Wie in Text 1 dargestellt, sind Affirmationen eine der einfachsten und bekanntesten Methoden, wenn es darum geht, sich selbst zu ändern. Durch selbstbejahende Sätze, die wir uns selbst wieder und wieder sagen, können unsere Gedanken umprogrammiert werden.
In unserem Leben befinden wir uns in ständiger Kommunikation mit unserer Umgebung: mit dem Partner, dem Chef, mit Freunden oder anderen Menschen. Am meisten sind wir aber im inneren Dialog mit uns selbst. Wir führen diese Gespräche häufig, wenn auch meist leise nur im Kopf. Sie sind wichtig für uns, weil wir mit ihrer Hilfe Informationen sortieren und bewerten, leider oft zu negativ. Für Leistungssportler ist diese Selbstgesprächsregulation eine wichtige und häufig eingesetzte Methode, den Glauben und das Vertrauen in die eigene Leistungsstärke zu steigern oder zu festigen. Obwohl diese Methode recht simpel ist, ist sie bei konsequentem Einsatz äußerst wirkungsvoll. Auch für Torhüter können Affirmationen hilfreich sein.
Negative Selbstgespräche lähmen Torhüter?
Alltag eine wichtige Rolle. Tagtäglich sind wir im inneren Austausch mit uns. Wir reflektieren das Erlebte, kommentieren unser eigenes Handeln und unsere Leistung. Meist gehen wir mit uns selbst weit kritischer um als unsere Umwelt. Jeder Torhüter kennt die Situation nach einem Fehler nur zu gut. Während Mitspieler meist einfühlsam und aufbauend mit dem Torhüter umgehen („Weiter geht`s …“, „Du hast uns auch schon viele Punkte gerettet …“) und ihn aufmuntern, macht sich der Torhüter oft Selbstvorwürfe („Wie kann ich nur so bescheuert sein ..“) oder zweifelt grundsätzlich an seinen Fähigkeiten („Ich bin so schlecht …“). Oft halten diese selbstzerstörerischen Vorwürfe auch noch nach dem Spiel oder sogar noch länger an. Diese Aussagen bleiben aber meist nicht ohne Wirkung auf die zukünftigen Leistungen des Torhüters. Denn diese Selbstgespräche besitzen einen großen Einfluss auf unser Denken, auch wenn uns diese inneren Gespräche mit uns selbst als unwichtig oder banal erscheinen. Die Autoren Reinhardt und Bergmann formulieren es in ihrem Buch „YES YOU CAN!“ in Abwandlung von Barack Obamas Leitspruch „Yes, we can“ so: „Zu einem großen Teil …. stehen wir im Leben da, wo wir stehen aufgrund der Dinge, die wir zu oder über uns sagen.“ Die Folgerung daraus: Wenn wir positive Gedanken für uns formulieren, ändern sich nach einer Weile auch das eigene Verhalten und das Gefühl. Genau das ist das Ziel von Affirmationen. Die positiven Gedanken hinterlassen eine neue, hilfreiche „Denkspur“ im Gehirn!
Wie können Affirmationen Torhütern helfen
Wahrscheinlich haben schon viele Torhüter den Satz „Fang doch den Ball“ laut geäußert, wenn sie den Ball nicht gehalten haben, obwohl dies möglich gewesen wäre. Wiederholt der Torhüter diese Selbstkritik z.B. in dem Satz „Nie fang ich den Ball“, kann sich dieser destruktive Glaubenssatz früher oder später als Faktum ins Unterbewusstsein einschleichen. Die Folge: Der Torhüter wird unsicher und versagt deshalb in dieser Situation in der Folge öfters. Reinhardt/Bergmann formulieren es in ihrem bereits erwähnten Buch so: „Wenn du davon überzeugt bist, in etwas nicht gut zu sein, dann wirst du darin auch nie gut werden. Selbstgespräche können also zu einer Art selbsterfüllender Prophezeiung werden.“
Da uns das Unterbewusstsein zu großen Teilen steuert und bestimmt, ist es wichtig, die eigenen Gedanken aus einer negativen in eine positive Richtung zu lenken. Positive Selbstgespräche (Affirmationen) können uns dabei entscheidend helfen.
Voraussetzungen für die Wirksamkeit von Affirmationen
Wichtig ist zunächst, keine negativen Worte wie „NICHT“ oder „KEIN“ zu verwenden, sondern nur positive Gedanken. Zudem sollten Affirmationen knapp und möglichst nur in einem kurzen Satz formuliert sein, um sie schnell und leicht zu verinnerlichen.
Entscheidend ist aber die innere Bereitschaft des Torhüters. Er muss offen dafür sein, seine Gedanken „zu ändern, um so zu werden, wie er es sich wünscht.“ Kein Arzt der Welt wird Rückenschmerzen beheben können, wenn der Patient nicht aktiv an der Behebung der Schmerzen, z.B. durch Stabilisationsübungen, mitarbeitet. Ebenso verhält es sich bei der Veränderung von Glaubenssätzen, die sich über viele Jahre in der Vergangenheit verfestigt haben. Der Wille und die Bereitschaft, etwas am Bisherigen ändern zu wollen, sind die Voraussetzung zu einer neuen Denkweise.
Eine weitere Voraussetzung: Der Torhüter muss an die Kraft der Affirmation glauben! Es genügt nicht, irgendwelche einstudierten Sätze nur oft genug zu wiederholen. Glaubenssätze brennen sich erst in das Unterbewusstsein ein, wenn der Sprecher ganz und gar von den formulierten Worten überzeugt ist. Das kann er aber nur sein, wenn er seine Ziele nicht zu hoch ansetzt. Schöne Worte allein genügen nicht, der angesteuerte Wunschzustand muss erreichbar und realistisch sein. Für Reinhardt/Bergmann geht es „nicht darum, alles schönzureden, sondern nicht alles schlechtzureden. Schwierige Situationen positiv zu formulieren, das ist das eigentliche Ziel von Affirmationen. „Bleib mit deinen Gedanken so nah an der Realität und gleichzeitig so optimistisch wie möglich“, sehen Reinhardt/Bergmann den Sinn von positiven Selbstgesprächen.