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Lange Flugbälle hinter die weit aufgerückte Abwehrkette sind im modernen Fußball ein probates Mittel, den Abwehrverbund des Gegners zu überwinden. Dem Torhüter fällt dabei die schwierige Aufgabe zu, neben seinem Tor zusätzlich den Raum zwischen Tor und Abwehrkette als Art „Libero“ zu verteidigen und die richtige Entscheidung für die Klärung der Aktion zu treffen. Er muss sich entscheiden, ob er seinen Strafraum verlässt, um den Ball abzulaufen und die Torgefahr so zu verhindern, oder ob er den Raum innerhalb des Strafraums mit einer guten Positionierung oder im 1-gegen-1 verteidigen will.

Die Aufgabe des Torwarttrainers ist es, seine Torhüter durch geeignete Übungen mit der Spielsituation vertraut zu machen und ihnen so Hilfen an die Hand zu geben, die Aktion erfolgreich zu lösen. Denn wenn der Torhüter während des Trainingsprozesses öfters mit ähnlichen Situationen konfrontiert ist, kann er den Moment besser zu seinen Gunsten entscheiden. Für eine richtige Entscheidung muss der Torhüter auf die kleinsten Details achten: Wie stark wird der Ball gespielt, wie sind die Qualität des Rasens und die Wetterbedingungen (Sonne, Wind, Regen), wie die Richtung des Passes und die Drehung des Balles? Zugleich muss der Torhüter die Position des Tores, seine Startposition und Entfernung zum eigenen Tor erfassen.

Andrey Shpilev, Torwarttrainer beim russischen Erstligisten FC Ural Jekaterinburg, hat sich sowohl mit der Theorie als auch mit der praktischen Umsetzung dieser speziellen Spielsituation im Torwarttraining befasst. Goalguard stellt euch seine Trainingseinheit vom Aufwärmen bis zum Hauptteil vor.

Die Aufwärmung

a) Teil 1

Der Trainer bereitet die Torhüter auf die möglichen Bewegungsabläufe in dieser Spielsituation vor. Dazu wirft er dem Torhüter die Bälle so zu, dass dieser die Situation entweder per Kopfstoß, per Fuß mit der Innenseite, als Ballangriff oder im Sprung nach einem Rückwärtslauf klären kann.

b) Teil 2

Nun passt der Trainer den Ball aus dem Mittelkreis und damit aus größerer Distanz mit dem Fuß in Richtung Tor. Torhüter 1 klärt den Pass mit dem Fuß, dem Kopf oder mit den Händen innerhalb und außerhalb des Strafraums. Die anderen beiden Torhüter setzen ihn dabei halbaktiv unter Druck.

Die Hinführung

Der Trainer spielt den Pass aus dem Mittelkreis flach oder als Aufsetzer in Richtung Strafraum. Torhüter 2 fungiert als Stürmer auf Höhe der Dummies. Mit dem Pass des Trainers bewegt er sich in Richtung von Torhüter 1, um ihn unter Druck zu setzen. Torhüter 3 hingegen befindet sich in der Nähe der Seitenauslinie. Er fungiert als mögliche Anspielstation für Torhüter 1.

TH 1 muss erkennen, ob er den Pass auf TH 3 spielen kann. Das Signal dafür lautet: Wenn TH 3 mit dem Gesicht zu TH 1 steht, ist er anspielbar. Dreht er TH 1 den Rücken zu, ist er nicht anspielbar. In diesem Fall bereinigt TH 1 dann die Situation mit einem langen Pass. Auf diese Weise wird bei TH 1 neben der Technik gleichzeitig auch die Wahrnehmung geschult. Die Aufgabe des Torhüters in dieser Übung ist es also, die richtige Entscheidung zu treffen, ob ein Anspiel auf dem Mitspieler oder ein klärender Schlag die bessere Option in dieser Spielsituation ist.

Der Hauptteil

a) Hauptteil 1: Scannen (kognitives Training)

Das Ziel dieser Übung ist, dass der Torhüter die wahrscheinliche Passrichtung des Ballführenden erkennt, indem er wahrnimmt, welcher Spieler des Gegners in Richtung Tor antritt, damit die wahrscheinliche Anspielstation für den Passgeber ist und die eigentliche Torgefahr darstellt.

Ablauf der Übung: Der Torwart befindet sich in einer Position mit dem Rücken zum Feld und den Partnern. Der Trainer bestimmt einen der Torhüter 2 oder 3 für die Rolle eines aktiv angreifenden Stürmers. Nach einem Signal dreht sich Torhüter 1 mit dem Blick zum Spielfeld. Der Trainer jongliert den Ball, während sich TH 2 und 3 langsam zum Tor hinbewegen. Dann legt der Trainer den Ball auf dem Boden ab und ist bereit für einen schärferen Pass. In diesem Moment hält einer der Torhüter an, während der andere sich weiter zum Tor in der Nähe der Dummies bewegt, die verschiedene Farben haben. Torhüter 1 muss die Farbe (blau, weiß, grün, rot) nennen, an der sich der "Gegner" befindet, und richtet sein Stellungsspiel in dessen Richtung aus, um eine Zwischenposition einzunehmen. Bei korrekter Ausrichtung der Position befindet sich der Torwart näher an der Zone, in die der Pass wahrscheinlich erfolgen wird.

b) Hauptteil 2: Entscheidungsfindung

In dieser Übung muss sich der Torhüter entscheiden, ob er herauskommt, um die Situation zu bereinigen, oder ob sich eher fallen lässt, um eine gute Position zum Schützen einzunehmen. Zugleich muss er die Möglichkeit eines Direktschusses im Auge behalten.

Ablauf der Übung: Direkt nach dem Pass des Passgebers muss der Torhüter die Flugbahn und die Geschwindigkeit des Balles wahrnehmen, um zu entscheiden, ob er den Ball ablaufen oder eher eine gute Positionierung zum Adressaten des Balles einnehmen soll. Gleichzeitig muss er aber auch die Option eines Direktschusses über den Torhüter hinweg in seine Überlegungen einbeziehen.

Durch das Einbeziehen kognitiver Elemente wie der Wahrnehmung sowie der Entscheidungsfindung versucht Andrey Shpilev, seine Torhüter möglichst gut auf die Bewältigung dieser schwierigen Aufgabe der Raumverteidigung vorzubereiten.

Trainingshilfen

Artur Stopper

Artur Stopper

Mit über 25 Jahren Erfahrung als Torwarttrainer weiß Artur, wie Torhüter ticken. Deshalb bevorzugt er Themen, die die Welt der Torhüter ausmachen: Vereinswechsel, Tiefschläge, Pechsträhnen, Höhenflüge, Emotionen, Ersatzbank, Halbgötter, Erfolge.

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