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Die Situation ist einem Torhüter bestens vertraut. Ein gegnerischer Spieler bewegt sich aus zentraler Position mit dem Ball auf sein Tor zu. Zwei gegnerische Angreifer bieten sich seitlich als Anspielstationen an, während die beiden Innenverteidiger (hier verkörpert durch Airbodys) versuchen, den Raum nach innen zu schließen. Während das Spielgeschehen immer näher an sein Tor heranrückt, richtet der Torhüter seine ganze Konzentration darauf, wie er die Aktion erfolgreich lösen und einen Torerfolg des Gegners verhindern kann. Doch welche Möglichkeiten hat er in den verschiedenen Spielsituationen und wie findet er die richtige?

Andrey Shpilev, Torwarttrainer beim russischen Erstligisten FC Ural, hat dazu klare Vorstellungen. Für ihn ist entscheidend, dass der Torhüter die verschiedenen Optionen erkennt, die der Gegner in dieser Spielsituation hat. Nur dann kann er sich rechtzeitig darauf einstellen. Bevor er eine endgültige Entscheidung trifft, welche Aktion er wählt, um die Situation zu klären, führt er in der Regel zunächst eine Rückwärts-Bewegung aus und wählt eine Zwischenposition, aus der heraus er am besten auf jede Absicht des Gegners reagieren kann.

Welche Optionen hat der Ballführende aus dem Zentrum?

Um sein Handeln auf die Möglichkeiten des Gegners auszurichten, muss der Torhüter sich zuerst bewusst sein, welche Optionen ein gegnerischer Spieler aus dem Zentrum heraus überhaupt hat, um einen Torangriff erfolgreich abzuschließen.

Option 1: Pass nach außen

Wenn der Ballführende einen Ball an den Innenverteidigern vorbei nach außen spielt, hängt das Torwartverhalten von zwei Aspekten ab. Zum einen kann es dem Angreifer passieren, dass sein erster Ballkontakt schlecht ist und er den Ball deswegen zu weit vorlegt. Diesen Moment muss der Torhüter nutzen, um den Ball eventuell mit einem Ballangriff frühzeitig abzufangen. Bringt der Angreifer hingegen mit einem guten ersten Ballkontakt den Ball unter Kontrolle und kann schießen, stoppt der Torhüter seine Bewegung rechtzeitig ab, um aus einer guten Grundstellung heraus auf den Schuss reagieren zu können.

Option 2: Steckball durch Schnittstelle der Innenverteidiger

Ähnlich wie bei Option 1 verhält sich der Torhüter auch bei Steckbällen zwischen den Innenverteidigern hindurch. Meist wird bei diesen Steckbällen in die Tiefe der Abstand des Schützen zum Keeper geringer als bei Pässen nach außen. Der Keeper muss sich deshalb entscheiden, ob er mit einem Ballangriff den Ball erreichen und damit frühzeitig sichern kann oder ob er sich eher für den kurzen oder langen Block als Abwehrmöglichkeit entscheidet.

Option 3: Direktschuss

Neben Steckbällen oder einem Pass auf einen der Angreifer muss der Torhüter aber auch immer damit rechnen, dass der Ballführende aus größerer Entfernung einen Direktschuss wagt. Deshalb muss der Torhüter darauf achten, ob der Ballführende eine Ausholbewegung zu einem Schuss macht. Erkennt er, dass der Ballführende beabsichtigt zu schießen, muss er seine Position verändern, indem er aus der Zwischenposition in Richtung Tor zurückfällt. Er muss also seine Zwischenposition zugunsten der Grundstellung in Tornähe aufgeben, um aus dieser Position heraus den Schuss abwehren zu können. Während dieser Rückwärtsbewegung muss er den Oberkörper leicht nach vorne gebeugt halten, um in Balance zu bleiben und auf einen guten Abdruck vorbereitet zu sein.

Option 4: Chip über Abwehrspieler

In jüngster Zeit kann man beobachten, dass manche Mittelfeldspieler die auf einer Linie stehende Abwehrkette mit einem Lupfer überspielen. In einer solchen Situation, in der der Ball in den Raum zwischen dem Torwart und dem angreifenden Spieler fällt, kann der Torhüter meist nur durch einen aggressiven Angriff nach vorne den Ball abfangen oder blockieren.

Option 5: 2:1-Situation gegen Torhüter

Besonders schwierig ist die Situation für den Keeper, wenn er zwei gegnerischen Spielern ohne Gegnerdruck im Strafraum gegenübersteht. Für Andrey Shpilev hat der Torhüter in diesem Fall keine andere Möglichkeit, als für die Gegner bis zuletzt unangenehm zu sein. Wie er das macht? Zweifellos sind seine Möglichkeiten begrenzt. Ihm bleibt z.B. die Möglichkeit, den Ballführenden schnell anzulaufen, wenn dieser den Ball erst mit dem zweiten Kontakt spielen kann. Auch kann der Keeper darauf spekulieren, dass ein möglicher Querpass nicht sauber oder zu kurz gespielt ist und er ihn deshalb unterbinden kann. Möglicherweise kann der Torhüter einen Querpass auch antizipieren und sich nach einer schnellen Seitbewegung noch rechtzeitig in die Schussbahn des angespielten Mitspielers werfen.

Eines wird bei diesen Überlegegungen deutlich: Der Torhüter muss in dieser Situation viele Aspekte bedenken und im Auge behalten, um erfolgreich zu sein. Eine gute Wahrnehmung, Konzentrationsfähigkeit und peripheres Sehen helfen ihm dabei. Eine gute Raumverteidigung braucht viele Erfahrungswerte, die im Training nur bedingt trainiert werden können. In jedem Fall muss der Torwart aber von einem Grundsatz überzeugt sein: Je mehr er richtig macht, umso größer ist seine Chance, einen Treffer zu verhindern.

Zum Abschluss haben wir euch noch eine längeres Video angefügt, das zeigt, wie Andrey Shpilev das Verhalten seiner Torhüter in diesen Spielsituationen schult.

Torwartspiel

Artur Stopper

Artur Stopper

Mit über 25 Jahren Erfahrung als Torwarttrainer weiß Artur, wie Torhüter ticken. Deshalb bevorzugt er Themen, die die Welt der Torhüter ausmachen: Vereinswechsel, Tiefschläge, Pechsträhnen, Höhenflüge, Emotionen, Ersatzbank, Halbgötter, Erfolge.

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