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Profifußballer sind Woche für Woche einem enormen Druck ausgesetzt. Dieser Druck steigert sich noch, wenn wichtige Spiele wie Endspiele, Playoffs, Relegationsspiele, EM- oder WM-Spiele angesagt sind. In diesen Spielen liegt der Druck auf wenigen, entscheidenden Minuten und Momenten. „Wie wir mit Druck umgehen, entscheidet darüber, ob wir in etwas nur sehr gut oder wirklich großartig sind“, beschreiben die Autoren Dr. Reinhard / Bergmann in ihrem Buch „Yes you can“ die Bedeutung der Fähigkeit, mit Druck umgehen zu können. Demnach eint nach Aussage der Autoren überaus erfolgreiche Sportler neben Talent und unvergleichlicher Arbeitsmoral vor allem eines: „Sie sind unter Druck nicht zusammengebrochen, sondern haben ihn als Treibstoff benutzt.“ Doch wer oder was erzeugt den Druck in uns?

Versagen ist nicht erlaubt!

Sportliche Wettkämpfe haben eines gemeinsam: Nur das Ergebnis zählt, egal wie er erzielt wurde. „Hauptsache drei Punkte“, resümieren oft Trainer und Fans nach einem wenig begeisternden Spiel. Die Sieger werden gefeiert und manchmal zu Helden, die ihren Anhängern unvergessen bleiben. Noch fast 70 Jahre später kennen selbst junge Menschen einige Namen aus dem deutschen Weltmeisterteam von 1954. Die Verlierer hingegen werden oft als Versager gebrandmarkt und der Fokus der Öffentlichkeit ist im Anschluss nur auf die Sieger gerichtet. Einem besonders starken Druck sind Torhüter ausgesetzt, weil schon ein Fehler ein Spiel zugunsten des Gegners entscheiden kann. Daher ist die Versagensangst oft sehr hoch.

Aber auch die große Wahrnehmung des Sports in der Öffentlichkeit spielt eine Rolle. Weil heute fast jedes Spiel übertragen wird, wird in allen Medien ausführlich über die Leistung von einzelnen Spielern diskutiert In den sozialen Netzwerken gibt es zusätzliche Bewertungen und Kommentare, die oft sehr drastisch sind. Deshalb kann die Bedeutung einer bevorstehenden Aufgabe gravierende Auswirkungen auf den Erregungszustand eines Torhüters oder Sportlers haben, weil das Angstniveau steigt.

Fehlerquellen in Drucksituationen

Wohl die meisten Fußballfans erinnern sich noch an das Champions-League-Finale 2018 zwischen Real Madrid und dem FC Liverpool, als Loris Karius zwei folgenschwere Patzer unterliefen und damit die 1:3-Niederlage der Reds besiegelte. Auch andere hoch dekorierte und berühmte Keeper haben solch leidvolle Erfahrungen machen müssen. Unvergessen sind die Bilder, wie Oliver Kahn im WM-Finale 2002 fassungslos am Pfosten sitzt, nachdem der bis dahin überragende deutsche Nationalkeeper einen Schuss von Brasiliens Rivaldo nicht festhalten konnte und der Ball vor den Füßen Ronaldos landete, der zum 1:0 einnetzte. Brasilien gewann 2:0. Diese Patzer hängen den Torhütern bis heute nach, vom Shitstorm zumindest im Fall Karius ganz zu schweigen. Doch warum passieren selbst Weltklasse-Torhütern solche Fehler? Die Gründe können je nach Torhütertyp unterschiedlich sein. Konzentrationsfehler, Wetterverhältnisse oder der Zustand des Rasens können Ursachen dafür sein, aber auch die Drucksituation selbst. Nach derzeitigem Forschungsstand gibt es zwei Theorien, warum es in Drucksituationen manchmal zum Scheitern kommt. Beide Theorien bauen darauf, worauf der Torhüter in der Situation seine Aufmerksamkeit lenkt.

Theorie 1: Nachdenken behindert Automatismen

Sinn des Trainings ist, Bewegungsabläufe durch ständige Wiederholungen zu automatisieren. Indem eine Bewegung immer wieder eingeschliffen wird, läuft sie irgendwann ohne Nachdenken ab, sozusagen wie von selbst. Dieser Automatismus kann unter Drucksituationen ins Wanken geraten. Wenn sich der Torhüter zu sehr auf die Ausführung der Bewegung konzentriert, stört das die bereits automatisierte Bewegungsprozesse. Denn die Versagensängste bewirken, dass wir Bewegungsabläufe und Handlungen plötzlich hinterfragen, um unter allen Umständen einen Fehler zu vermeiden. Die Folge: Eigentlich automatisierte Bewegungen werden nicht mehr reibungslos durchgeführt. Der Torhüter denkt nach, statt einfach zu machen. Seine Aufmerksamkeit richtet sich also mehr darauf, wie die Bewegung richtig ablaufen soll, statt sich auf die bestmögliche Lösung der Situation zu konzentrieren.

Theorie 2: Versagensängste lenken ab

Die Ablenkungstheorie besagt genau das Gegenteil. Nach deren These kann es zu Leistungseinbußen kommen, wenn die Aufmerksamkeit nach außen, sprich weg von dem Bewegungsablauf hin zu äußeren oder inneren Umständen abdriftet. Besonders die Torhüterposition ist einem enormen psychischen Druck ausgesetzt, weil ein Fehler oft eine große Auswirkung hat und oft zu einem Tor führt. Wenn der Druck wahrgenommen wird, steigt das Angstniveau. Die Folge ist, dass der Torhüter von Gedanken abgelenkt ist, wie Selbstzweifeln, Versagensängsten oder Gedanken an zurückliegende Misserfolge in vergleichbaren Situationen, und dadurch nicht die volle Aufmerksamkeit auf die eigentliche Aufgabe oder voll die Bewegungshandlung richten kann. Dadurch geht die Konzentration auf die jeweilige Situation verloren und Fehler schleichen sich ein.

Zusammengefasst gibt es also zwei Formen des Versagens unter Druck: Zum einen hinterfragen wir plötzlich alle Handlungen und denkt zu viel darüber nach, anstatt einfach die gewohnten Bewegungsabläufe beizubehalten. Zum anderen werden wir von leistungsabträglichen Gedanken abgelenkt und so in unseren Automatismen gestört.

Wie mit Druck umgehen?

Auf Drucksituationen kann man sich vorbereiten und lernen, besser damit umzugehen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine Option ist das Prognose- und Einmaligkeitstraining. Bei dieser Trainingsform werden im Training Drucksituationen geschaffen, die für den Torhüter Konsequenzen haben. Aber auch durch Entspannungsübungen wie Atemtechniken oder Mentaltraining können dazu beitragen, den Druck abzumildern oder besser mit der Drucksituation umgehen zu können. In Folgebeiträgen werden wir euch erklären, was damit gemeint ist.

Analysen

Artur Stopper

Artur Stopper

Mit über 25 Jahren Erfahrung als Torwarttrainer weiß Artur, wie Torhüter ticken. Deshalb bevorzugt er Themen, die die Welt der Torhüter ausmachen: Vereinswechsel, Tiefschläge, Pechsträhnen, Höhenflüge, Emotionen, Ersatzbank, Halbgötter, Erfolge.

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