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Im ersten Teil seines Vortrags beim Torwarttrainer-Tag in Bregenz, der Mitte Oktober von „Safehands – the art of goalkeeping“ veranstaltet wurde, analysierte Roland Goriupp, Ausbildungsleiter für Torhüter beim ÖFB (Österreichischer Fußball-Bund), welche technischen und taktischen Anforderungen an einen Torhüter sowie in der Kommunikation mit seinen Mitspielern in modernen Torwartspiel gestellt werden. Außerdem zeigte er auf, dass neben der Physis auch geistige Komponenten eine wichtige Rolle in Torwartspiel spielen.

Aus den daraus gewonnenen Erkenntnissen haben die Verantwortlichen des ÖFB ein Zielbild-Modell erstellt, in dem dargestellt ist, nach welchen Kriterien Torhüter in Österreich ausgebildet werden sollen.

Das ÖFB-Zielbild-Modell

Herausgekommen ist das sogenannte Fünf-Finger-Modell, das einer Hand nachgezeichnet ist und in dem die fünf Kernaspekte dargestellt sind, die für die Ausbildung österreichische Torhüter von Bedeutung sein sollen.

a) Defensivfokussierter Spezialist

Der Daumen in der Abbildung symbolisiert die Defensive. Jede Mannschaft braucht einen „defensivfokussierten Spezialisten“. Das Attribut „defensivfokussiert“ macht klar, dass der Fokus des Torhüters vor allem auf die Defensive gerichtet ist. Denn seine Hauptaufgabe ist die direkte Torverteidigung und Raumsicherung. Deshalb muss nach Goriupps Meinung in der Ausbildung der Torhüter ein klarer Augenmerk auf diesen Aspekt gelegt werden.

Der Begriff „Spezialist“ verdeutlicht die Position des Torhüters als eine besondere, denn als einziger Spieler auf dem Feld darf er die Hände benutzen und verfügt „damit über Fähigkeiten, die andere Spieler nicht vorweisen können.“ Nach wie vor muss es die absolute Kernkompetenz und der Fokus des Torwartspiels bleiben, Gegentore zu verhindern. Um dieses Ziel bestmöglichst zu erreichen, muss der Torhüter die technischen und taktischen Anforderungen in allen Bereichen des Torwartspiels beherrschen.

b) Zuverlässiger Offensivspieler

Über 70 % aller Torwartaktionen beziehen sich auf das Offensivspiel. Da der Torhüter inzwischen stark ins Aufbauspiel seiner Mannschaft eingebunden ist, braucht das Team einen „zuverlässigen Offensivspieler“. Mit „zuverlässig“ ist nicht der Typ Torhüter gemeint, der mit riskanten Pässen zeigen will, was er kann, sondern der, der mit seinen offensiven Fähigkeiten die Mannschaft unterstützt und die Nerven der Trainer schont. Für diese Aufgaben als „Offensivspieler“ muss er über fußballerische Fähigkeiten auf Feldspielerniveau verfügen.

c) Mentalstarker Wettkämpfer

Aber auch die psychische oder mentale Stärke ist eine Grundvoraussetzung im Spitzensport. Das Eigenschaftswort „mentalstark“ bringt die wichtige Rolle der Psyche zum Ausdruck. Ein mental starker Torhüter sollte im Gegensatz zu einem Keeper, der im Torwarttraining „in perfektionierter Zusammenarbeit mit ihren Torwarttrainern“ bei isolierten Technikübungen hervorragend aussieht, in der Lage sein, statt im Training im Spiel seine Bestleistung abzurufen. Dafür brauche es Torhüter, die den Wettkampf lieben, genau dort ihre stärksten Leistungen abliefern und auch unter Druck erfolgversprechende Entscheidungen treffen, denn das Training sei nur Mittel zum Zweck, erklärte Goriupp.

d) Robuster Schnellkraftakrobat

Der Ringfinger der Hand stellt den Aspekt der Physis dar. Dr. Gerhard Salinger, von Goriupp als Fitness-Guru bezeichnet, hat dafür den beim ÖFB verwendeten Begriff „Robuster Schnellkraftakrobat“ als Beschreibung der athletischen Voraussetzungen eines Keepers geschaffen. Robust und stabil solle der Torhüter sein sein und nicht sofort bei jeder Dysbalance umfallen. Mit dem Begriff Akrobat verbinden wir z.B. Vorstellungen wie Geschicklichkeit, Beweglichkeit, Unterhaltung und Körperbeherrschung. Genau diese körperlichen Voraussetzungen brauche auch ein Torhüter für die Bewältigung seiner Aufgaben, meist in Kombination mit Explosivität. Gewandtheit und Dynamik, gepaart mit Robustheit, seien also die physischen Grundlagen des Torhüters, um den Anforderungen des Spiels dauerhaft gewachsen zu sein.

e) Konstruktiver Führungsspieler

Nicht zuletzt braucht der Torhüter Persönlichkeit. Im Zielbild des ÖFB soll er ein „konstruktiver Führungsspieler“ sein. Gemeint ist damit nicht der Keeper, der sich meist lautstark selbst in den Vordergrund schiebt und in einem übertriebenen Ausmaß auffällt, sondern konstruktiv bedeutet, dass sich der Torhüter so einbringt, dass er der Mannschaft weiterhilft, als Team erfolgreich zu sein. Dazu gehören Emotionen, um sich zur Wehr zu setzen oder die Mannschaft zu pushen, aber auch die deeskalierende Vernunft, um Situationen, wie z.B. bei der Rudelbildung, wieder in sinnvolle Bahnen zu lenken. Konstruktivität beim Torhüter beinhaltet also eine lösungsorientierte Grundhaltung sowie Teamfähigkeit. Führungsqualitäten besitzen nach Vorstellung des ÖFB also jene Torleute, die neben ihren fußballerischen Fähigkeiten auch Leidenschaft, eine positive Ausstrahlung und kommunikative Stärken im Sinne des Teams mitbringen.

Alle diese Aspekte, die nach Meinung der Verantwortlichen im ÖFB ein guter Torhüter mitbringen soll, sind auf der Grafik des Fünf-Finger-Modells zusammengefasst. Sie sind zugleich die Orientierungspunkte, nach denen die Torhüter in Österreich ausgebildet werden sollen. Sowohl die verwendeten Adjektive (defensivorientiert, zuverlässig, mentalstark, robust, konstruktiv) als auch die fünf Substantive (Spezialist, Offensivspieler, Wettkämpfer, Schnellkraftakrobat, Führungsspieler) beschrieben - für sich allein genommen - bereits die Anforderungen an einen Torhüter.

Fazit:

Die drei angesprochenen Grafiken (Spielphasenmodell, Aktions- und Performance-Modell, Zielbild-Modell) zusammengefasst, ergeben die ganzheitliche Betrachtungsweise des ÖFB, was österreichische Torhüter ausmachen soll. Die Schaubilder zeigen auf, welche Anforderungen das Spiel vom Torhüter verlangt, welche Faktoren im Zusammenspiel die Leistung eines Torhüters beeinflussen und nach welchem Zielbild österreichische Torhüter ausgebildet werden sollen.

Veranstaltung

Artur Stopper

Artur Stopper

Mit über 25 Jahren Erfahrung als Torwarttrainer weiß Artur, wie Torhüter ticken. Deshalb bevorzugt er Themen, die die Welt der Torhüter ausmachen: Vereinswechsel, Tiefschläge, Pechsträhnen, Höhenflüge, Emotionen, Ersatzbank, Halbgötter, Erfolge.

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