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Zeit und Raum sind in der Entwicklung des Fußballs im vergangenen Jahrzehnt immer knapper geworden. Als Folge daraus hat sich das Spieltempo im modernen Fußball rasant beschleunigt. Damit einhergehend sind die Anforderungen an die technischen, athletischen und kognitiven Komponenten der Spieler extrem gestiegen. Das gilt in gleichem Maße für die Torhüter. Sie müssen im Spiel Situationen schneller erkennen und passende Handlungen schnellstmöglich abrufen. Voraussetzung dafür, dass diese Herausforderung gut gelingt, ist eine gute visuelle Wahrnehmung. Diese Fähigkeit des Torhüters muss im Trainingsalltag durch kognitive Trainingsinhalte geschult werden. So lernt der Torhüter, Informationen schneller aufzunehmen, zu verarbeiten und dadurch optimale Entscheidungen zu treffen.

Um kognitive Elemente zu schulen, gibt es inzwischen verschiedene Angebote auf dem Markt. Eine gute Möglichkeit, kognitiv sehr spielnah zu trainieren, bieten unter anderem die Bälle der neugegründeten Colorball Company aus München, die wir euch im Folgenden vorstellen wollen.

Colorballs - Einsatz im Torwarttraining

"Unser Grundgedanke hinter den Colorballs ist, dass die Spieler durch die kognitiven Reize bei Spielformen immer aufmerksam sind", erklärt Gründer Benjamin Götz, ehemaliger Jugendtrainer an den NLZ des FC Heidenheim, dem FC Augsburg und des TSV 1860 München. "Wir koppeln Informationen an die Ballfarbe und wechseln die Bälle in Spielformen schnell durch."

Marc Lamberger, der mit Benjamin Götz beim TSV 1860 zusammenarbeitete, erkannte schnell den Mehrwert, den die Colorballs auch im Torwarttraining haben können. Der 33-Jährige ist Inhaber der Torwarttrainer A-Lizenz und seit 2023 als Torwarttrainer beim österreichischen Bundesligisten Austria Klagenfurt tätig. "Marc hat die Colorballs gesehen und direkt gemeint, dass diese im Torwartbereich sehr nützlich sind. Es gibt viele Möglichkeiten, die Bälle sowohl im Torwarttraining als auch anschließend im Mannschaftstraining einzusetzen, um Spieler und Torhüter besser zu machen", erklärt Götz.

Marc Lamberger setzt die Colorballs inzwischen im Torwarttraining der Profis von Austria Klagenfurt mehrmals pro Woche ein. “Die bunten Bälle bieten gute Möglichkeiten, technische Übungen mit kognitiven Inhalten zu verknüpfen. Es fördert die Aufmerksamkeit der Keeper im Training", sagt der Münchener. Für die Colorball Company erstellt er inzwischen kleine Übungspakete, die Anregungen für Kollegen bieten können.

Lamberger wendet die Colorballs unter anderem bei Übungen für die Hand-Auge-Koordination sowie im Flankentraining an. Er verknüpft z.B. jede Farbe mit einer anderen Anschlussaktion, rot beispielsweise mit einem Sidevolley, grün mit einem Abwurf, gelb mit dem Abrollen, blau mit einem Chipball. Aber auch im Bereich der Spieleröffnung gibt es gute Möglichkeiten für den Einsatz der Colorballs. So lässt sich z.B. der grüne Ball einem bestimmten Zieltor zuordnen, in das der Ball geschossen werden muss, oder die Farbe des Balles bedeutet eine Vorgabe zum ersten Kontakt. Der Kopf muss jedenfalls immer dabei sein.

Auch weitere Trainerkollegen in Österreich testen die Bälle aktuell, darunter ÖFB-Torwarttrainerausbilder Roland Goriupp, LASK-Profitorwarttrainer Philip Großalber und Markus Glänzer, Torwartkoordinator beim Wolfsberger AC. "Wir sind gespannt auf das Feedback verschiedener Trainer, nicht nur aus dem Torwartbereich", sagt Götz. Einen Service bietet die Colorball Company bereits an. Auf ihrem Internetportal sollen unter anderem Trainingspakete für Mannschafts- und Torwarttrainer entwickelt werden, um den Interessierten geeignete Übungen zum Einsatz der Bälle weiterzureichen.

"Ein Muss ist generell nichts als Zusatzmaterial, für ein gutes Torwarttraining reichen Bälle und ein Tor”, bekräftigt Lamberger. “Bei sechs bis sieben Trainingseinheiten pro Woche sind neue Reize und vor allem abwechslungsreiche Übungen aus meiner Sicht aber enorm wichtig, um den Spaß und die Motivation im Training hoch zu halten. Daher baue ich gerne neue Elemente wie die Colorballs ein, zumal die Rückmeldungen der Keeper top waren.”

Vorschläge zum Einsatz der Bälle

a) Spieleröffnung

Eine Möglichkeit, die Colorbälle für kognitives Training einzusetzen, bietet die Spieleröffnung, wie die folgende Grafik zeigt.

Der Innenverteidiger (rotes Trikot) spielt dem Torhüter einen grünen Ball zu. Die Aufgabe des Torhüters ist es nun, den grünen Ball direkt in das "grüne" Tor spielen, in unserem Beispiel in das Tor 3. Um die Handlungsschnelligkeit des Torhüters zusätzlich zu steigern, kann der Zuspieler vor dem Zuspiel - je nach Leistungsstand des Keepers - näher an den Torhüter heranrücken, um den Torhüter dadurch mehr unter Druck zu setzen und damit die Zeit zur Verarbeitung der Information zu beschleunigen.

Diese Vorgaben können die Aufgabe zusätzlich erschweren:

  • Zuspieler läuft nach dem Pass den Torhüter an
  • Anzahl der Kontakte nennen: "1", "2"
  • Blaze Pods an den Toren anbringen, die die Farben wechseln
  • Swivel-, Loch- oder Strobobrille einsetzen

b) Hand-Auge-Koordination + Basistechnik

Aber auch im Techniktraining lassen sich kognitive Aufgaben sinnvoll einbauen, wie das folgende Video zeigt:

Der Trainer schießt mehrere Bälle in verschiedener Höhe aus der Golden Zone in Richtung Torhüter, um die Basis-Fangtechniken zu festigen. Anschließend bekommt der Torwart aus spitzem Winkel drei verschiedenfarbige Bälle zugeworfen, die er einhändig fängt. Gleichzeitig nennt er passend zur Farbe einen Fußballverein, der für diese Farbe steht, z.B. grün für Werder Bremen.

Mit ein bisschen Fantasie lassen sich viele andere Übungen mit den Colorbällen kreieren, mit deren Hilfe der Kopf des Torhüters gefordert und dadurch die Handlungsschnelligkeit verbessert werden kann.

Trainingshilfen

Artur Stopper

Artur Stopper

Mit über 25 Jahren Erfahrung als Torwarttrainer weiß Artur, wie Torhüter ticken. Deshalb bevorzugt er Themen, die die Welt der Torhüter ausmachen: Vereinswechsel, Tiefschläge, Pechsträhnen, Höhenflüge, Emotionen, Ersatzbank, Halbgötter, Erfolge.

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