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Nur zwei Bundesligaspieler haben es in der bisherigen Historie der Bundesliga geschafft, 17 Elfmeter in Serie zu verwandeln. Einer davon ist Robert Lewandowski vom deutschen Meister Bayern München, seit Jahren einer der weltbesten Stürmer. Der andere ist – man glaubt es kaum - ausgerechnet ein Torhüter. Sein Name: Hans Jörg Butt. Während seiner Karriere von 1993 bis 2012 spielte er in insgesamt 387 Partien in der Bundesliga für den Hamburger SV, Bayer 04 Leverkusen und den FC Bayern München.

„Butt, Butt, Butt …“ schallte es durch die Stadien, wenn der Schiedsrichter auf den Elfmeterpunkt zeigte. Für die Zuschauer war klar: Butt macht den Elfmeter sicher rein! Die Fans hatten allen Grund, dem Torwart ihr Vertrauen zu schenken, denn 31-mal trat Butt zu einem Strafstoß an, 26-mal war er dabei erfolgreich. Selbst in äußersten Drucksituationen blieb der gebürtige Oldenburger cool, verlud gekonnt seine Gegenüber und verwandelte trocken und sicher. Drei Treffer in der Champions League und 26 Elfmetertore in der Bundesliga stehen für Hans-Jörg Butt zu Buche. 83,8 Prozent seiner Elfer, die er in der Bundesliga schoss, waren drin. Er liegt damit neun Prozent über dem Schnitt der knapp 5000 Bundesliga-Elfmeter. In der Rangliste der erfolgreichsten Bundesliga-Elfmeterschützen liegt Butt auf Platz 11. Doch welche Strategie hatte der 4-fache deutsche Nationaltorhüter, um so erfolgreich vom Punkt aus zu agieren? In einem Interview mit dem „kicker“ gab er einige Details preis.

Die Situation beim Elfmeter ist besonders

Zweifellos ist ein Elfmeter eine besondere Situation. Während in den meisten anderen Spielszenen einschließlich Standardsituationen wie Eckbällen oder Freistößen viele Einflussfaktoren beim Verhalten des Torhüters eine Rolle spielen (z.B. Gegenspieler oder Mitspieler), kann sich ein Torwart auf einen Strafstoß vorbereiten. Denn beim Elfmeter ist die Ausgangslage immer identisch: Der Schütze versucht, den Torwart zu überlisten. Der Torwart hingegen entwickelt eine Strategie, um den Schützen in seiner Sicherheit zu beeinflussen: Wohin schießt der Schütze bevorzugt? Verzögert er im Anlauf den Schuss oder „zieht er durch“? Wie soll ich mich am besten verhalten, um ihn aus dem Konzept zu bringen?

„Man braucht Nerven plus die Technik.“

„Meine Art, einen Elfmeter zu schießen, hing schon damit zusammen, dass ich wusste, wie ein Torwart reagiert. Ich habe versucht, den Torwart auszugucken, und auf dessen Reaktion gewartet“, erklärte Butt sein Erfolgsgeheimnis. Als Torwart wusste er, dass ein einigermaßen platziert geschossener Ball aus elf Metern nicht mehr zu erreichen ist, wenn der Torwart stehen bleibt, bis der Schütze schießt. Dazu ist die Reaktionszeit zu kurz. Deshalb entscheiden sich die meisten Torhüter unabhängig vom Schützen für eine Ecke. Diese Tatsache machte er sich zunutze, indem er die Erstbewegung des Torhüters abwartete und dann den Ball ins andere Eck schoss.

Noch ein weiterer Faktor neben der technisch sauberen Ausführung des Schusses ist für Hans Jörg Butt eine hohe Konzentrationsfähigkeit. Beim Elfmeter müsse der Schütze alles ausblenden und sich nur auf die Ausführung konzentrieren. Er dürfe nicht darüber nachdenken, wie wichtig der Elfmeter gerade ist, was für Auswirkungen ein Fehlschuss hätte, fügte Butt an. Seiner Meinung nach ist es „also ganz wichtig, dass man sich als Schütze extrem fokussieren kann“.

Vorbereitung ist alles!

Hans Jörg Butt war aber nicht nur ein überaus erfolgreicher Schütze vom Elfmeterpunkt, sondern wurde auch seiner Hauptaufgabe gerecht, nämlich Tore zu verhindern. Denn er hat nicht nur die meisten Elfer hintereinander verwandelt, sondern auch die meisten hintereinander gehalten. Das war in der Saison 1999/2000, als er als Torhüter des Hamburger SV vier von fünf Elfmeter hielt. Noch eine weitere Statistik unterstreicht diese Tatsache: Er hielt 28,1 Prozent der Elfmeter, die gegen Sie geschossen wurden, also jeden vierten. Damit liegt er deutlich über dem Bundesliga-Schnitt, der bei knapp über 18 Prozent angesiedelt ist. Wie er das geschafft hat? „Ich achtete beim Schützen darauf, wie einer geschossen hat, wie er anlief, ob er einen ausguckte. Wer mehrere Elfmeter schießt, wählt in den seltensten Fällen immer dieselbe Ecke.“ Besonders entscheidend ist für ihn aber ein bestimmter Zeitpunkt im Bewegungsablauf: „Es geht um den Moment, in dem sich der Schütze für die Ecke entscheidet: Da muss ich eine Körperhaltung zeigen, die ihn dazu veranlasst, in eine bestimmte Ecke zu schießen. Da geht es um Millisekunden.“

Im Psychoduell zwischen Schütze und Torhüter hat der Schlussmann sicherlich die besseren Karten. Während vom Schützen erwartet wird, dass er den Strafstoß verwandelt, hat sein Gegenüber nichts zu verlieren. An ihn werden von Seiten der Fans Hoffnungen, aber keine Erwartungen gestellt. Ganz im Gegenteil: Hält er den Ball, hat er große Chancen, als Held gefeiert zu werden. Der Druck liegt also allein bei Schützen. Und der kann in großen Spielen manchmal gewaltig sein, weil bei einem Fehlschuss die Niederlage am Schützen festgemacht wird. Den verschossenen Elfmeter von Uli Hoeneß im Finale der Europameisterschaft 1976 in Belgrad zwischen Deutschland und der Tschechoslowakei hat die Nachwelt jedenfalls bis heute nicht vergessen, selbst 45 Jahre danach.

Analyse

Artur Stopper

Artur Stopper

Mit über 25 Jahren Erfahrung als Torwarttrainer weiß Artur, wie Torhüter ticken. Deshalb bevorzugt er Themen, die die Welt der Torhüter ausmachen: Vereinswechsel, Tiefschläge, Pechsträhnen, Höhenflüge, Emotionen, Ersatzbank, Halbgötter, Erfolge.

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