Ballbesitzfußball ist eine Spielphilosophie, die zum Ziel hat, den Ball möglichst lange in den eigenen Reihen zu halten und den Gegner über Passspiel zu dominieren. Denn den Ball einfach nach vorne zu dreschen, mag der direkteste Weg zum gegnerischen Tor sein, aber er ist selten der erfolgsversprechende, weil lange Bälle oft den Gegner wieder in Ballbesitz bringen. Eine meist sichere Variante, den Ball in den eigenen Reihen zu halten, ist deshalb der Rückpass zum Torhüter. Denn mit dem Torhüter als weiteren Feldspieler kann der Ball in Überzahl kontrolliert ausgespielt werden. Manch einem Zuschauer bleibt ab und zu fast der Atem stehen, wenn ihre Mannschaft auf engstem Raum, unter Gegenbedrängung und innerhalb des Strafraumes versucht, den Ball in den eigenen Reihen zu halten. Damit das Kurzpassspiel risikolos gelingt, brauchen die Spieler eine hohe Passqualität. Bereits vor dem Pass muss der Passgeber die Bewegungen der Mitspieler sowie der Gegner wahrnehmen. Präzision und richtiges Timing sorgen im Anschluss für einen gelungenen Pass.
Dass ein präzises Zuspiel zum Mitspieler selbst einem Nationaltorhüter und fünfmaligen Welttorhüter wie Manuel Neuer misslingen kann, bewies der Bayern-Schlussmann am letzten Spieltag der abgelaufenen Saison im Auswärtsspiel seiner Mannschaft bei der TSG Hoffenheim. Der 38-jährige Keeper zeigte ungewohnte Schwächen, denn zwei seiner Pässe führten unmittelbar zu Gegentreffern. Die Boulevardpresse war in der Beurteilung seiner Leistung schnell bei der Hand. In der Abendzeitung erhielt er die Note 5, die BILD strafte ihn sogar mit der Note 6 ab. Bewertungen überlässt Goalguard lieber anderen. Uns interessiert vielmehr, welche Gründe zu Neuers Fehlpässen und damit zu zwei Gegentoren führten. Diesen wollen wir uns in der folgenden Analyse nähern.
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