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Bereits 1863 wurden in London die ersten Regeln im Fußball festgelegt. Im Laufe der folgenden Jahre und Jahrzehnte wurden das Regelwerk immer wieder verändert. Regeln wurden eingeführt und wieder gestrichen, vorhandene Richtlinien verändert oder der Entwicklung des Spiels angepasst. Manche Regeländerungen haben das Spiel aber sogar elementar verändert. Beispiele? Im Jahr 1968 wurden erstmals zwei Auswechslungen zugelassen, 1970 Gelbe und Rote Karten eingeführt, seit 1992 gibt es die Rückpassregel, 2017 kam der VAR (Videoschiedsrichter) hinzu. Das Ziel der Regeländerungen war immer dasselbe. Das Spiel sollte attraktiver, gerechter oder schneller werden.

Viele Neuerungen in Laufe der Geschichte machten Sinn, einige waren aber sprichwörtlich für die Tonne. Einige Regeln, wie die Abseits- oder Handspielregel, sorgen trotz mehrfacher Änderungen bis heute immer noch regelmäßig für Diskussionsstoff. Andere Vorschläge wurden angedacht und diskutiert, dann aber wieder verworfen. Drei Elemente blieben hingegen in all den Jahren immer gleich: Die runde Form des Balles, die Spieldauer von 90 Minuten und die Größe der Fußballtore.

Buffon schlägt größere Tore vor

Letzteres würde Gianluigi Buffon nun gerne verändern. Neu ist der Vorschlag nicht, den Italiens Torwart-Legende, der 657 Spiele in der höchsten italienischen Liga absolvierte, fünfmal zum Welttorhüter gekürt wurde und 2006 Italien zum Weltmeistertitel führte, in einem Interview mit der italienischen Zeitung "Tuttosport" wieder ins Spiel gebracht hat. Im Ruhestand ist dem 48-Jährigen aufgefallen, dass die Torhüter im Laufe der Jahre immer größer wurden, das Tor aber nicht entsprechend mitgewachsen ist. Denn seit dem 19. Jahrhundert hat ein Fußballtor dieselben Abmessungen: acht Yards (rund 7,32 Meter) breit und acht Fuß hoch (etwa 2,44 Meter). Seine Erkenntnis: Nach der Anfangszeit des Fußballs, in der das Tor wahrscheinlich zu groß für die damaligen Torhüter gewesen sei, so Buffon, habe es eine "Zeitspanne von 50, 60 Jahren" gegeben, in der die Maße zu der Größe der Torhüter passten. Wenn man aber in der heutigen Zeit einige Spieler und Torhüter betrachte, könnte es sein, dass die Tore mittlerweile zu klein geworden sind.

Seine Ausgangsthese ist eindeutig. Ein Vergleich der Körpergröße von Torhüter zwischen früher und heute belegt, dass Torhüter tatsächlich immer größer werden. So lag in der Bundesliga in der vergangenen Saison 2022/23 die Durchschnittsgröße der zum Einsatz gekommenen Torhüter bei 1,91 Metern, 1972/73 war der durchschnittliche Bundesliga-Torwart noch gerade mal 1,82 Meter groß.

Die Zunahme an Körpergröße der Keeper hat für Buffon Auswirkungen auf das Spiel. Denn körperliche Größe bringe laut Buffon gerade auf der Torhüterposition Vorteile mit sich. Dies lasse sich etwa bei Distanzschüssen in den Statistiken ablesen: "Vor dreißig Jahren hat man aus fünfzig Schüssen zehn Tore erzielt, heute sind es nur noch drei." Und weiter: "Aus der Ferne ist es viel schwieriger, gegen einen Zwei-Meter-Torwart ein Tor zu schießen." Die Zunahme der Körpergröße führte aus Sicht Buffons in der jüngeren Vergangenheit zu weniger Toren. Diese Entwicklung will Buffon durch größere Tore ausgleichen. Goalguard hat untersucht, ob Buffons These, dass mehr Größe der Torhüter weniger Tore bedeuten, überhaupt stimmt und ob die Lösung für mehr Treffer in einer Vergrößerung der Tore liegt.

Ein Blick auf die Torstatistik

Ob Buffons Überlegungen und Vorschläge berechtigt ist, soll ein Blick auf die Anzahl der Tore in den verschiedenen Spielzeiten in der 60-jährigen Geschichte der Bundesliga und der WM zeigen.

a) Torentwicklung in der Bundesliga

In der langen Geschichte der Bundesliga wurden in all den Jahren im Durchschnitt 3,06 Tore pro Spiel erzielt. Ein Blick in die Statistik zeigt aber, dass es durchaus Unterschiede gab in der Anzahl der erzielten Tore in den verschiedenen Spielzeiten. Dabei ist auffällig, dass es in der Bundesliga-Geschichte eine längere Phase gab, in der der Durchschnitt der erzielten Tore über 17 Jahre hinweg über diesem Durchschnittwert lag. Das betrifft den Zeitraum von der Saison 1971/72 bis 1987/88. In dieser Zeitphase lag die Anzahl der geschossenen Tore teils sogar deutlich über dem Schnitt. In der Saison 1973/74 wurde sogar mit 1085 Toren der Höchstwert an jemals in der Bundesliga geschossenen Toren erreicht. Das entspricht einem Durchschnittswert von 3,5458 Tore pro Spiel. Zum Vergleich: In der vergangenen Saison 2022/23 wurden in Deutschlands höchster Spielklasse 971 Tore, als 114 Tore weniger erzielt.

Aber ebenfalls über einen langen Zeitraum gab es eine Phase in der langen Bundesliga-Geschichte, in der dieser Durchschnittswert über viele Jahre hinweg unterschritten wurde. Im Anschluss an diese „goldenen Jahre“ erfolgte nämlich eine Periode von 29 Jahren, in denen – abgesehen von der Saison 2013/14 – die Anzahl an erzielten Toren immer unter dem Gesamtdurchschnitt aller Bundesligajahre lag.

Ein Blick in die jüngste Vergangenheit zeigt, dass sich die Entwicklung wieder zum Positiven verändert hat. Denn seit der Saison 2018/19 wurden in allen folgenden Spielzeiten wieder mehr Tore erzielt als im Durchschnitt der Bundesliga-Geschichte. Die Anzahl an Toren nimmt also seit einigen Jahren wieder zu.

b) Anzahl der Tore in der WM-Historie

Ebenfalls interessant ist ein Blick auf die WM-Statistik. Die durchschnittliche Anzahl an erzielten Toren bei einer WM beträgt 2,82 Tore pro Spiel. Verfälscht wird dieser Wert aber durch die hohe Anzahl an Toren in der Anfangszeit der WM von 1938 bis 1954, wo durchschnittlich vier bis fünf Tore pro Spiel erzielt wurden. Der Höchststand an Toren aller bisherigen 22 Turniere wurde 1954 bei der WM in der Schweiz mit 5,4 Toren pro Spiel erreicht.

Nimmt man jedoch die Entwicklung der Toranzahl in jüngerer Zeit seit der WM 1974 in Deutschland zum Maßstab, wurden mit einem Durchschnittswert von 2,5581 Toren bei den 13 WM-Turnieren, die in dieser Zeitspanne durchgeführt wurden, deutlich weniger Tore erzielt.

Wirft man aber der Blick auf die Entwicklung bei den jüngsten drei Turnieren, ändert sich die Entwicklung. Denn seit der WM 2014 in Brasilien (2,67 Tore pro Spiel) lag der Durchschnittswert an Torerfolgen wie auch in den beiden folgenden Turnieren 2018 in Russland (2,64) und 2022 in Katar mit (2,699) immer über den langjährigen Mittelwert. Bei der letzten Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar wurden sogar insgesamt 172 Tore erzielt und damit drei mehr als vier Jahre zuvor in Russland. Mit diesem Wert ist die WM 2022 der bisheriger Rekordhalter an Toren seit der WM 1998 in Frankreich, bei der erstmals 64 Partien durchgeführt wurden.

Betrachtet man also die lange Zeitspanne der Bundesliga-Historie und die WM-Turniere, bestätigt sich Buffons These nicht, dass bei größeren Torhütern automatisch weniger Tore fallen. Die Zahlen sprechen eindeutig eine andere Sprache. Offensichtlich hängt die Anzahl der geschossenen Tore von mehr ab als von der Keeper- und Torgröße, vermutlich vor allem von den Spielphilosophien der Trainer. Es gab Zeiten in der WM-Historie, in denen das Spiel eher von defensiver Ausrichtung geprägt war, und Zeiten, in denen eher der Offensivfußball im Vordergrund stand. Diese beiden unterschiedlichen Konzepte schlugen sich direkt in dem Torquoten nieder. Meist orientierte sich die Entwicklung der Spielweisen an den erfolgreichen Teams. Nachdem z.B. Italien 1982 mit einer defensiven Ausrichtung, dem allseits bekannten Catenaccio - der Umschreibung für eine sehr defensive Spielsystem, das in erster Linie darauf ausgerichtet ist, kein Tor zu erhalten -, Weltmeister geworden war, passten auch andere Teams ihre Spielweise diesem erfolgreichen Spielsystem an. Vier Jahre später wurde Argentinien mit einer eigenen Version des bereits beschriebenen Catenaccio Weltmeister. Wenig überraschend wurden gerade in diesem Jahrzehnt weniger Tore erzielt.

In den vergangenen beiden Jahrzehnten wurde die Attraktivität des Fußballs durch taktische Veränderungen (Spielsystem, Auflösung des Liberos, Pressing und Gegenpressing) und ausgefeiltere Mittel, um die gegnerische Abwehr zu überwinden, gesteigert. Offensivgeist war wieder angesagt. Die logische Folge: Die Anzahl der Tore nahm wieder zu, sowohl in der Bundesliga als auch im internationalen Fußball.

Aufgrund diese Entwicklungslage ergibt Gianluigi Buffons Idee, die offensichtlich im Gespräch mit Verwandten und seiner Frau gewachsen war, wie er in dem Interview mit „Tuttosport“ offenbarte, zum jetzigen Zeitpunkt wenig Sinn. Vielleicht hätte er sich mit seinen Gedankenspielen im Familienkreis noch etwas zurückhalten oder Fakten heranziehen sollen, bevor er seine familiären Überlegungen öffentlich ausplauderte. Böse Zungen könnten behaupten, dass die ehemalige Torwart-Legende aus Italien vielleicht auch einfach nur mal wieder das Bedürfnis hatte, in der öffentlichen Wahrnehmung nicht vergessen zu werden.

Blickpunkt Gianluigi Buffon

Artur Stopper

Artur Stopper

Mit über 25 Jahren Erfahrung als Torwarttrainer weiß Artur, wie Torhüter ticken. Deshalb bevorzugt er Themen, die die Welt der Torhüter ausmachen: Vereinswechsel, Tiefschläge, Pechsträhnen, Höhenflüge, Emotionen, Ersatzbank, Halbgötter, Erfolge.

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