Benjamin Uphoff steht seit dem Sommer 2017 beim Drittligisten Karlsruher SC unter Vertrag. Ausgebildet in der Jugend von Wacker Burghausen kam er über die Stationen 1.FC Nürnberg und VfB Stuttgart zu den Badenern. Beim KSC gehört er seit seinem Wechsel zu den absoluten Leistungsträgern. Nach ohne Grund hat die Fachzeitschrift „Kicker“ Uphoff zum besten Torhüter der dritten Liga gekürt. Goalguard sprach mit Benjamin Uphoff über seine sportliche Entwicklung, seinen geplatzten Wechsel im Sommer zum Zweitligisten FC Ingolstadt sowie seine eigene sportliche Zukunft und die seines Vereins Karlsruher SC.
Artur Stopper Benjamin, vor kurzem ist der KSC zum Halbzeitmeister gekürzt worden. Nach dem Unentschieden gegen Braunschweig belegt ihr zu Beginn der Winterpause Platz zwei. Hattest du nach dem stockenden Saisonbeginn diese Platzierung zur Halbzeit der Saison erwartet?
Benjamin Uphoff Ich denke, dass wir als Mannschaft wussten, dass diese Platzierung möglich ist, obwohl der Saisonstart nicht so war, wie wir uns das vorgestellt hatten. Am Ende der vergangenen Saison mussten wir einige Stammspieler abgeben. Die neu formierte Mannschaft brauchte einfach etwas Zeit, um sich wieder zu finden. Trotzdem war diese Platzierung immer ein realistisches Ziel für uns. Bisher haben wir es ganz gut hingekriegt.
Artur Stopper Mit nur 29 Gegentoren stellte der Karlsruher SC in der vergangenen Saison die beste Abwehr der 3. Liga. Bisher musstet ihr mit erst 20 Gegentreffern wieder die dritt wenigsten Gegentore hinnehmen. Was macht ihr im Abwehrverhalten besser als eure Konkurrenten?
Benjamin Uphoff (lacht) Das kann ich so nicht genau sagen. Ich glaube aber, dass wir insgesamt noch nicht so stabil stehen wie in der vergangenen Saison. Wir haben in dieser Saison Ausreißer, wie z.B. gegen Wiesbaden (2:5), die es in der vergangenen Saison so nicht gab. Letztes Jahr zeichnete uns vor allem die Defensive aus, wir haben viele Spiele mit 1:0 gewonnen. In dieser Saison ist unsere Mannschaft ausgewogener. Die Offensive läuft viel besser, dafür die Defensive etwas schlechter. Trotzdem sind wir auch defensiv wieder gut aufgestellt. Welch wichtiger Baustein speziell die Defensive für den sportlichen Erfolg ist, haben viele von uns bereits in der vergangenen Saison erlebt.
Artur Stopper Wie viel Abstimmung zwischen Torhüter und Abwehr kann man trainieren?
Benjamin Uphoff Ich glaube, dass die Abstimmung zwischen Abwehr und Torhüter im Training schwierig zu simulieren sind. Deswegen wird sie überwiegend durch Test- und Punktspiele herbeigeführt. Irgendwann weiß man als Torhüter, wie Mitspieler in bestimmten Situationen reagieren, und passt sein Verhalten dementsprechend an.
Artur Stopper In der vergangenen Saison gehörtest du zweifellos zu den besten Torhütern in der dritten Liga. Deshalb kam das Interesse des Zweitligisten FC Ingolstadt an deiner Verpflichtung nicht überraschend. Warum kam der Wechsel nicht zustande?
Benjamin Uphoff Die Verhandlungen hatten sich eine Zeit lang hingezogen. Letztendlich entschieden aber die Verantwortlichen beim KSC, dass der Transfer nicht zustande kommt. Das war so absolut in Ordnung, da ich einen Vertrag mit einer Laufzeit bis Sommer 2019 in Karlsruhe unterschrieben hatte. Deswegen ist die Entscheidung so gefallen und ich musste sie so akzeptieren.
Artur Stopper Deine Profikarriere begann vielversprechend. Bereits in deinem ersten Profijahr durftest bei deinem Ausbildungsverein 1. FC Nürnberg bei den Profis achtmal auf der Bank sitzen. Warum ist deine Karriere nicht im gleichen Tempo weiterverlaufen?
Benjamin Uphoff Der Aufstieg in Nürnberg lief damals rasend schnell, weil die beiden Torhüter Raphael Schäfer und Patrick Rakovsky längerfristig verletzungsbedingt ausgefallen waren. Für mich war das natürlich damals eine wahnsinnige Erfahrung, denn ich hatte in der Saison zuvor noch mit Burghausen in der U19 der Bayernliga gespielt und saß plötzlich drei Monate später in der Bundesliga auf der Bank. Der logische Schritt war aber anschließend wieder der Weg zurück ins Regionalliga-Team, was von Burghausen weg für mich trotzdem ein guter Schritt war. Anschließend war ich immer wieder nahe oben dran, aber mir hat ein bisschen das Glück für höhere Aufgaben gefehlt. Ich saß in meiner Karriere gefühlt ungefähr 50-mal auf der Bank, hatte aber nie das Glück, durch den Ausfall oder die Verletzung eines Konkurrenten mein Können zeigen zu können. Ich denke ich wäre zu Einsätzen bereit gewesen, aber es kam nie dazu. So geht es ja vielen Spielern.
Artur Stopper Im August 2014 wurde du vom VfB Stuttgart II zunächst auf Leihbasis und nach einer kurzen Rückkehr zum 1. FC Nürnberg im August 2015 von den Schwaben endgültig verpflichtet. Hattest du dir in Stuttgart eine größere Perspektive versprochen als in Nürnberg?
Benjamin Uphoff Grundsätzlich hatte ich in Stuttgart die Perspektive, als Stammtorhüter in der dritten Liga spielen zu dürfen. Diese Perspektive war zum damaligen Zeitpunkt in Nürnberg nicht gegeben, weil neben den bereits etablierten Torhütern Raphael Schäfer und Patrick Rakovsky noch Thorsten Kirschbaum vom VfB Stuttgart verpflichtet wurde. Da war für mich nur noch wenig Platz. Eventuell hätte ich nicht einmal im Regionalligateam spielen können. Zum Glück kam gegen Ende der Transferperiode noch das Angebot vom VfB Stuttgart. Es ging zunächst darum, ein Jahr lang im Reserveteam in der dritten Liga zu spielen und dann zu schauen, was passiert. Leider sind wir in diesem Jahr abgestiegen, obwohl ich selbst recht ordentlich gespielt hatte. In der Winterpause gab es vielversprechende Gespräche mit den Verantwortlichen beim VfB. Aber als die Profimannschaft des VfB dann auch noch abstieg, entwickelte sich alles wieder anders als im Winter abgesprochen. Abgemacht war, dass ich beim VfB verlängere, dann im Jahr darauf an einen Zweit- oder Drittligisten ausgeliehen werden und nach der Rückkehr eine Chance im Profiteam erhalten sollte. Weil aber alle handelnden Personen nach dem Abstieg im Sommer entlassen wurden, lief es wieder ein bisschen unglücklich für mich. Aber es kommt, wie es kommt.
Artur Stopper Gab es eine Phase, in der du gezweifelt hast, ob Profi-Fußball der richtige Weg für dich ist?
Benjamin Uphoff Nach dem ersten Jahr in Stuttgart, als ich dann nach Nürnberg zurückging, habe ich mir schon kurz überlegt, wie es jetzt weitergehen soll. Eigentlich sollte mein Transfer nach Stuttgart mit dem Transfer von Kirschbaum nach Nürnberg verrechnet werden. Warum es dann doch nicht so geklappt hat, weiß ich bis heute nicht genau. Die Perspektive in Nürnberg als Nummer vier war für mich sehr schlecht, immerhin war ich im Jahr zuvor bereits die Nummer drei. Beim VfB hatte ich nur sieben Spiele in der dritten Liga absolviert, weshalb auch nicht viele auf mich aufmerksam wurden. Da überlegte ich mir schon, ob und wie es weitergehen könnte. Zum Glück kam der VFB Stuttgart, bedingt durch eine langwierige Verletzung von Mitch Langerak, noch einmal auf mich zu. So musste ich mir glücklicherweise keine konkreten Gedanken um meine weitere sportliche Zukunft machen.
Artur Stopper Die Fachzeitschrift „Kicker“ wählte dich in der vergangenen Spielrunde zum besten Torhüter in Liga drei. Wie wichtig sind solche Auszeichnungen für dich?
Benjamin Uphoff Eigentlich sind sie mir nicht besonders wichtig. Natürlich ist es schön, wenn man so etwas über sich liest. Wichtiger ist aber, was die Analyse mit unserem Torwarttrainer Kai Rabe ergibt. Ob man der beste, zweitbeste oder drittbeste Torhüter ist, macht keinen Unterschied. Es geht darum, wie man als Torhüter mit seinen Möglichkeiten die Saison über gespielt hat und ob man seinem eigenen Anspruch gerecht geworden ist. Deshalb ist diese Auszeichnung ein schöner Nebeneffekt, aber nichts Hauptsächliches.
Artur Stopper Mit solchen Leistungen rückt man selbstverständlich in den Fokus höherklassiger Vereine. Zweitligist FC Ingolstadt zeigte im Sommer Interesse an deiner Verpflichtung. Die Verantwortlichen beim KSC verhinderten einen Wechsel. Dein Vertrag beim KSC läuft nun am Saisonende aus. Musst du dann den „nächsten logischen Schritt“, wie du den eventuellen Wechsel nach Ingolstadt bezeichnet hast, einleiten, um dich sportlich weiter zu entwickeln?
Benjamin Uphoff Der logische Schritt richtet sich nach der Ligazugehörigkeit. Mein Vertrag in Karlsruhe verlängert sich automatisch, wenn wir aufsteigen sollten. Im Moment sieht es ganz gut aus. Für mich wäre sportlich wichtig, eine Liga höher zu kommen, gerne auch mit Karlsruhe. Es muss nicht unbedingt ein Wechsel im Sommer sein. Aber zweifellos wäre es für mich sportlich sehr schön, zukünftig in der zweite Liga spielen zu können.
Artur Stopper Glaubst du, dass der KSC um den Titel mitspielen wird?
Benjamin Uphoff Ich hoffe es jedenfalls und glaube auch, dass dieses Ziel absolut realistisch ist. Die Mannschaft war in den letzten zehn Spielen absolut stabil. Klar ist, dass wir auch immer wieder mal Punkte abgeben werden. Aber ich glaube, dass es in diesem Jahr leichter möglich ist, direkt aufzusteigen, weil es keine Übermannschaften wie in der vergangenen Saison mit dem SC Paderborn und 1.FC Magdeburg gibt. Ich bin mir sicher, dass wir bei der Vergabe dieser Plätze mitreden werden.
Artur Stopper Benjamin, ich wünsche dir, dass du dein sportliches Ziel mit dem KSC erreichen wirst, und bedanke mich dafür, dass du dir Zeit für uns genommen hast.