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Seit vergangener Woche ist es offiziell. Borussia Mönchengladbach und Fabian Otte gehen ab Sommer getrennte Wege. Wie die Verantwortlichen beim Bundesligisten vom Niederrhein mitteilten, wird der 33-Jährige zukünftig "Head of Goalkeeping" beim US-amerikanischen Fußballverband. Die Aufgabe ist nicht neu für ihn. Bereits seit September des vergangenen Jahres fungiert Otte in den Länderspielpausen als Torwarttrainer der US-Nationalmannschaft. Nun hat er vom US-Verband das Angebot erhalten, im Vollzeitjob die Torhüter der USA zu betreuen.

„Wir haben Verständnis dafür, dass er diese Chance wahrnehmen möchte", sagt Borussias Geschäftsführer Sport Roland Virkus in einer Klubmitteilung und betont, dass man Otte gerne in Gladbach gehalten hätte, ihm aber keine Steine in den Weg legen wollte. Der 57-Jährige verriet auch, dass Otte die Gladbacher "frühzeitig über seine Pläne informiert" habe und man aus diesem Grund auch "bereits seit längerem dabei ist, seine Nachfolge zu regeln".

Neugierde gepaart mit Wissensdrang

Trotz seines für einen Torwarttrainer jungen Alters von 33 Jahren blickt Fabian Otte nicht nur bereits auf eine sportlich vielfältige Arbeit zurück, sondern hat auch schon einiges von der Welt gesehen. Geboren und aufgewachsen im Münsterland, hatte er wie viele Jugendliche den Zukunftswunsch, Profi-Torhüter zu werden. Aber bereits mit 20 Jahren wurde sein Plan jäh durchkreuzt. Sein Knie erlitt mit einem Kreuzbandriss und der Beschädigung des Meniskus einen Totalschaden. Fortan wusste Otte, dass es „nie mehr für ganz oben reichen wird“. Er musste seinen Lebensplan verändern. Weil sein Interesse an der Welt fast genauso ausgeprägt war wie seine Leidenschaft für den Fußball, wollte er beides miteinander verbinden, um viel von der Welt zu sehen. „Mein Ziel war es immer, zu studieren und gleichzeitig Fußball zu spielen“, offenbarte er in einem Interview. Also veränderte er sich im Jahr 2011 von der zweiten Mannschaft des SC Preußen Münster in die USA, wo er an der North Carolina State University dank eines Stipendiums drei Jahre lang ein Sportmanagement-Studium mit dem Fußball verband.

Kontakte zu ehemaligen Mitspielern öffneten ihm anschließend den Weg nach Neuseeland. „Dort habe ich in der ersten Liga gespielt und nebenbei als Trainer gearbeitet. In den freien Zeiten konnte ich verreisen, das war überragend“, sagte Otte. In dieser Zeit entdeckt der damals 23-Jährige aber auch seine Freude an der Ausbildung von Torhütern. Für sein Master-Studium im Bereich Marketing kehrte er für kurze Zeit nach England zurück, nebenbei spielte er beim Amateurklub Blyth Spartans. Eine neunmonatige Tätigkeit beim niederländischen Klub HSV Wasmeer Hilversum schloss sich an, bevor er wieder in Richtung Neuseeland aufbrach, um fortan als Torwarttrainer der neuseeländischen Frauen-Nationalmannschaft zu arbeiten.

Sein Drang zur Weiterbildung war ein entscheidender Faktor für seine Rückkehr nach Deutschland. Von 2018 bis 2020 arbeitete er als Torwarttrainer bei der U 23 der TSG Hoffenheim. Während seiner Tätigkeit in Hoffenheim promovierte er aber zeitgleich an der Deutschen Sporthochschule Köln in Sportpsychologie und Sportpädagogik und darf seither den Doktortitel tragen. Der Inhalt seiner Doktorarbeit? „Da ging es ausschließlich um das Torwarttraining: Wie baut man das methodisch am besten auf? Wie reagiert das Gehirn auf bestimmte Übungen? Wie coacht man am besten?“, erklärt Otte.

Eine sportlich äußerst reizvolle Chance tat sich 2020 für ihn auf. Der englische Premierklub FC Burnley bot ihm die Möglichkeit, in der Saison 2020/21 mit dem englischen Nationaltorhüter Nick Pope (inzwischen Newcastle United) und dem 75-fachen ehemaligen Nationaltorhüter Joe Hart (inzwischen Celtic Glasgow) zu arbeiten. Dieses Angebot musste er nutzen. Ab sofort wurde England wieder zu seinem Lebensmittelpunkt, allerdings nur für ein Jahr. Denn als Borussia Mönchengladbach im Sommer 2021 einen Nachfolger für den zum VfB Stuttgart abgewanderten Steffen Krebs suchte, kehrte Otte wieder nach Deutschland zurück und übernahm dessen Aufgabe am Niederrhein.

Aufbruch zu neuen Wegen

Nach zweieinhalb Jahren bei der Borussia steht nun für Fabian Otte am Saisonende wieder der Abschied vom Niederrhein an. Der 33-Jährige hat seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängert und wird die Borussia am Ende der Saison verlassen. Ab dem kommenden Sommer wird er sich ganz seiner neuen Aufgabe als Head of Goalkeeping im Trainerteam der USA widmen. Bei der im Sommer zeitgleich mit der Europameisterschaft in Deutschland stattfindenden Copa América soll Otte kurzfristig die US-Torhüter in der Vorrunde gegen Uruguay, Paraguay und Bolivien begleiten, nachdem er bereits seit einigen Monaten auch außerhalb der Länderspiele zum Ansprechpartner für die US-Torhüter geworden ist.

Längerfristig haben die Verantwortlichen im US-Verband mit Fabian Otte aber ein größeres Ziel im Blick, nämlich die FIFA-Weltmeisterschaft 2026, die in den USA, Kanada und Mexiko stattfinden wird. Auf dieses Großereignis hin soll Otte die US-Keeper fit machen und zugleich die Strukturen und die Talentförderung im Verband professionalisieren. Der 33-Jährige, der – wie bereits angesprochen - während seiner Spielerzeit in den USA aktiv war, dort studierte und daher die Sprache perfekt beherrscht, freut sich bereits auf seine neue Aufgabe: „Ich bin unheimlich dankbar für die Chance, die ich hier bekommen habe und die Möglichkeit, mich als Torwarttrainer auf höchstem Niveau weiterzuentwickeln. Ich werde jeden Tag genießen, der hier noch vor mir liegt.“

Weniger erfreulich ist der Abgang für die Borussen, die den Vertrag mit Otte gerne verlängert hätten. Stattdessen hinterlässt der 33-Jährige eine offene Baustelle im Torwart-Bereich des Bundesligisten. Weil Fabian Otte seine Wechselabsichten schon frühzeitig dem Verein mitgeteilt hatte, läuft bereits seit einigen Wochen die Suche nach einem Nachfolger. In verschiedenen Medien werden Namen wie Andreas Kronenberg, dem derzeitigen TW-Bundestrainer, Simon Henzler (Schalke 04) und Sven Höh (HSV) als mögliche Otte-Nachfolger gehandelt werden. Sportdirektor Nils Schmadtke und Uwe Kamps, Head of Goalkeeping bei Borussia, führen derzeit Gespräche, um die vakante Position zu besetzen.

Blickpunkt Fabian Otte Borussia Mönchengladbach 1. Bundesliga

Artur Stopper

Artur Stopper

Mit über 25 Jahren Erfahrung als Torwarttrainer weiß Artur, wie Torhüter ticken. Deshalb bevorzugt er Themen, die die Welt der Torhüter ausmachen: Vereinswechsel, Tiefschläge, Pechsträhnen, Höhenflüge, Emotionen, Ersatzbank, Halbgötter, Erfolge.

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