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Zu den Errungenschaften des modernen Fußballs gehört die Statistik. Nicht nur bei den Feldspielern, sondern auch beim Torhüter wird inzwischen vieles statistisch erfasst: Ballkontakte, gehaltene Bälle, Paraden, abgefangene Flanken, gespielte Bälle, Passwerte, um nur einige Aspekte zu nennen. Auch wenn der Aussagewert, zumindest in der eher undifferenzierten Form, in der man sie dem breiten Publikum darbietet, meist begrenzt ist, kann es trotzdem interessant sein, einmal zu erfahren, wie viele Ballkontakte ein Torhüter pro Spiel hat.

Dazu haben wir die von Opta in der Hinrunde der Bundesliga-Saison 2021/22 erfassten Werte der einzelnen Bundesliga-Schlussmänner einmal genauer unter die Lupe genommen. Wir wollten wissen, wie sehr sich die Werte der verschiedenen Torhüter innerhalb der Bundesliga unterscheiden. Das wenig überraschende Ergebnis: Die Unterschiede sich teils gravierend. Doch welche Torhüter haben eigentliche die meisten Ballkontakte?

Große Unterschiede pro Spiel

Betrachtet man die Anzahl der Ballkontakte, die die Torhüter der Bundesligaklubs in 90 Minuten in der Hinrunde hatten, reichen die Werte vom niedrigsten Wert von nur 18 Balltontakten, die Leipzigs Schlussmann Peter Gulasci am ersten Spieltag bei der 1:0-Niederlage in Mainz erreichte, bis zum höchsten Wert von 79 Ballkontakten, die Bielefelds Keeper Stefan Ortega ebenfalls zum Saisonauftakt bei 0:0 gegen den SC Freiburg hatte.

Als mitspielender Torhüter fiel Ortega noch ein weiteres Mal auf: Mit 76 Kontakten kam Ortega auch auf den zweithöchsten Wert in einem Spiel. Mit Manuel Riemann (VfL Bochum) mit 74 Ballkontakten und Oliver Baumann (TSG Hoffenheim) mit 72 erreichten nur zwei weitere Torhüter einen Wert über 70 Ballkontakte in einem Spiel. Ortega und Riemann waren auch die einzigen Torhüter der Bundesliga, die in 6 von 17 Spielen über 60 Ballkontakte hatten. Diese Zahlen untermauern, weshalb Riemann und Ortega zurecht als fußballerisch besonders starke Keeper der Liga eingeschätzt werden. Leipzigs Schlussmann Peter Gulasci war hingegen der einzige Keeper, der in einem Spiel mit nur 18 Ballkontakten unter der Marke von 20 blieb. Spiele, in denen die Torhüter unter 30 Ballkontakten pro Spiel bleiben, sind eher selten. In nur sieben Spielen der 153 Partien der Vorrunde war dies der Fall.

Die Ballmagneten unter den BL-Torhütern

Neben den Einzelwerten an Ballkontakten pro Spiel lohnt sich auch ein Blick auf die Durchschnittswerte der einzelnen Schlussmänner. Die Analyse der verschiedenen BL-Torhüter in allen Spielen der Hinrunde ergab, dass nach siebzehn Spieltagen zwei Keeper in der Kategorie "Ballkontakte" ganz oben stehen: Stefan Ortega (Arminia Bielefeld) und Manuel Riemann (VfL Bochum). Mit durchschnittlich 56,8 Ballkontakten pro Spiel erreichte Riemann den höchsten Durchschnittswert aller Bundesligatorhüter, gefolgt von Ortega (55,6) und Oliver Baumann (51,7). Etwas höher als der Hoffenheimer liegt noch der Kölner Marvin Schwäbe, der allerdings nur fünf Bundesligaeinsätze in der Hinrunde vorweisen und daher nur bedingt mit seinen anderen Bundesliga-Kollegen verglichen werden kann.

Die wenigsten durchschnittlichen Ballkontakte unter den Erstligatorhütern hatten Robin Zentner (Mainz 05, 36 Ballkontakte) und Peter Gulasci (RB Leipzig, 38,9). Das sind pro Spiel in etwa 20 Ballkontakte weniger als Riemann und Ortega. Berücksichtigt wurden nur Torhüter, die mehr als die Hälfte der Spiele in der Hinrunde absolviert haben.

Was sagt die Anzahl an Ballkontakten eigentlich aus?

Eines bleibt schon vorab festzustellen. Grundsätzlich sagt die Anzahl an Ballkontakten wenig aus über die Qualität eines Torhüters, sondern vielmehr darüber, welche Rolle ein Torhüter innerhalb des Spielsystems seiner Mannschaft spielt. Doch bei welcher Spielweise haben die Torhüter mehr, bei welcher weniger Ballkontakte?

Eigener Ballbesitz kann ein probates Mittel sein, dem Gegner die Zeit für gefährliche Angriffe zu nehmen. Denn solange eine Mannschaft in Ballbesitz ist, kann der Gegner keine Angriffsaktionen einleiten. Dieses Mittel wird besonders erfolgreich gegen Ende eines Spiels eingesetzt, wenn dem Gegner nur noch wenig Zeit bleibt, den Spielstand zu verändern. Aber auch um ein Spiel zu beruhigen oder dem Gegner die Aggressivität zu nehmen, kann dieses taktische Mittel zum Erfolg beitragen. Mit dem Torhüter als zusätzlichem Anspielstation lässt sich der Ball besser kontrollieren. Die Folge: Wenn die Mannschaft vor allem den Ballbesitz in den eigenen Reihen zum Ziel hat, wird auch der Torhüter bei dieser Spielweise mehr mit dem Ball in Berührung kommen. Es gibt aber auch Mannschaften, die nach der Balleroberung den Ball gerne zum Torhüter zurückspielen, um das Spiel zu beruhigen und den Aktionsraum zu vergrößern, wenn der zu bespielende Raum zu eng wird. Auch bei dieser Variante erreicht der Keeper viele Ballkontakte.

Ein Torhüter kann aber auch als Spieleröffner in seiner Mannschaft eingebunden sein. Er ist der einzige Spieler, der keinen Gegenspieler hat. Deshalb kann er den Ball in vielen Situationen ohne Gegnerdruck mit Übersicht lang nach vorne auf einen Angreifer spielen, zumal wenn das gegnerische Team weit aufgerückt ist und der Torhüter eine gute Spieleröffnung beherrscht. Diese besondere Fähigkeit zeigt in der Bundesliga vor allem der Bielefelder Stefan Ortega. Kein anderer Torhüter spielt lange Bälle mit so viel Druck, flacher Flugbahn und so platziert wie er. Nicht nur einmal hat er mit einem überragenden langen Pass ein Tor seiner Mannschaft eingeleitet. Wenn ein Torhüter auf diese Weise ins Spiel seiner Mannschaft eingebunden wird, hat dies beim Torhüter eine höhere Anzahl an Ballkontakten zur Folge.

Ein Torhüter kann aber auch ins Angriffsspiel eingebaut werden. Mit Hilfe des Schlussmannes kann eine Überzahlsituation hergestellt werden, um mit nummerischer Überlegenheit eigene Angriffe in Überzahl besser ausspielen zu können. Viele werden sich noch an die Spielzeit 2017/18 erinnern, als Christian Tietz Mitte März nach der Entlassung von Bernd Hollerbach das HSV-Ruder übernahm. Der neue HSV-Trainer erwartete von seinem Torhüter Julian Pollersbeck, dass er offensiv mitspielt, auch außerhalb des Strafraums aktiv und maßgeblich an der Spieleröffnung der Hamburger beteiligt ist. Pollersbeck war also der elfte Feldspieler im System Titz. Der damalige HSV-Keeper spielte nahezu auf gleicher Höhe mit den beiden Innenverteidigern, um so eine Überzahlsituation zu schaffen. Er agierte also erster Aufbauspieler. Obwohl Tietz den HSV nicht mehr vor dem Abstieg retten konnte, sorgte er mit seiner taktischen Maßnahme für viel Aufsehen in Fachkreisen. Diese Definition des Torwartspiels führt zwangsläufig zu vielen Ballkontakten.

Weniger Ballkontakte haben hingegen Torhüter, deren Teams mit aggressivem Pressing möglichst schnell bereits in der gegnerischen Spielhälfte den Ball erobern wollen und nach dem Ballgewinn den Ball möglichst schnell vertikal in die Spitze spielen, um so möglichst schnell zum Torabschluss zu kommen. Dieses Spielsystem pflegt z.B. RB Leipzig. Die Folge: RB-Schlussmann Peter Gulasci hat am zweitwenigsten Ballkontakte aller Bundesligatorhüter.

Die Topwerte in der Bundesligageschichte

Hohe Ballkontaktzahlen sind nicht neu. Der heutige Barca-Keeper Marc-Andre ter Stegen lieferte in seiner Gladbacher Zeit Topwerte in Serie: Für den Spitzenplatz reichen seine 92 Ballaktionen gegen Hertha 2011 aber nicht. Denn Yann Sommer schrammte Anfang September 2018 gegen den FC Augsburg nur knapp an der magischen Marke von 100 Ballaktionen vorbei. Seine 98 Momente mit Ball sind dennoch einsame Spitze.

Torwartspiel 1. Bundesliga

Artur Stopper

Artur Stopper

Mit über 25 Jahren Erfahrung als Torwarttrainer weiß Artur, wie Torhüter ticken. Deshalb bevorzugt er Themen, die die Welt der Torhüter ausmachen: Vereinswechsel, Tiefschläge, Pechsträhnen, Höhenflüge, Emotionen, Ersatzbank, Halbgötter, Erfolge.

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