Beim EM-Halbfinale England gegen Dänemark ereignet sich in der 73. Minute die folgende Szene: Der englische Mittelfeldspieler Mason Mount befindet sich auf der rechten Seite der dänischen Spielhälfte knapp innerhalb des Strafraumes. Er versucht eine Flanke in die gefährliche Zone vor dem dänischen Tor zu schlagen. Aus dem Ball wird eine verunglückte Flanke, die sich gefährlich in Richtung dänisches Gehäuse senkt. Doch der dänische Keeper Kaspar Schmeichel ist hellwach und wischt den Ball in einer Rückwärtsbewegung mit einer Hand über die Torlatte.
Schon andere Torhüter haben bei der EM ähnliche Spielszenen erlebt. Meistens konnten sie die Situation klären. Nicht gut ging es hingegen beim slowakischen Schlussmann Martin Dubravka, der bei Newcastle United unter Vertrag steht. Er legte sich in einer ähnlichen Situation den Ball ins eigene Netz, möglicherweise von der Sonne geblendet.
Da sich solche Aktionen immer wieder in einem Spiel ergeben können, muss ein Torhüter im Training auf diese Spielsituation vorbereitet werden. Doch welche Übung hilft dem Keeper, eine solche Spielszene erfolgreich zu lösen, und was muss er dabei beachten?
Markus Krauss, Torwarttrainer der U19 des Bundesligisten VfB Stuttgart, setzt zur Schulung dieser Situation die folgende Übung ein:
Worauf muss der Torhüter achten?
In der oben beschriebenen Situation kommt der Torhüter oft in eine Rückwärtsbewegung, in der der Ball für den Keeper nur schwer zu fangen oder zu fausten ist. Vor allem beim Fausten bekäme er so keinen Druck hinter den Ball. Deshalb hat er keine andere Möglichkeit, als den Ball mit ausgestreckten Fingern über die Torlatte zu lenken. Doch welche Hand soll er dafür wählen? Grundsätzlich gibt es in dieser Frage nicht richtig oder falsch. Wir bevorzugen die Verwendung der vom Tor entfernten Hand verwenden. Anders formuliert: Wenn der Ball – vom Torwart aus gesehen - von der linken Spielfeldseite einfliegt, setzt er die rechte Hand zum Ablenken ein und umgekehrt! Warum? Wenn der Torhüter die tornahe Hand einsetzt, muss er diese stark verdrehen, was den Arm und damit auch die Hand unbeweglicher macht. Außerdem ist dabei die Torlatte im Weg. Mit der torentfernten Hand hingegen fällt ihm die Bewegung leichter. Schwierig zu beantworten ist die Frage, inwiefern die Auswahl der Hand die Absprungdynamik/-explosivität beeinflusst.
Als zweites stellt sich die Frage nach der optimalen Laufbewegung und der Wahl des Absprungbeines. Relativ klar ist die Situation, wenn sich der Flugball im mittleren Bereich des Tores heruntersenkt. In diesem Fall springen die meisten Torhüter beidbeinig ab und lenken den Ball mit einer Hand über die Torlatte. Schwieriger zu klären ist die Frage, wie sich der Torhüter verhalten soll, wenn der Ball über ihn hinweg in Richtung langes Eck fliegt. Unsere Empfehlung: Bei einem kurzen Laufweg bewegt er sich in kleinen Schritten rückwärts mit Blick zum Ball und lenkt den Ball in einem ein- oder zweibeinigen Sprung übers Tor. Ist der Laufweg hingegen länger, empfiehlt sich der Einsatz von Kreuzschritten mit einbeinigem, lang gestrecktem Absprung in der Endphase. Welchen Fuß der Torhüter für den Absprung wählt, entscheidet er selber in der Situation.
Es lohnt sich durchaus, diese Übungsform öfters ins Training einzubauen, damit der Torhüter ein Gefühl für diese Bewegung entwickelt.