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Schon seit Beginn der Bundesliga spielen ausländische Torhüter in Deutschlands Eliteliga. Beim Bundesligastart in der Saison 1963/64 war bei 1860 München die Torhüterposition mit dem Jugoslawen Petar Radenkovic besetzt, der über viele Jahre eine der schillerndsten und besten Torhüter in der Bundesliga bleiben sollte. Auch andere großartige ausländische Torhüter wie der Schwede Ronnie Hellström (1.FC Kaiserslautern) oder der Belgier Jean-Marie Pfaff (Bayern München) waren über viele Jahre absolute Leistungsträger in ihren Vereinen. Es gibt nur wenige Spielzeiten in der über 50-jährigen Bundesligageschichte, in denen nur deutsche Torhüter die Position als Nummer eins besetzten.

Seit einigen Jahren nehmen immer mehr Torhüter aus dem Ausland die Stammposition zwischen den Pfosten der Bundesliga ein. Obwohl allseits Deutschlands Torhütertradition sowie die Torwart-Ausbildung in den heutigen Nachwuchszentren überschwänglich gelobt werden, läuft die Entwicklung in den Toren der Bundesligavereine in eine andere Richtung. Aktuell besitzen sieben Stammtorhüter der Bundesliga keinen deutschen Pass: Die Schweizer Yann Sommer (Borussia Mönchengladbach) und Roman Bürki (Borussia Dortmund), der Belgier Koen Casteels (VfL Wolfsburg), der Ungar Peter Gulascsi (RB Leipzig), der Norweger Rune Jarstein (Hertha BSC), der Finne Lukas Hradecky (Bayer 04 Leverkusen) und der Tscheche Juri Pavlenka (Werder Bremen).

Spielzeiten ohne ausländische Stammtorhüter

In der langen Geschichte der Bundesliga gab es aber auch Spielzeiten, in denen sämtliche Stammpositionen ausschließlich mit deutschen Torhütern besetzt waren. Erstmals war dies in der Saison 1981/82 der Fall. Anfang der 90er-Jahre (1989/90, 1990/91, 1991/92 und 1995/96) standen sogar über mehrere Spielzeiten hinweg nur deutsche Torhüter zwischen den Pfosten der Erstligavereine. Im Zuge der Globalisierung hat sich die Situation in den letzten Jahrzehnten aber verändert. Immer mehr Stammpositionen wurden von ausländischen Torhütern besetzt. Die folgende Grafik zeigt diese Entwicklung seit der Saison 2006/07.

Blick in die Bundesligakader

Wie oben grafisch dargestellt, besetzen in der aktuellen Saison 2018/19 sieben ausländische Torhüter in der Bundesliga die Position der Nummer eins. Dies entspricht einem Anteil von 38,8 %. Betrachtet man die Kader der Bundesligisten insgesamt, liegt der Anteil ausländischer Torhüter mit 29,6 % etwas niedriger. Immerhin besitzt aber fast ein Drittel aller Torhüter in den Kadern von Deutschlands Eliteklasse keinen deutschen Pass. Doch aus welchen Ländern bezieht die Bundesliga ihre ausländischen Torhüter? Ein Blick auf die folgende Grafik gibt eine Antwort auf diese Frage. Fast die Hälfte aller Torhüter der Bundesliga aus dem Ausland kommt aus der Schweiz (5) oder Österreich (3). Nur noch Tschechien konnte mehr als einen Torhüter in der Bundesliga platzieren.

Gründe für diese Entwicklung

Marvin Hitz vom FC Augsburg

Wenn man die aktuelle Entwicklung betrachtet, stellt sich die Frage nach den Gründen, warum trotz nachweislich hervorragender Ausbildung der Nachwuchskeeper in den Ausbildungszentren der Vereine die Verantwortlichen immer öfter auf Internationalität setzen. Ein Grund ist sicherlich, dass auch in anderen Ländern Hervorragendes bei der Ausbildung von Torhütern geleistet wird. Nicht von ungefähr waren in den vergangenen Spielzeiten neben den bereits genannten Schweizer Torhütern Yann Sommer und Roman Bürki mit Marwin Hitz (FC Augsburg) und Diego Benaglio (VfL Wolfsburg) zwei weitere Torhüter aus unserem Nachbarland einige Jahre Stammtorhüter in ihren Vereinen.

Die Gründe für die Verpflichtung ausländischer Torhüter sind vielfältig. Speziell für unser Nachbarland Schweiz gibt es dafür einen guten Grund. Mit Chefausbilder Patrick Foletti haben die Schweizer einen der Top-Torwarttrainer Europas in ihren Reihen. Die Torhüter im Spitzenbereich genießen unter seiner Federführung eine hervorragende Förderung, aber auch die Schulung der Torhüter im Nachwuchsbereich wird von Folettis Richtlinien maßgeblich mitbestimmt und beeinflusst. Manchmal spielt aber auch der Faktor Glück eine Rolle. „Wir alle waren vielleicht auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort, es hat alles gepasst. Aber die Ausbildung ist natürlich schon ein großer Punkt", sagte der Ex-Augsburger Hitz einmal zur Tatsache, dass Eidgenossen ausgerechnet ins Torwart-Land Deutschland zum Exportschlager geworden sind.

Roman Bürki vom Borussia Dortmund

Wie bereits betont, stammt die Hälfte aller Torhüter ohne deutschen Pass aus der Schweiz (5) oder aus Österreich (3). Torhüter aus diesen Ländern haben den Vorteil, dass sie aufgrund ihrer Sprache und Mentalität keine Verständigungs- und Anpassungsprobleme in der Bundesliga haben. Die Integration dieser Torhüter in ein Mannschaftsgebilde fällt deshalb in der Regel sehr leicht. Der entscheidende Punkt ist aber wohl das gute Preis-Leistungs-Verhältnis. So kam z.B. Lukas Hradecky, der finnische Nationaltorwart mit slowakischen Wurzeln, zur Saison 2015/16 für ca. 2 Millionen Euro vom dänischen Spitzenklub Bröndby Kopenhagen zu Eintracht Frankfurt. Deutsche Torhüter mit dieser Klasse wären für einen solchen Preis wohl kaum zu bekommen gewesen. Schnell stieg Hradecky zum Publikumsliebling und Leistungsträger in Reihen der Hessen auf und steigerte seinen Marktwert in kurzer Zeit auf ungefähr 4 Millionen Euro.

Inzwischen bei Bayer 04 Leverkusen unter Vertrag, beträgt sein aktueller Marktwert 12 Millionen Euro. Ähnliche Beispiele gibt es genügend. Roman Bürki (Borussia Dortmund) z.B. besaß in seiner Zeit beim SC Freiburg einen Marktwert von 2,5 Millionen Euro. Für die recht günstige Ablösesumme von 3,5 Millionen Euro, die er sich beim seiner Verpflichtung festschreiben ließ, wechselte er zu Borussia Dortmund. Inzwischen wird sein Marktwert auf 8,5 Millionen Euro beziffert. Im Sommer 2017 wechselte der tschechische Nationaltorhüter Juri Pavlenka für 3 Millionen von Slavia Prag zu Werder Bremen. Innerhalb von eineinhalb Jahren hat er seinen Marktwert mit aktuell 10 Millionen mehr als verdreifacht. Noch drastischer ist das Beispiel Peter Gulasci von RB Leipzig. Der Marktwert Gulascis betrug bei seinem Wechsel von RB Salzburg zu den Sachsen 1,75 Millionen. Heute liegt er bei 8 Millionen.

Lukas Hradecky von Bayer 04 Leverkusen

Beliebig viele Beispiele ließen sich weiter anführen. Sie zeigen, dass hohe Qualität bei Torhütern aus international sportlich weniger bedeutenden Ländern manchmal sehr preisgünstig zu bekommen ist, weil der Markt in den Herkunftsländern noch nicht so aufgebläht ist wie in Deutschland, England, Spanien, Italien oder Frankreich. Hinzu kommt, dass Vereine aus den genannten Ländern international kaum im Rampenlicht stehen und deshalb die Qualität der Torhüter international weniger wahrgenommen wird, was sich im Preis niederschlägt. Oder wer von uns hat Hradecky, Bürki, Pavlenka oder Gulasci vor ihrem Wechsel in die Bundesliga wirklich gekannt?

Analyse Statistiken

Artur Stopper

Artur Stopper

Mit über 25 Jahren Erfahrung als Torwarttrainer weiß Artur, wie Torhüter ticken. Deshalb bevorzugt er Themen, die die Welt der Torhüter ausmachen: Vereinswechsel, Tiefschläge, Pechsträhnen, Höhenflüge, Emotionen, Ersatzbank, Halbgötter, Erfolge.

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