in der jeweiligen Phase beherrschen muss. Das Ergebnis: Befindet sich ein Team in der Defensive, bestehen die Aufgaben des Torhüters vor allem in der Torverteidigung und der Sicherung des Raumes. In der Offensive hingegen ist der Torhüter meist in das Kombinationsspiel seines Teams eingebunden, zum einen um den Ball in den eigenen Reihen zu halten, oder zum anderen um einen langen Flugball auf einen Zielspieler oder in den Raum hinter die Abwehrreihe zu spielen. In der Umschaltphase nach Ballverlust geht es für den Torhüter hingegen immer um die Positionierung in der Abwehrarbeit, nach einer Balleroberung um die Einleitung des Konters oder im Aufbauspiel darum, sich so zu positionieren, dass er ins Kombinationsspiel eingebunden werden kann.

Neben der ständigen Anpassung der eigenen Position an die jeweilige Spielsituation besteht eine weitere Aufgabe des Torhüters in der Kommunikation mit der Mannschaft. Der ÖFB hat sich bei der Wortwahl bewusst für den Begriff Kommunikation anstatt des oft verwendeten Begriffs Coaching entschieden. Für Goriupp beschreibt der Begriff Coaching "das, was wir Trainer mit unseren Sportlern betreiben, um sie besser zu machen." Die Aufgabe des Torhüters ist aber eine andere. Sie besteht im Spiel darin, in der Kommunikation mit den Mitspielern die Mannschaft zu organisieren.

b) Welche Techniken braucht der Torhüter dafür?

Des Weiteren ist der Blick darauf wichtig, welche Techniken der Torhüter in den jeweiligen Spielsituationen beherrschen sollte. Für Goriupp ist die Wahrnehmung / Vororientierung die Grundlage für eine gute Defensivarbeit. Durch sie finde der Torhüter eine der Situation angepasste Positionierung. Des Weiteren müsse der Keeper die dynamische Ausführung und die Beherrschung verschiedener Abwehrtechniken in der direkten Torverteidigung nach Steilpässen, Flanken, Schüssen, Kopfbällen und in 1gegen1-Situationen in seinem Repertoire haben.

Aber nicht nur in der Defensive, sondern auch in der Offensive wird vom Torhüter eine gute Vororientierung verlangt, damit er sich konstruktiv anbieten und sich ins Spiel seiner Mannschaft einbringen kann. Dafür sind einige technische Grundfertigkeiten die Voraussetzung. Er braucht eine gute Ballkontrolle, muss kurze und lange Pässe sowie Chipbälle mit jeweils präzisen technischen Ausführungen zielgenau spielen können.

c) Torhüter braucht Physis und Psyche

Immer mehr gewinnt inzwischen beim ÖFB ein ganzheitlicher Ansatz im Torwartspiel an Bedeutung, basierend auf dem Zusammenhang zwischen Körper und Geist, oder anders ausgedrückt von Physis und Psyche. Denn neben den bereits angesprochenen Faktoren Technik und Taktik spielt die Psyche im Torwartspiel eine bedeutende Rolle. Dazu haben die Verantwortlichen beim ÖFB ein TW-Aktions- & Performance-Modell entwickelt.

Das Modell veranschaulicht, dass in vielen Aktionen alle Teile zusammenspielen und neben Technik und Taktik, neben Physis und Psyche auch ein fünfter Parameter von Bedeutung ist, nämlich die Gefühlseben / die „Seele“. Gemeint sind damit die menschlichen Empfindungen, die hinter der äußeren Fassade einen Einfluss auf die Entwicklung und Leistung des Torhüters haben. Es geht um den Menschen, der dahintersteckt, mit all seinen Emotionen, seinem Umfeld, das Einfluss auf sein Denken und seine Leistung hat, oder vergangene Erlebnisse, von denen er geprägt ist. Denn oft stecken hinter einem technischen Fehler viele andere Aspekte, die in jede Aktion mit hineinspielen.

Aus diesen Erkenntnissen heraus hat der ÖFB ein Zielbild-Modell für die Ausbildung österreichischer Torhüter erstellt, auf das wir in einem weiteren Beitrag in Kürze eingehen werden.

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Artur Stopper

Artur Stopper

Mit über 25 Jahren Erfahrung als Torwarttrainer weiß Artur, wie Torhüter ticken. Deshalb bevorzugt er Themen, die die Welt der Torhüter ausmachen: Vereinswechsel, Tiefschläge, Pechsträhnen, Höhenflüge, Emotionen, Ersatzbank, Halbgötter, Erfolge.

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